von Gast » Dienstag, 20. Mai 2025, 00:14:27
Für mich stellt sich diese Dynamik so dar:
ST war joggen, erfährt am 4.10. davon, dass jemand umgekommen ist - und vielleicht auch schon, dass Zeugen gesucht werden, die etwas gesehen haben. Ob er sich da schon angesprochen gefühlt hat, ist schwer zu sagen (er hatte ja nichts gesehen), aber bei seiner Vorgeschichte muss man davon ausgehen, dass er sich damals schon langsam unwohler gefühlt hat. Bei jemandem, der schon vor einfacheren sozialen Situationen Angst hat, kann das schnell zu innerer Panik führen (ich fand den Vergleich von @bla_bla mit der Prüfungssituation da sehr passend). Und er hatte schon mitbekommen, dass der Besitzer der Holzkern-Uhr schnell in die Schlagzeilen gekommen ist.
Dann kommt die Joggersichtung und der konkrete Aufruf, sich zu melden. ST steigert sich in seine Panik hinein. Die Mutter ist genervt, dass er sich nicht "einfach" melden kann - und überhaupt, dass er so unselbständig ist (leider passiert das gerade Eltern mit Kindern, die etwas aus der Reihe fallen - "irgendwann muss es doch mal gut sein").
Letztendlich (und das war ja sogar sehr zeitnah) willigt ST doch ein, er will keinen Streit. Er geht allein hin (ein Riesen-Fehler), seine Mutter sagt ihm nochmal, dass er einfach alle Fragen beantworten soll und dass er es dann auch schon wieder hinter sich hat.
Er sitzt zwei Polizisten gegenüber. Beide sind gut vorbereitet, er ist es nicht, kann es nicht sein. Und ist auch nicht geübt im Umgang mit solchen Situationen.
Also macht er, was die Polizisten ihm sagen. Gibt sein Handy ab und lässt sich quasi (obwohl nur Zeuge) erkennungsdienstlich behandeln.
Er hat Klamotten mitgebracht und eine schwarze, lange Hose angezogen zu seinem Termin. Es sind fast drei Wochen vergangen seit der Joggingrunde. Vielleicht hat ST mehrere Hosen zum Joggen. Und er weiß nicht, dass diese Hose später eine wichtige Rolle spielen wird. Wer erinnert sich schon, was er drei Wochen zuvor anhatte?
Aber es läuft gut, ST verliert seine Angst langsam, die Beamtin ist nett.
Er versucht, sich an die Laufroute zu erinnern. Die Karte, die ihm die Polizisten vorlegen, ist schlecht kopiert. Er zeichnet seine Route ein, es ist drei Wochen her.
Endlich kann er gehen.
Wieder zuhause, geht es ihm besser, es ist gut gelaufen, er hat es hinter sich.
Drei Wochen später wird er nochmal vorgeladen.
Die Beamten haben Nachfragen. Und er soll nochmal andere Kleidung mitbringen.
Bei der Vernehmung beantwortet er die Fragen so gut es geht. Auch die Frage, wann genau er von dem Mord erfahren hat. Er überlegt, es ist fast sechs Wochen her. Es muss der Montag gewesen sein. Vielleicht ist er verwirrt wegen des Feiertags, denn: In Wirklichkeit war es der Dienstag.
Er sagt anfangs noch, er ist sich nicht sicher. Aber die Polizisten fragen nach. Er will nicht, dass sie denken, er ist blöd, also bleibt er bei Montag. Und erzählt von seiner Freundin V, die er an dem Tag getroffen hat.
Die Beamten geben ihm sein Handy zurück. Die WhatsApp-Nachrichten und Geodaten, aus denen sich ergeben hätte, dass ST sich im Tag geirrt hat, haben sie nicht ausgewertet.
Wie die Tat abgelaufen sein könnte, wird er gefragt. Er vermutet, der Täter hat H im Auto mitgenommen - weil der Auffindeort so weit weg ist.
Und was könnte die Tatwaffe sein? Irgendwas aus dem Auto, spontan fällt ihm aber nichts ein. Er soll spekulieren, also nennt er einen Stein, passend zu den schon lange veröffentlichten Verletzungen.
Dann soll er nochmal seine Laufroute einzeichnen. Der Hinweg weicht minimal von seiner letzten Zeichnung ab. Der Rückweg ist identisch.
Die Beamten sehen Widersprüche.
Sie laden V zur Zeugenvernehmung ein. ST schreibt ihr noch, dass die eine Beamtin voll nett ist, versucht ihr die Angst zu nehmen. Sie will es schaffen - weil sie auch ST helfen will. Sie ist überzeugt, er hat mit dem Mord nichts zu tun.
Aber es kommt anders. Die Situation überfordert V. Es ist von einem Anwalt die Rede. Wozu brauche ich einen Anwalt, fragt sie sich.
Sie erinnert sich nicht mehr, an welchem Tag genau sie sich mit ST getroffen hat. Es ist so lange her, fast sieben Wochen. Vielleicht der Montag - ja, der könnte es gewesen sein. Sie steht unter Druck. In Wirklichkeit war es der Dienstag. Sie hatte am Mittwoch ihrer Schwester von dem "Treffen gestern" geschrieben.
Auch sie stellt ihr Handy vorübergehend den Beamten zur Verfügung - aber die Nachrichten und Handydaten, aus denen sich ergeben hätte, dass ST und V sich im Tag geirrt haben, werden erst 14 Monate später ausgewertet.
Kurz darauf wird V aus der vermutlich ersten Vernehmung ihres Lebens kommen und in heller Aufregung mehren Personen schreiben, dass sie und ST verdächtigt werden, H umgebracht zu haben. Dass ST als Beschuldigter gilt. Und dass sie Angst hat.
Und sie schreibt, dass sie sich im Tag geirrt hat. Dass es nicht der Montag war.
Was diese Vernehmung mit ihr gemacht hat, weiß niemand. Auch nicht, wie viel sie falsch verstanden hat oder ob sie doch mehr unter Druck gesetzt wurde als es normalerweise üblich ist. Die Vernehmung wurde nicht aufgezeichnet.
Aber die Polizei geht jetzt von Täterwissen aus: ST wusste aus ihrer Sicht schon am Montag, den 3.10., von der Leiche - und er wusste von dem Stein.
Am Abend nach Vs Vernehmung wird eine Krisensitzung einberufen. Eigentlich sollte es eine Party sein. Aber V ist mittlerweile völlig neben der Spur, hat regelrecht Panik. Und da sie weiß, dass sie mit dem Mord nichts zu tun hat, glaubt sie langsam aber sicher, dass es ST doch war. Polizisten können sich doch nicht soo sehr irren. Soll sich ihr Freund doch endlich stellen, damit sie nicht mehr verdächtigt wird und endlich ihre Ruhe hat. Sie war noch nie in einer derartigen Situation, kann nicht mehr klar denken.
Auf der Party sprechen sie über den Fall. Die Polizei hat ihr gesagt, sie darf ST nicht sagen, dass er verdächtigt wird. Also sagt sie nichts.
Das muss sie auch nicht. ST merkt es. Oder er hat es schon von jemand anderem erfahren. Die Situation wird immer angespannter. Keiner sagt was, aber der Verdacht steht überdeutlich im Raum. Bis ST dann sein "Spaßgeständnis" macht. Vielleicht hofft er, damit die Situation zu entschärfen. Oder es ist der immense Druck, der auf ihm lastet. Er ist am Ende, kriegt seine Angst nicht mehr in den Griff, lässt sich volllaufen.
Am nächsten Tag wird V nochmal vorgeladen und befragt.
Warum sie plötzlich doch wieder behauptet, dass sie ST am Montag getroffen hat, wird keine Rolle mehr spielen. Denn plötzlich geht alles sehr schnell: Um 13.30 erfolgt STs Festnahme, um 16.30 wird sein Zuhause durchsucht.
Ab da sitzt ST ein Jahr in U-Haft, bis sein Prozess beginnt.
Die Handydaten der Beteiligten werden erst nach Prozessbeginn, Anfang 2024, ausgewertet. Oder gar nicht.
Von Drüben Seite 678 um 23.16
Gute Zusammenfassung
Nur sollte man dazu sagen, dass Verena am 3. 10. Zweimal und am 4. 10 einmal nach Aschau gefahren ist zwecks Kontakt mit dem Jogger.
Die Ermittler haben sich gierigst auf den Jogger gestürzt weil die Kostümpartys mit den Eiskellerbesuchern nichts brachten und vom Klinkenputzen wegen der Holzuhr hatten sie schon Schwielen.
Da wärs ja dann saudoof gewesen, wenn wegen der Handyauswertung kein Täterwissen zustande gekommen wäre.
Der Knastzeuge wurde gezielt zum Spekulatiusessen platziert um aus der Ermittlungsakte des TV eine schöne Räuberpistole zu machen.
Die Pflichtverteidiger waren keine harten Nüsse und es hätte so schön enden können im kgl. bay. Landgericht wenn die Rick nicht gekommen wäre.
[quote] Für mich stellt sich diese Dynamik so dar:
ST war joggen, erfährt am 4.10. davon, dass jemand umgekommen ist - und vielleicht auch schon, dass Zeugen gesucht werden, die etwas gesehen haben. Ob er sich da schon angesprochen gefühlt hat, ist schwer zu sagen (er hatte ja nichts gesehen), aber bei seiner Vorgeschichte muss man davon ausgehen, dass er sich damals schon langsam unwohler gefühlt hat. Bei jemandem, der schon vor einfacheren sozialen Situationen Angst hat, kann das schnell zu innerer Panik führen (ich fand den Vergleich von @bla_bla mit der Prüfungssituation da sehr passend). Und er hatte schon mitbekommen, dass der Besitzer der Holzkern-Uhr schnell in die Schlagzeilen gekommen ist.
Dann kommt die Joggersichtung und der konkrete Aufruf, sich zu melden. ST steigert sich in seine Panik hinein. Die Mutter ist genervt, dass er sich nicht "einfach" melden kann - und überhaupt, dass er so unselbständig ist (leider passiert das gerade Eltern mit Kindern, die etwas aus der Reihe fallen - "irgendwann muss es doch mal gut sein").
Letztendlich (und das war ja sogar sehr zeitnah) willigt ST doch ein, er will keinen Streit. Er geht allein hin (ein Riesen-Fehler), seine Mutter sagt ihm nochmal, dass er einfach alle Fragen beantworten soll und dass er es dann auch schon wieder hinter sich hat.
Er sitzt zwei Polizisten gegenüber. Beide sind gut vorbereitet, er ist es nicht, kann es nicht sein. Und ist auch nicht geübt im Umgang mit solchen Situationen.
Also macht er, was die Polizisten ihm sagen. Gibt sein Handy ab und lässt sich quasi (obwohl nur Zeuge) erkennungsdienstlich behandeln.
Er hat Klamotten mitgebracht und eine schwarze, lange Hose angezogen zu seinem Termin. Es sind fast drei Wochen vergangen seit der Joggingrunde. Vielleicht hat ST mehrere Hosen zum Joggen. Und er weiß nicht, dass diese Hose später eine wichtige Rolle spielen wird. Wer erinnert sich schon, was er drei Wochen zuvor anhatte?
Aber es läuft gut, ST verliert seine Angst langsam, die Beamtin ist nett.
Er versucht, sich an die Laufroute zu erinnern. Die Karte, die ihm die Polizisten vorlegen, ist schlecht kopiert. Er zeichnet seine Route ein, es ist drei Wochen her.
Endlich kann er gehen.
Wieder zuhause, geht es ihm besser, es ist gut gelaufen, er hat es hinter sich.
Drei Wochen später wird er nochmal vorgeladen.
Die Beamten haben Nachfragen. Und er soll nochmal andere Kleidung mitbringen.
Bei der Vernehmung beantwortet er die Fragen so gut es geht. Auch die Frage, wann genau er von dem Mord erfahren hat. Er überlegt, es ist fast sechs Wochen her. Es muss der Montag gewesen sein. Vielleicht ist er verwirrt wegen des Feiertags, denn: In Wirklichkeit war es der Dienstag.
Er sagt anfangs noch, er ist sich nicht sicher. Aber die Polizisten fragen nach. Er will nicht, dass sie denken, er ist blöd, also bleibt er bei Montag. Und erzählt von seiner Freundin V, die er an dem Tag getroffen hat.
Die Beamten geben ihm sein Handy zurück. Die WhatsApp-Nachrichten und Geodaten, aus denen sich ergeben hätte, dass ST sich im Tag geirrt hat, haben sie nicht ausgewertet.
Wie die Tat abgelaufen sein könnte, wird er gefragt. Er vermutet, der Täter hat H im Auto mitgenommen - weil der Auffindeort so weit weg ist.
Und was könnte die Tatwaffe sein? Irgendwas aus dem Auto, spontan fällt ihm aber nichts ein. Er soll spekulieren, also nennt er einen Stein, passend zu den schon lange veröffentlichten Verletzungen.
Dann soll er nochmal seine Laufroute einzeichnen. Der Hinweg weicht minimal von seiner letzten Zeichnung ab. Der Rückweg ist identisch.
Die Beamten sehen Widersprüche.
Sie laden V zur Zeugenvernehmung ein. ST schreibt ihr noch, dass die eine Beamtin voll nett ist, versucht ihr die Angst zu nehmen. Sie will es schaffen - weil sie auch ST helfen will. Sie ist überzeugt, er hat mit dem Mord nichts zu tun.
Aber es kommt anders. Die Situation überfordert V. Es ist von einem Anwalt die Rede. Wozu brauche ich einen Anwalt, fragt sie sich.
Sie erinnert sich nicht mehr, an welchem Tag genau sie sich mit ST getroffen hat. Es ist so lange her, fast sieben Wochen. Vielleicht der Montag - ja, der könnte es gewesen sein. Sie steht unter Druck. In Wirklichkeit war es der Dienstag. Sie hatte am Mittwoch ihrer Schwester von dem "Treffen gestern" geschrieben.
Auch sie stellt ihr Handy vorübergehend den Beamten zur Verfügung - aber die Nachrichten und Handydaten, aus denen sich ergeben hätte, dass ST und V sich im Tag geirrt haben, werden erst 14 Monate später ausgewertet.
Kurz darauf wird V aus der vermutlich ersten Vernehmung ihres Lebens kommen und in heller Aufregung mehren Personen schreiben, dass sie und ST verdächtigt werden, H umgebracht zu haben. Dass ST als Beschuldigter gilt. Und dass sie Angst hat.
Und sie schreibt, dass sie sich im Tag geirrt hat. Dass es nicht der Montag war.
Was diese Vernehmung mit ihr gemacht hat, weiß niemand. Auch nicht, wie viel sie falsch verstanden hat oder ob sie doch mehr unter Druck gesetzt wurde als es normalerweise üblich ist. Die Vernehmung wurde nicht aufgezeichnet.
Aber die Polizei geht jetzt von Täterwissen aus: ST wusste aus ihrer Sicht schon am Montag, den 3.10., von der Leiche - und er wusste von dem Stein.
Am Abend nach Vs Vernehmung wird eine Krisensitzung einberufen. Eigentlich sollte es eine Party sein. Aber V ist mittlerweile völlig neben der Spur, hat regelrecht Panik. Und da sie weiß, dass sie mit dem Mord nichts zu tun hat, glaubt sie langsam aber sicher, dass es ST doch war. Polizisten können sich doch nicht soo sehr irren. Soll sich ihr Freund doch endlich stellen, damit sie nicht mehr verdächtigt wird und endlich ihre Ruhe hat. Sie war noch nie in einer derartigen Situation, kann nicht mehr klar denken.
Auf der Party sprechen sie über den Fall. Die Polizei hat ihr gesagt, sie darf ST nicht sagen, dass er verdächtigt wird. Also sagt sie nichts.
Das muss sie auch nicht. ST merkt es. Oder er hat es schon von jemand anderem erfahren. Die Situation wird immer angespannter. Keiner sagt was, aber der Verdacht steht überdeutlich im Raum. Bis ST dann sein "Spaßgeständnis" macht. Vielleicht hofft er, damit die Situation zu entschärfen. Oder es ist der immense Druck, der auf ihm lastet. Er ist am Ende, kriegt seine Angst nicht mehr in den Griff, lässt sich volllaufen.
Am nächsten Tag wird V nochmal vorgeladen und befragt.
Warum sie plötzlich doch wieder behauptet, dass sie ST am Montag getroffen hat, wird keine Rolle mehr spielen. Denn plötzlich geht alles sehr schnell: Um 13.30 erfolgt STs Festnahme, um 16.30 wird sein Zuhause durchsucht.
Ab da sitzt ST ein Jahr in U-Haft, bis sein Prozess beginnt.
Die Handydaten der Beteiligten werden erst nach Prozessbeginn, Anfang 2024, ausgewertet. Oder gar nicht. [/quote]
Von Drüben Seite 678 um 23.16
Gute Zusammenfassung
Nur sollte man dazu sagen, dass Verena am 3. 10. Zweimal und am 4. 10 einmal nach Aschau gefahren ist zwecks Kontakt mit dem Jogger.
Die Ermittler haben sich gierigst auf den Jogger gestürzt weil die Kostümpartys mit den Eiskellerbesuchern nichts brachten und vom Klinkenputzen wegen der Holzuhr hatten sie schon Schwielen.
Da wärs ja dann saudoof gewesen, wenn wegen der Handyauswertung kein Täterwissen zustande gekommen wäre.
Der Knastzeuge wurde gezielt zum Spekulatiusessen platziert um aus der Ermittlungsakte des TV eine schöne Räuberpistole zu machen.
Die Pflichtverteidiger waren keine harten Nüsse und es hätte so schön enden können im kgl. bay. Landgericht wenn die Rick nicht gekommen wäre.