@Klugscheißer
Danke für den Link und Infos
@Kalle
Ich kann da nur für mich sprechen - ich habe kein Interesse, eine Tatschuld des Angeklagten herbeizureden. Und ebensowenig, auf Teufel komm raus eine hypothetisches plausibles Unfallszenario zu konstruieren, um ihn in meinen Augen zu entlasten. An dieser Stelle interessieren mich der TV und irgendwelche Aussagen oder Kameraaufnahmen gar nicht, es hätte im Falle eines Tötungsdelikts erstmal genauso auch jemand anderes gewesen sein können.
Mich interessiert an der Stelle nur das mögliche Zustandekommen der Verletzungen. Und wenn ich mich recht erinnere, habe ich mir da heute Mittag meine eigenen Gedanken gemacht und versucht, sie darzulegen, so gut es mir eben möglich ist. Irgendwelche Gutachten oder Äußerungen etwaig parteiischer Stimmen blieben dabei unberücksichtigt.
Was Klugscheißer angeht, sie hat mir auf meine Frage geantwortet, was zu den Kopfverletzungen bekannt ist, nichts weiter. Warum das bei dir so eine spöttische (oder zynische?) Antwort triggert, ist mir unverständlich. Ich meine, für eine Schlammschlacht zwischen "Team STA" und "Team Verteidigung" sind wir wohl kaum hier, ich jedenfalls nicht.
An der Stelle mal meine mehr oder weniger vollständigen Gedanken dazu -
Zu den Schulterverletzungen: Ich habe mir den Aufbau und Mechanik der menschlichen Schulter nochmal angesehen und vorhin deswegen mit einer Freundin telefoniert (Dr. Biologie und Medizinerin). Bei jeglicher (gewaltsamen) Armbewegung, die einen solchen Bruch möglicherweise verursachen
könnte, würde die Rotatorenmanschette/Supraspinatus und/oder die lange Bizepssehne zwangsläufig massiv beschädigt. Eine Hebelwirkung des Arms als Ursache eines Bruchs des Schulterdachs wäre eindeutig zu erkennen und bei einer Autopsie keinesfalls zu übersehen.
Da solche Begleitverletzungen eine solche Verletzungsursache beidseitig(!) als hoch wahrscheinlich Folge gröbster Handgreiflichkeit, also kein Unfall gewertet würde, jedoch nicht kommuniziert wurde, gehe ich schwer davon aus, dass solche einschlägigen Begleitverletzungen nicht vorhanden waren.
Bleibt also Krafteinwirkung von außen. Hier sollte der Verlauf der Bruchlinien und wohl auch vorhandene Hämatome die Richtung der Krafteinwirkung bestimmbar machen - da fehlen mir die entsprechenden Informationen der Autopsie.
Aber, und gerade auch in diesem Punkt habe ich meine Überlegungen dazu mit meiner Freundin "vom Fach" besprochen: Der gesamte Schulterapparat ist am Rumpf quasi elastisch aufgehängt. Abgesehen von Druck (s.u.) könnte lediglich ein sehr schneller und kräftiger Schlag (Impuls) von hinten/leicht oben (bei stehender Person) da nachvollziehbar einen Bruch verursachen - bei schmaler Trefferkante einen Riss, ansonsten eher Trümmerbruch. Dass ein im Wasser treibender Körper so auf ein Hindernis aufprallt, war uns beiden nicht wirklich vorstellbar.
Erstmal würde sich ein treibender Körper quer zur Strömung, also Bewegungs-/Stoßrichtung stellen, führt zu einer insgesamt ungeeigneten Position beim Auftreffen, weil der Körper nicht Rücken voran, sondern in Rücken, oder wahrscheinlicher Brustlage mit der
seitlichen Schulter voran treiben würde. Wenn Hindernisse links/rechts ein Querstellen des Körpers verhindern, würde der Körper "anecken" und sich quasi "zusammenfalten", also gebeugte Hüfte und Gesäß voraus. Lediglich ein Flussbett, das in diesem Bereich merklich schmaler als einen Meter ist (kleiner als Strecke Scheitel bis Gesäß bei gebeugtem Rücken) könnte den Körper dort in eine geeignete Bewegungsrichtung "Köpfer mit angelegten Armen und merklich gebeugtem Rücken" zwingen. Kommt man nun zum benötigten Hindernis, stellt man für flächige Hindernisse zweierlei fest: Erstens darf der Kopf nicht zuerst auftreffen, das würde die Bewegung vorher abbremsen und ungeeignet ablenken. Die Schulter muss den Volltreffer bekommen, bevor der Körper anderweitig mit dem Hindernis in Kontakt kommt und abgebremst/umgelenkt wird. Zweitens, je schneller das fließende Wasser auf ein flächiges Hindernis auftrifft, desto stärker ist die abdämpfende Gegenwelle, die sich bildet. Und das Wasser strömt entsprechend bereits
vor dem Hindernis stark seitwärts. Die Bewegungsrichtung der Schulter würde zwangsläufig von einem etwaigen Frontalkurs deutlich in Richtung "Vorbeigleiten" abgelenkt, sofern dafür nicht völlig der Bewegungsraum fehlt. Es bleibt da nur das "Hängenbleiben" mit der Schulter an einem Hindernis, das einerseits eine Stopwirkung hat (sonst gäbe es nicht den nötigen Schlag), andererseits im Strömungsquerschnitt so gering ausfällt, dass die Strömung dadurch quasi nicht abgelenkt wird. Man könnte sich etwa eine Eisenstange vorstellen, die fest verankert senkrecht im Wasser steht. Und da müsste der Körper eben in einem vielleicht 60-80cm breiten Kanal (für die Köpferposition) drauf zutreiben. Zur nötigen Geschwindigkeit lässt sich an der Stelle nur wenig sagen. Nur soviel, was beim ersten Auftreffen nicht bricht, geht auch durch die nachschiebende Strömung nicht kaputt. Man kann sich an der Stelle vielleicht überlegen, wie heftig man stattdessen mit so einer Eisenstange zuschlagen müsste.
Ein Drüberrutschen über Stromschnellen/Stufen im Flussbett kann den benötigten Impuls auf den Knochen wohl nicht erzeugen.
Und nachdem wir jetzt eine ungefähre Idee von so einem "maßgeschneiderten" Szenario haben - wir brauchen das dann nochmal spiegelverkehrt für die andere Schulter.
Die grundsätzliche Alternative zum Szenario "Schlag/Impulswirkung" wäre ein ausreichend hoher Druck auf das Schulterdach aus geeigneter Richtung (von hinten/ggf. leicht von oben). Zwingend nötig wäre dafür eine ausreichende Fixierung von Oberkörper/Schulter, eigentlich zwangsläufig bäuchlings liegend auf nicht zu weichem Untergrund, als Gegenlager zum Druck auf das Schulterdach (auf dem Rücken liegend dürfte nicht funktionieren). Die nötige Kraft ist ohne genauere wissenschaftliche Betrachtung nur vage abzuschätzen, uns erscheint die Schwerkraft einer Person (angenommen 60-90kg) verteilt auf beide Schultern als wahrscheinlich ausreichend.
Zur Position, man müsste die Knie weit oben und recht weit außen positionieren. Etwa senkrecht über der Armbeuge, nicht auf Gelenk oder Humerus, sondern ein bisschen weiter innen. Die Knie können dabei die Schultern leicht überragen, jedoch nicht bis zum Boden. Interessanterweise genau die Position, mit der man den Oberkörper (und Position des Kopfes) einer auf dem Bauch liegenden Person wohl am besten fixieren kann, wenn man dabei gleichzeitig beide Hände freihaben will. Vielleicht nur Einbildung, aber ich glaube fast, ich würde da als Täter diese Position mehr oder weniger instinktiv "finden".
Jedenfalls, einen unfälligen (oder handgreiflich verursachten) Sturz ins Wasser mit den Verletzungen ausschließlich durch Strömung und Hindernisse verursacht halte ich meines jetzigen Verständnis´ nach für ausgeschlossen. Aber wie schon heute Mittag gesagt, ein Experte für Verletzungen im Wasser treibender Körper bin ich natürlich nicht.
Klar, der Stein. Wo kam der her, wo ist er hin?
Niemand behauptet, es sei jedenfalls ein Stein gewesen. Es könnte nur zum Beispiel ein Stein gewesen sein.
Ein Täter, der dem Opfer folgt, könnte einen herumliegenden Stein oder anderen Gegenstand bereits zuvor in Tatabsicht aufgehoben haben, nicht erst nahe des Tatorts.
Ein Spontantäter könnte einen geeigneten Gegenstand, eher keinen Stein, einfach dabei gehabt haben. Ich denke da beispielsweise(!) an einen Bierkrug oder eine volle Bierflasche. Mit denen kann man sehr ordentlich zuschlagen, ohne dass die zersplittern und Spuren am Ort oder in der Wunde hinterlassen. Bitte nicht mit den "Glaswaren" aus Zuckerguss im Film verwechseln
Ein Stein oder anderer Gegenstand könnte gut ebenfalls im Fluss gelandet und von der Strömung mitgenommen worden sein. Selbst wenn man den zufällig in die Finger bekäme, als Tatwerkzeug identifizieren ließe er sich selten bei stumpfer Gewalt mit unspezifischem Trefferbild.
Ein Täter könnte den Stein oder anderen Gegenstand auch einfach wieder mitgenommen und später ganz anderswo entsorgt haben.
Mal ein bisschen Metaebene, weg vom Technischen. So ein paar Gedanken zu den hypothetisch beteiligten Personen.
Bei dem ganzen, natürlich meinerseits nach wie vor völlig spekulativen(!) und vom TV völlig unabhängig gedachten Szenario sehe ich in dem Vorgehen, das auf dem Bauch liegende Opfer "niederzuknien" und mit einem Gegenstand auf dessen Kopf einzuschlagen, ein maximal aggressives und brutales Vorgehen, im Fixieren fast mehr als in den Schlägen. Eskalierte Wut, Hass oder Panik, maximale Entschlossenheit (zumindest in dem Moment). Trotz der Effizienz des Vorgehens ist mir nur schwer vorstellbar, dass jemand das gerade so vorab geplant haben sollte. Viel eher ein Ablauf, der sich im Detail situativ ergab. An der Stelle aber ausschließlich mein Bauchgefühl, kann ich nicht angemessen begründen.
Gleichzeitig "nur" fünf erkennbare Schläge auf den Kopf - nicht tödlich, heißt es. Das Opfer sei letztlich ertrunken. Wohl Wasser in der Lunge, oder körperliche Schocksymptome beim Eintauchen in kaltes Wasser (was da alles im Körper automatisch abgeht, ist sehr spannend), die sich post mortem nachvollziehen ließen, die jedoch beim Eintauchen erst post mortem nicht stattgefunden hätten. Also trotz augenscheinlich maximaler Entschlossenheit und Emotionalität kein Übertöten, im Gegenteil: Hanna lebt noch, als sie ins Wasser geworfen wird, ob das dem Täter da bewusst war, bleibt natürlich soweit offen.
Anderer Gedankengang: Damit sich ein auf dem Bauch liegendes Opfer und ein daraufkniender Täter situativ ergeben, ohne dass beim Opfer einschlägige Kampf-/Abwehrspuren entstehen, wäre ein wegrennendes und vom Täter verfolgtes Opfer ein naheliegender Gedanke. Sie stolpert, fällt nach vorne, er hechtet auf sie drauf und sucht vom Tatdrang getrieben sofort nach einer Position, in der er sie bestmöglich fixiert und die Hände frei hat, gleichzeitig ihren Kopf vor/zwischen seinen Knien. Da kommt es mMn gerade zu
der Position, die geeignet wäre, beide Schulterdächer zu brechen.
Zu "Weglaufen vor einem Verfolger" und in der Situation dann Stolpern würde der Schrei gut passen, auch der erfolglose Anruf, wenn man ihn denn mal als gewollt annimmt, wäre da je nach Situation sinnig. Und was ganz anderes - wegrennend könnte sie ein gutes Stück weit gelaufen sein, vielleicht auch in eine Richtung, die mit ihrem eigentlichen Heimweg nicht mehr viel zu tun hatte oder einem als "sinnvoller Weg" gar nicht in den Sinn kommt. Nur so eine grundsätzliche Idee, hab da keine spannenden Vorschläge auf der Karte vom Gelände am Start. Also Tatort vielleicht doch ein Stück weit vom Fluss entfernt? Oder jedenfalls nicht Straße/Brücke/Parkplatz?
Auch wenn sie mit dem Alkoholpegel beim Verlassen des Eiskellers noch halbwegs unauffällig auftreten konnte, hätte sie da noch eine nennenswerte Strecke koordiniert rennen können? Ich denke schon, Angst und Panik können ziemlich schnell ziemlich nüchtern machen, da funktioniert man dann schon unerwartet gut.
Oder sie ist halt ohne Fremdbeteiligung ins Wasser gefallen, wer weiß.
Ergänzung:
Habe gerade den zwischenzeitlich geschriebenen Beitrag von @Catch22 gelesen, danke dafür. Dass der Biomechaniker Adamec ein Draufknien für nicht ausreichend hält, hatte ich komplett nicht mehr auf dem Schirm. Ich selbst meine, es könnte von der Kraft reichen, wenn ich mir die Dicke des Knochens und den Hebel ansehe, wenn man schön außen von oben draufdrückt. Aber der Fachmann liegt da wahrscheinlich viel eher richtig als ich - zumal er ja die genauen Bruchbilder kennt
