Gewalttat oder Unfall? Heftiger Schlagabtausch …
So friedlich die Drohnenbilder wirkten, so geladen war die Atmosphäre im Saal. …
… Hoch überm Scheichergraben geht es los, dann schwebt man über den Bärbach, schließlich die Prien entlang: Gewässerkunde steht … auf dem Stundenplan. 40 Menschen im Gerichtssaal folgen gespannt dem Drohnenvideo …
Stimmen die Bilder, die man da sieht?
… Aschau … aus der Luft … Alles mit Schnee überzuckert. …
… Es fällt schwer, sich vorzustellen, wie das nach heftigen Regenfällen aussehen könnte. Wie am frühen Morgen des 3. Oktober 2022. …
… Verteidigung geht von Unfall aus
Doch von wem ging die Gewalt aus? Von Sebastian T. …? Oder doch von der Umgebung, der Natur – von Felsen im Bett der Prien zum Beispiel? Kurz: War es eine Gewalttat oder ein Unfall?
Wehre, Schleusen, Rechen – all das gibt es an der Prien
… kurz nach der Autobahn München - Salzburg ein erstes privates E-Werk … Es folgen Mühlen … Dort gibt es Wehre, Schleusen, Rechen, Turbinen, Seitenkanäle. Ist es möglich, dass dort einem Körper Verletzungen zugefügt werden können, wie sie Hanna aufwies? Die Verteidigung geht davon aus.
Ob sie damit richtig liegen könnte, wird sich nicht schnell beantworten lassen. Das Video, am 27. November 2023 gedreht, gibt wenig Aufschlüsse. Bärbach und Prien führten in Hannas Todesnacht kräftiges Hochwasser. …
Am 3. Oktober 2022 war vieles anders
Rund 70 Zentimeter höher als im Video soll der Wasserspiegel … am 3. Oktober 2022 gewesen sein. Viele Steine, die im Video wie Hindernisse wirken, waren seinerzeit vielleicht reichlich von Wasser überspült. Die Prien hatte andererseits damals eine Wucht, die einem das Video nicht im mindesten vermitteln kann: 30.000 Liter Wasser sollen damals geflossen sein – pro Sekunde!
Der Mann, der vielleicht Antworten hätte, ist noch nicht geladen: Prof. Andreas Malcharek [Malcherek] …, er ist Hydromechaniker. Und, nunmehr mit Auftrag des Gerichts, Gutachter. Er wird … die Prien selbst aufsuchen. Sein Gutachten könnte dann klären, ob Verletzungen wie die von Hanna durch den reißenden Fluss erklärt werden können.
…
Scharmützel zu Beginn …
… Walter Holderle feuert gegen den Beweisantrag …, der eine Untersuchung von Sebastian T.s Smartphone vorsieht. Die Verteidigung führt an, dass Sebastian T.s nächtliches Lauf-Training und seine Spiel-Aktivität am Handy keine Zeit für einen Mord übrig gelassen hätten. Also hofft sie auf den Nachweis, dass Sebastian T. auch wirklich gespielt hat.
Walter Holderle aber geht davon aus, dass sich die Verteidigung bei der Länge der Joggingstrecke verrechnet habe. Sebastian T. habe viel mehr Zeit übriggehabt … Denn die Laufstrecke sei in Wirklichkeit nur halb so lang wie die angegebenen viereinhalb Kilometer. T. habe tatsächlich zehn, zwölf Minuten gehabt, seine Tat auszuführen.
Staatsanwalt Wolfgang Fiedler wendet sich gegen die Behauptung …, der Knastzeuge … sei ein „notorischer Lügner“. …
Verteidiger Dr. Markus Frank stellt … den nächsten Beweisantrag. Auch dieser … soll die Glaubwürdigkeit des Mithäftlings erschüttern. … Frank trägt zwei, drei Dutzend Schlagzeilen vor dem Prozess-Start vor, von Zeitungen aus ganz Bayern. Demnach könnte sich der Zeuge tatsächlich über Aspekte des Falls informiert haben.
…
Richterin Aßbichler rügt … die unvollständigen Unterlagen für den genannten Beweisantrag … Verteidiger Harald Baumgärtl breitet entschuldigend die Hände aus. …
Und dann nochmals die Belastungszeugin
Dann … war … nochmals Verena R. an der Reihe. Indirekt zumindest: Nachdem sie … die Aussage … verweigert hatte, wurden … Videoaufnahmen ihrer polizeilichen Vernehmung gezeigt. … Verena R. wiederholte ungefähr ein halbes Dutzend Male, dass es der Abend nach Hannas Tod war, an dem Sebastian T. ihr gegenüber gefährliches Wissen offenbarte. Wissen …, das zu diesem Zeitpunkt nur der Täter haben konnte.
Rosenheim24.de am 21.12.2023
https://www.rosenheim24.de/rosenheim/ch ... 41180.html