Zwei Tote in Salzgitter: Kamen Täter und Opfer aus dem Drogenmilieu?
Bei einem SEK-Einsatz in Salzgitter ist am Donnerstag ein Mann erschossen worden, der sich in einem Mehrfamilienhaus verbarrikadiert hatte. Anschließend wurde in seiner Wohnung eine weitere Leiche gefunden. Nun soll eine Mordkommission die Hintergründe klären.
Der Mann, der am Donnerstag in Salzgitter den Einsatz eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei auslöste, ist vermutlich durch einen Schuss der Polizei gestorben. Das haben erste Ermittlungen ergeben, wie die Staatsanwaltschaft Braunschweig am Freitagnachmittag mitteilte. Demnach soll der 28-Jährige an einem „spinalen Schock“ gestorben sein – infolge eines Rückenmarksdurchschusses durch die Polizei.
Spezialkräfte der Polizei hatten am Donnerstagnachmittag in Salzgitter-Lebenstedt ein Mehrfamilienhaus am Hans-Böckler-Ring gestürmt und den Mann niedergeschossen, der sich dort bei einem Bekannten verbarrikadiert und die Einsatzkräfte mit einem waffenähnlichen Gegenstand bedroht hatte. Später durchsuchten die Ermittler seine nahe gelegene Wohnung an der Einsteinstraße und fanden dort eine männliche Leiche.
Bekannter setzt den Notruf ab
Laut Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte sich der 28-Jährige, der zu diesem Zeitpunkt offenbar schon angeschossen war, am Donnerstag zu einem Bekannten im Stadtteil Fredenberg begeben, nicht weit von der eigenen Wohnung entfernt.
Dieser Bekannter setzte nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Notruf ab, dass sich in seiner Wohnung ein Mann befinde, der ärztliche Hilfe brauche. Daraufhin seien Beamte der Polizei aus Salzgitter zum Hans-Böckler-Ring gefahren, wo sich der 28-Jährige verbarrikadiert hatte.
Laut Staatsanwaltschaft hätten die Beamten das SEK aus Hannover als Verstärkung angefordert, weil sie fürchteten, „die Wohnung nicht ohne drohende Eigengefährdung zu verlassen“.
Zunächst versuchte das SEK vergeblich, den Verletzten zu beruhigen und zur Kooperation zu überreden. Die Situation sei „schließlich darin gegipfelt“, dass der 28-Jährige die Beamten in einem abgedunkelten Raum „mit einem waffenähnlichen Gegenstand“ bedroht habe. Als der Mann auf Warnschüsse nicht reagierte, habe ein Beamter auf den Mann geschossen. Trotz umgehender medizinischer Versorgung sei der 28-Jährige gestorben.
Polizei bildet Mordkommission
Warum der Mann die Beamten angegriffen hat, ist weiterhin unklar. Nach Informationen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung soll der 28-Jährige unter Drogen gestanden haben. Dies habe er zumindest gegenüber Dritten so geäußert.
Unklar ist auch, woher seine Verletzungen stammten. Der Wohnungsinhaber, der den Notruf absetzte, stehe aber nicht im Verdacht, dem 28-Jährigen etwas angetan zu haben oder mit ihm in Streit geraten zu sein.
Als die Polizei wenig später die Wohnung des Niedergeschossenen an der Einsteinstraße durchsuchte, fand sie dort eine Leiche. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der 28-Jährige das Opfer mehrere Tage zuvor in seiner Wohnung getötet hat. Beide Männer sollen Deutsche sein.
n welchem persönlichen Verhältnis die beiden Toten standen, sei noch nicht geklärt. Die Obduktion des in der Wohnung gefundenen Toten in der Rechtsmedizin Hannover war am Freitag noch nicht abgeschlossen.
Der Verdacht, dass der 28-Jährige auch Sprengstoff besessen haben soll, bestätigte sich laut Polizei nicht. Um weitere Hintergründe der Tat zu klären, hat die Polizei inzwischen eine Mordkommission gebildet. Nach Informationen der HAZ kam der 28-Jährige aus dem Drogenmilieu.
Keine Ermittlungen gegen schießenden Beamten
Nach dem tödlichen Schuss hat die Staatsanwaltschaft ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen den Beamten, der auf den 28-Jährigen schoss, werde aber nicht ermittelt. Die Untersuchungen liegen in den Händen der Staatsanwaltschaft Braunschweig und der Braunschweiger Polizei – ein üblicher Vorgang, wenn es bei einem SEK-Einsatz zu Todesfällen kommt, sagte ein Sprecher des Justizministeriums.
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