von Yanell » Mittwoch, 27. Oktober 2021, 15:50:32
https://www.maz-online.de/Lokales/Telto ... h-nach-ihr
Luckenwalder Gruppe sucht selbst nach vermisster Milina K.
Vor vier Wochen ist Milina K. aus Luckenwalde spurlos verschwunden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen vom Schlimmsten aus. In Luckenwalde gibt eine Gruppe Bürger die Hoffnung aber nicht auf und trifft sich nun täglich.
Die Gruppe hat einen festen Treffpunkt: den Luckenwalder Nuthepark.
Luckenwalde
Seit über einem Monat fehlt von Milina K. aus Luckenwalde jede Spur. Die 22-Jährige ist in einer Freitagnacht nach dem Feiern mit Freunden verschwunden. Getuschelt wird in Luckenwalde viel über den Fall. Doch öffentlich haben bisher keine großen Bürgergruppen nach ihr gesucht – bis jetzt. Seit dieser Woche treffen sich besorgte Menschen regelmäßig. „Ich finde es schlimm, dass so viele Bürger einfach weggucken“, sagt die Organisatorin aus Luckenwalde, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Wenn Milina meine Freundin gewesen wäre, könnte ich nicht zu Hause sitzen und abwarten.“
Die junge Frau ist im selben Alter wie die verschwundene Milina K., aber persönlich kannten sie sich nicht. Die Betroffenheit der Luckenwalderin rührt wohl auch daher, dass bisher niemand ausschließen kann, dass Milina K. nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war und deshalb womöglich das Opfer einer schweren Gewalttat wurde. „Ich denke immer wieder: Es hätte jede andere Tochter oder junge Mutter treffen können“, erklärt die Frau.
Über das Internet hat sie eine Gruppe gegründet. Erst nur in loser Form. Inzwischen gibt es einen Treffpunkt und feste Zeiten für die Suchaktion. Unter der Woche immer um 16 Uhr, am Wochenende um 13 Uhr treffen sie sich im Nuthepark, wo Milina K. zuletzt gesehen wurde.
„Je nachdem wie viele Menschen kommen, teilen wir uns von dort aus auf, zu Fuß oder mit dem Auto. Immer in Gruppen von vier bis fünf Personen. Niemand soll allein unterwegs sein“, erklärt die Luckenwalderin. Über die sozialen Medien haben sie einzelne Orte und größere Gebiete gesammelt, die relevant sein könnten. Sie durchforsten die Areale nicht bis ins Details, denn sie wissen, dass sie keine Polizeiarbeit leisten können. „Wir gehen einfach sehr aufmerksam spazieren.“
Zum ersten Treffen am vergangenen Samstag kamen knapp 20 Personen. Auch am Sonntag war die Beteiligung groß, berichtet die junge Luckenwalderin, die die Aktion leitet. Am Nuthepark im Luckenwalder Zentrum hatten sie ihre Suche gestartet. Auch das Wohnumfeld beispielsweise hat sich eine Gruppe näher angesehen.
„Einige dachten, Milina sei längst wieder aufgetaucht“
Unter der Woche hätten viele Unterstützer arbeitsbedingt aber weniger Zeit. „Auch ältere Menschen haben sich bei mir gemeldet und würden gern helfen, aber sie können nicht so weit laufen“, berichtet die Organisatorin. „Doch auch ihre Hilfe können wir gebrauchten, zum Beispiel beim Verteilen von Flugblättern in Geschäften.“ Sogar viele Personen, die nicht in Luckenwalde leben, gehören zu den Unterstützern. „Einige dachten, Milina sei längst wieder aufgetaucht“, berichtet sie. „Deshalb sind wir froh, dass wir über die Gruppe auch Flyer in Jüterbog, Ludwigsfelde und sogar Berlin verteilen konnten.“
Als Kritik an den offiziellen Ermittlern will die Gruppe ihr Engagement nicht verstanden sehen. „Ich weiß, dass die Polizei viel tut“, sagt die Organisatorin, „das erfährt die Öffentlichkeit aber nicht alles.“ Lange wurde von Polizei und Staatsanwaltschaft nicht öffentlich ermittelt, bis Letztere vor nicht einmal zwei Wochen die schockierende Nachricht bekannt gab: Es wurde ein Verfahren wegen des Verdachts auf ein Tötungsdelikt eingeleitet (die MAZ berichtete).
Taucher und Spürhunde suchten schon im Luckenwalder Nuthepark nach Milina K.
Trotzdem ist in der Öffentlichkeit wenig von den Ermittlungsarbeiten zu sehen. Lediglich der Einsatz von Polizeitauchern Anfang Oktober im Nuthepark hatte für viel Aufmerksam gesorgt. Von der Befragung des großen Bekanntenkreises von Milina K. und dem Einsatz von Personenspürhunden im Luckenwalder Zentrum hatte die Öffentlichkeit kaum etwas bemerkt.
Die regelmäßigen Suchaktionen sind mit den Behörden abgestimmt. Mit der Polizei steht die Gruppe in stetigem Kontakt. Auch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte der MAZ auf Anfrage, dass man von der Suche Kenntnis habe. Kommentieren wollte er das Vorgehen der Bürger nicht.
Damit sie selbst auf der sicheren Seite sind, dokumentieren die Gruppenmitglieder alle Einsätze. „Zum Beispiel falls es zu dem Fall kommt, dass unsere Fingerabdrücke auf Beweisen gefunden werden“, sagt die Organisatorin.
Von Victoria Barnack
https://www.maz-online.de/Lokales/Teltow-Flaeming/Luckenwalde/Vermisste-Milina-K.-aus-Luckenwalde-Buerger-suchen-in-Gruppen-taeglich-nach-ihr
[quote]Luckenwalder Gruppe sucht selbst nach vermisster Milina K.
Vor vier Wochen ist Milina K. aus Luckenwalde spurlos verschwunden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen vom Schlimmsten aus. In Luckenwalde gibt eine Gruppe Bürger die Hoffnung aber nicht auf und trifft sich nun täglich.
Die Gruppe hat einen festen Treffpunkt: den Luckenwalder Nuthepark.
Luckenwalde
Seit über einem Monat fehlt von Milina K. aus Luckenwalde jede Spur. Die 22-Jährige ist in einer Freitagnacht nach dem Feiern mit Freunden verschwunden. Getuschelt wird in Luckenwalde viel über den Fall. Doch öffentlich haben bisher keine großen Bürgergruppen nach ihr gesucht – bis jetzt. Seit dieser Woche treffen sich besorgte Menschen regelmäßig. „Ich finde es schlimm, dass so viele Bürger einfach weggucken“, sagt die Organisatorin aus Luckenwalde, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Wenn Milina meine Freundin gewesen wäre, könnte ich nicht zu Hause sitzen und abwarten.“
Die junge Frau ist im selben Alter wie die verschwundene Milina K., aber persönlich kannten sie sich nicht. Die Betroffenheit der Luckenwalderin rührt wohl auch daher, dass bisher niemand ausschließen kann, dass Milina K. nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war und deshalb womöglich das Opfer einer schweren Gewalttat wurde. „Ich denke immer wieder: Es hätte jede andere Tochter oder junge Mutter treffen können“, erklärt die Frau.
Über das Internet hat sie eine Gruppe gegründet. Erst nur in loser Form. Inzwischen gibt es einen Treffpunkt und feste Zeiten für die Suchaktion. Unter der Woche immer um 16 Uhr, am Wochenende um 13 Uhr treffen sie sich im Nuthepark, wo Milina K. zuletzt gesehen wurde.
„Je nachdem wie viele Menschen kommen, teilen wir uns von dort aus auf, zu Fuß oder mit dem Auto. Immer in Gruppen von vier bis fünf Personen. Niemand soll allein unterwegs sein“, erklärt die Luckenwalderin. Über die sozialen Medien haben sie einzelne Orte und größere Gebiete gesammelt, die relevant sein könnten. Sie durchforsten die Areale nicht bis ins Details, denn sie wissen, dass sie keine Polizeiarbeit leisten können. „Wir gehen einfach sehr aufmerksam spazieren.“
Zum ersten Treffen am vergangenen Samstag kamen knapp 20 Personen. Auch am Sonntag war die Beteiligung groß, berichtet die junge Luckenwalderin, die die Aktion leitet. Am Nuthepark im Luckenwalder Zentrum hatten sie ihre Suche gestartet. Auch das Wohnumfeld beispielsweise hat sich eine Gruppe näher angesehen.
„Einige dachten, Milina sei längst wieder aufgetaucht“
Unter der Woche hätten viele Unterstützer arbeitsbedingt aber weniger Zeit. „Auch ältere Menschen haben sich bei mir gemeldet und würden gern helfen, aber sie können nicht so weit laufen“, berichtet die Organisatorin. „Doch auch ihre Hilfe können wir gebrauchten, zum Beispiel beim Verteilen von Flugblättern in Geschäften.“ Sogar viele Personen, die nicht in Luckenwalde leben, gehören zu den Unterstützern. „Einige dachten, Milina sei längst wieder aufgetaucht“, berichtet sie. „Deshalb sind wir froh, dass wir über die Gruppe auch Flyer in Jüterbog, Ludwigsfelde und sogar Berlin verteilen konnten.“
Als Kritik an den offiziellen Ermittlern will die Gruppe ihr Engagement nicht verstanden sehen. „Ich weiß, dass die Polizei viel tut“, sagt die Organisatorin, „das erfährt die Öffentlichkeit aber nicht alles.“ Lange wurde von Polizei und Staatsanwaltschaft nicht öffentlich ermittelt, bis Letztere vor nicht einmal zwei Wochen die schockierende Nachricht bekannt gab: Es wurde ein Verfahren wegen des Verdachts auf ein Tötungsdelikt eingeleitet (die MAZ berichtete).
Taucher und Spürhunde suchten schon im Luckenwalder Nuthepark nach Milina K.
Trotzdem ist in der Öffentlichkeit wenig von den Ermittlungsarbeiten zu sehen. Lediglich der Einsatz von Polizeitauchern Anfang Oktober im Nuthepark hatte für viel Aufmerksam gesorgt. Von der Befragung des großen Bekanntenkreises von Milina K. und dem Einsatz von Personenspürhunden im Luckenwalder Zentrum hatte die Öffentlichkeit kaum etwas bemerkt.
Die regelmäßigen Suchaktionen sind mit den Behörden abgestimmt. Mit der Polizei steht die Gruppe in stetigem Kontakt. Auch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte der MAZ auf Anfrage, dass man von der Suche Kenntnis habe. Kommentieren wollte er das Vorgehen der Bürger nicht.
Damit sie selbst auf der sicheren Seite sind, dokumentieren die Gruppenmitglieder alle Einsätze. „Zum Beispiel falls es zu dem Fall kommt, dass unsere Fingerabdrücke auf Beweisen gefunden werden“, sagt die Organisatorin.
Von Victoria Barnack[/quote]