von Lucky Luciano » Montag, 08. Dezember 2025, 14:38:12
rocksoffmessageboard hat geschrieben: ↑Samstag, 06. Dezember 2025, 20:33:50
Hallo LL,
um Gottes Willen, da wird man doch porös
Ist dir noch was Besonderes aufgefallen, z.B. ob seine angeblichen Göhrde Opfer auch inseriert haben?
Oder sonst was Wesentliches, welches du preisgeben könntest?
Ja, das war tatsächlich eine besondere Herausforderung.
"Happy Weekend" war seinerzeit DAS Kontaktmagazin. Bis Anfang der 70er Jahre war der Druck und Vertrieb in DE verboten. Man druckte in den Niederlanden und nutzte Vertriebsnischen, wie spezielle Erotik-Shops und später Tankstellen. Jahre später wurde der Vertrieb solcher Magazine bundesweit legalisiert und das Magazin erlebte eine ungeahnte Erfolgsgeschichte. Es folgten neue Verlagsstrategien mehrerer klassischer Erotikmagazine und einer Filmproduktionsgesellschaft.
Als ich den Verlag kontaktierte, waren sie bereits insolvent. Die Entwicklung der Internet-Möglichkeiten, die man jahrelang verschlief, brachen dem inhabergeführten Verlag schlussendlich das Genick. Nur zwei Köpfe blieben im Rahmen der Fortführung bestehen. Beide waren früher im technischen und betriebswirtschaftlichen Bereich des Verlages im Management und wollten alles fortführen. Das Happy Weekend Magazin gibt es immer noch. Die meisten anderen Magazine und die Filmproduktion sind hingegen längst Geschichte.
Als ich meine Anfrage formulierte, schmunzelten beide und waren mehr als skeptisch, ob das Ganze erfolgreich sein könnte. Zudem war man ein Stück weit auch nicht sonderlich begeistert, dass ihr Magazin dadurch mit Tötungsdelikten auf Basis ihres Magazins in Verbindung gebracht werden könnte.
Wir trafen uns in Essen und führten ein intensives Gespräch. Erst dort erfuhr ich, dass es eine Halle gibt, in der tatsächlich noch sämtliche Magazine des Happy-Weekend Formates archiviert waren. Dennoch ging ich von rd. 5.000 Magazinen aus und somit einer überschaubaren "Halle" zur Aufbewahrung.
Wir einigten uns zunächst darauf, dass ich die Jahrgänge 1988-1993 vor Ort durchsehen könne. Tags drauf hatte ich die Magazine im Essener Büro vor mir. 300 Seiten eng geschriebener Anzeigen zu lesen ist wahrlich sehr anstrengend. Nicht beim ersten Magazin, aber nach 20 schon. Da ich zunächst zwei Tage Hotel gebucht hatte, war das quasi der letzte Tag. Bis 14.00 Uhr passierte zunächst nichts. Dann fand ich jedoch genau das, was ich suchte. Sein Foto, richtiges Alter (bezogen auf das Inseratsjahr), korrekte (alte) Postleitzahl und ein interessanter Inseratstext.
Mir war schnell klar, dass die Aktion erfolgreich zu sein schien, nur jedes Mal dafür nach Essen zu fahren, Fahrt- und Hotelkosten zu haben, klang wenig zielführend. Wir diskutierten die Möglichkeit, dass ich die Magazine von 1982-1993 mit nach Lüneburg nehmen könnte, um alles in Ruhe von zuhause aus zu recherchieren. Die Geschäftsführer stimmten zu und wir fuhren zum Archiv (Halle).
Beim Betreten stockte mir dann tatsächlich der Atem! Geschätzte 300 qm voll mit Magazinen, Technik und zahlreichem Equipment vergangener Tage. Riesige Server, Anlagen, Computer, Film-Kameras und und und. 100 Meter-Regale voll mit Belegexemplaren erschienener Erotik-Magazine unterschiedlicher Formate aller Jahre. Unendliche zwanzig Meter lange Gänge nach rechts und links. Es war wie eine Zeitreise durch die Vergangenheit. Ich war schlichtweg sprachlos und begeistert.
Wir haben lange überlegt, ob wir den Versuch unternehmen sollten / könnten, die Server zu reaktivieren, um ggf. Adressdaten "auszulesen" und konkrete, belegbare Verbindungen zu Wichmann und anderen (Opfern) herstellen zu können. Aber das ist sowohl aus Datenschutzgründen, als auch aus technischen Gründen und durch rechtliche Grenzen (Insolvenzrecht) gar nicht so einfach. Vielleicht gelingt es uns ja noch?!
Wir suchten gemeinsam jedes Magazin der für mich relevanten Jahrgänge heraus, dokumentierten alles und ich nahm sie mit nach Hause. Die Durchsicht dauerte ca. 4 Monate und ergab 16 Anzeigen, von denen etwa die Hälfte Wichmann zuzuordnen sind und die andere Hälfte ggf. von Reinold oder Meier stammen könnten. Das lässt sich nicht so eindeutig sagen, weil es dazu kein Foto gibt. Die Beschreibungen zu den Personen, Lebensumständen und sexuellen Präferenzen, nebst richtiger (damaliger) PLZ deuten aber darauf hin.
Ich habe daraus dann eine Zeitschiene erstellt. Also welches Inserat erschien wann, deutet auf wen hin und mit welchen Taten könnten sie in Verbindung stehen.
Später habe ich diese Recherchen noch auf das Stadtmagazin "OXMOX" und die "Schlagzeilen", beide aus HH, ausgedehnt. Während das OXMOX freizügige Inserate in unterschiedlicher Prägung zuließ, konzentrierten / konzentrieren sich die Schlagzeilen bis heute auf klassische BDSM-Inserate. Der Vorteil bestand, nach der Happy-Weekend Recherche, dass ich bestimmte Formulierungen und Texte schon kannte. So ließ sich alles besser verdichten.
Korrespondierend dazu, erinnere ich mich, dass man bei der letzten, großen Hausdurchsuchung des ehemaligen Hauses Wichmanns große Mengen alter Briefe in Plastikhüllen verpackt unter den Betonplatten der Terrasse, fand. Nicht mehr wirklich lesbar, da die Feuchtigkeit sie stark angegriffen hatte, aber vermutlich Zuschriften, die er auf Inserate erhalten haben könnte.
[quote=rocksoffmessageboard post_id=312295 time=1765049630 user_id=1898]
Hallo LL,
um Gottes Willen, da wird man doch porös :shock: :shock:
Ist dir noch was Besonderes aufgefallen, z.B. ob seine angeblichen Göhrde Opfer auch inseriert haben?
Oder sonst was Wesentliches, welches du preisgeben könntest?
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Ja, das war tatsächlich eine besondere Herausforderung.
"Happy Weekend" war seinerzeit DAS Kontaktmagazin. Bis Anfang der 70er Jahre war der Druck und Vertrieb in DE verboten. Man druckte in den Niederlanden und nutzte Vertriebsnischen, wie spezielle Erotik-Shops und später Tankstellen. Jahre später wurde der Vertrieb solcher Magazine bundesweit legalisiert und das Magazin erlebte eine ungeahnte Erfolgsgeschichte. Es folgten neue Verlagsstrategien mehrerer klassischer Erotikmagazine und einer Filmproduktionsgesellschaft.
Als ich den Verlag kontaktierte, waren sie bereits insolvent. Die Entwicklung der Internet-Möglichkeiten, die man jahrelang verschlief, brachen dem inhabergeführten Verlag schlussendlich das Genick. Nur zwei Köpfe blieben im Rahmen der Fortführung bestehen. Beide waren früher im technischen und betriebswirtschaftlichen Bereich des Verlages im Management und wollten alles fortführen. Das Happy Weekend Magazin gibt es immer noch. Die meisten anderen Magazine und die Filmproduktion sind hingegen längst Geschichte.
Als ich meine Anfrage formulierte, schmunzelten beide und waren mehr als skeptisch, ob das Ganze erfolgreich sein könnte. Zudem war man ein Stück weit auch nicht sonderlich begeistert, dass ihr Magazin dadurch mit Tötungsdelikten auf Basis ihres Magazins in Verbindung gebracht werden könnte.
Wir trafen uns in Essen und führten ein intensives Gespräch. Erst dort erfuhr ich, dass es eine Halle gibt, in der tatsächlich noch sämtliche Magazine des Happy-Weekend Formates archiviert waren. Dennoch ging ich von rd. 5.000 Magazinen aus und somit einer überschaubaren "Halle" zur Aufbewahrung.
Wir einigten uns zunächst darauf, dass ich die Jahrgänge 1988-1993 vor Ort durchsehen könne. Tags drauf hatte ich die Magazine im Essener Büro vor mir. 300 Seiten eng geschriebener Anzeigen zu lesen ist wahrlich sehr anstrengend. Nicht beim ersten Magazin, aber nach 20 schon. Da ich zunächst zwei Tage Hotel gebucht hatte, war das quasi der letzte Tag. Bis 14.00 Uhr passierte zunächst nichts. Dann fand ich jedoch genau das, was ich suchte. Sein Foto, richtiges Alter (bezogen auf das Inseratsjahr), korrekte (alte) Postleitzahl und ein interessanter Inseratstext.
Mir war schnell klar, dass die Aktion erfolgreich zu sein schien, nur jedes Mal dafür nach Essen zu fahren, Fahrt- und Hotelkosten zu haben, klang wenig zielführend. Wir diskutierten die Möglichkeit, dass ich die Magazine von 1982-1993 mit nach Lüneburg nehmen könnte, um alles in Ruhe von zuhause aus zu recherchieren. Die Geschäftsführer stimmten zu und wir fuhren zum Archiv (Halle).
Beim Betreten stockte mir dann tatsächlich der Atem! Geschätzte 300 qm voll mit Magazinen, Technik und zahlreichem Equipment vergangener Tage. Riesige Server, Anlagen, Computer, Film-Kameras und und und. 100 Meter-Regale voll mit Belegexemplaren erschienener Erotik-Magazine unterschiedlicher Formate aller Jahre. Unendliche zwanzig Meter lange Gänge nach rechts und links. Es war wie eine Zeitreise durch die Vergangenheit. Ich war schlichtweg sprachlos und begeistert.
Wir haben lange überlegt, ob wir den Versuch unternehmen sollten / könnten, die Server zu reaktivieren, um ggf. Adressdaten "auszulesen" und konkrete, belegbare Verbindungen zu Wichmann und anderen (Opfern) herstellen zu können. Aber das ist sowohl aus Datenschutzgründen, als auch aus technischen Gründen und durch rechtliche Grenzen (Insolvenzrecht) gar nicht so einfach. Vielleicht gelingt es uns ja noch?!
Wir suchten gemeinsam jedes Magazin der für mich relevanten Jahrgänge heraus, dokumentierten alles und ich nahm sie mit nach Hause. Die Durchsicht dauerte ca. 4 Monate und ergab 16 Anzeigen, von denen etwa die Hälfte Wichmann zuzuordnen sind und die andere Hälfte ggf. von Reinold oder Meier stammen könnten. Das lässt sich nicht so eindeutig sagen, weil es dazu kein Foto gibt. Die Beschreibungen zu den Personen, Lebensumständen und sexuellen Präferenzen, nebst richtiger (damaliger) PLZ deuten aber darauf hin.
Ich habe daraus dann eine Zeitschiene erstellt. Also welches Inserat erschien wann, deutet auf wen hin und mit welchen Taten könnten sie in Verbindung stehen.
Später habe ich diese Recherchen noch auf das Stadtmagazin "OXMOX" und die "Schlagzeilen", beide aus HH, ausgedehnt. Während das OXMOX freizügige Inserate in unterschiedlicher Prägung zuließ, konzentrierten / konzentrieren sich die Schlagzeilen bis heute auf klassische BDSM-Inserate. Der Vorteil bestand, nach der Happy-Weekend Recherche, dass ich bestimmte Formulierungen und Texte schon kannte. So ließ sich alles besser verdichten.
Korrespondierend dazu, erinnere ich mich, dass man bei der letzten, großen Hausdurchsuchung des ehemaligen Hauses Wichmanns große Mengen alter Briefe in Plastikhüllen verpackt unter den Betonplatten der Terrasse, fand. Nicht mehr wirklich lesbar, da die Feuchtigkeit sie stark angegriffen hatte, aber vermutlich Zuschriften, die er auf Inserate erhalten haben könnte.