MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1987

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Fälle: Anja Aichele, Ayleen Ambs, Vierfachmord von Annecy 2012, Bärbel B. (Bremerhaven) u. Ingrid R. (Bremen), Annika Brill, Tristan Brübach, Christoph Bulwin, Anne D. (Lorch), Suzanne Eaton, Michaela Eisch, Victor Elling, Sonja Engelbrecht, Trude Espas, Regina Fischer, Abby G. & Libby W. (USA-Indiana), Maren Graalfs, Mara-Sophie H. (Kirchdorf), Marion & Tim Hesse, Jutta Hoffmann, Peggy Knobloch, Cindy Koch, Martina Gabriele Lange, Lola (FR-Paris), Karl M. (Berlin), Khadidja M. (Ingolstadt), Stefan M. (Salzgitter), Jelena Marjanović, Margot Metzger, Karin N. (Borchen), Gabby Petito, Heike Rimbach, Elmar Rösch, Gustav Adolf Ruff, Carina S. (Iserlohn), Hannah S. (Hamm), Lena S. (Wunsiedel), Gabriele Schmidt, Mord in Sehnde-Höver, Yasmin Stieler, Simone Strobel, Elisabeth Theisen, Karsten & Sabine U. (Wennigsen), Nicky Verstappen, Hanna W. (Aschau)
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talida
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MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1987

Ungelesener Beitrag von talida »

Der Fall Der Fall Anja Aichele

Der Mord an dem 17-jährigen Mädchen aus Stuttgart-Bad Cannstatt beschäftigt die Ermittler fast seit drei Jahrzehnten. Die Schülerin wird am Abend des 27. März 1987 gegen 22 Uhr auf dem Heimweg von einem Jugendtreffen erwürgt.

Zeugen wollen zu dieser Zeit einen Schrei im Weinberg, unterhalb des Wohngebiets Muckensturm, gehört haben. Anjas Leiche wird drei Tage später gefunden, vergraben in einem Beet. Vom Täter – zunächst keine Spur.

2008 neue Hoffnung bei der Kripo. Bei einer routinemäßigen Überprüfung von Gegenständen, die sichergestellt worden waren, entdecken Ermittler eine „tatrelevante DNA-Spur“. Doch eine Speichelprobe im Umfeld des Opfers ergibt keinen Treffer. 2012 folgte eine weitere Reihen-DNA-Untersuchung (700 Männer) – abermals ohne Erfolg.
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talida
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), Stgt.-Bad Cannstadt 1987

Ungelesener Beitrag von talida »

Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß - Wilhelm Busch
Noctifer
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), Stgt.-Bad Cannstadt 1987

Ungelesener Beitrag von Noctifer »

Erstmal danke das dies hier reingestellt wurde. Es ist lange her, bei uns in Stuttgart unvergessen. Ich war damals ein Kind als dieser Mord geschah. Dieser Mord hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen. Stuttgart ist unsere Landeshauptstadt. Sie besteht aus dem Zentrum Stuttgart und den Kleinstädtchen drumherum. Dies ergibt Stuttgart. Vieles drumherum ist kleinstädtisch und sogar dörflich geprägt. Anja wohnte in einem sehr gut betuchten Vorort, nahe dem grössten Friedhof von Stuttgart und Kleingartenanlagen. In den Kleing.anlagen wurde ihre Leiche auch gefunden. Bis heute sucht man vergeblich nach dem Mörder. Für uns Kinder war dies damals mehr als grausig, für viele ist es unvergessen. Unsere Vororte waren damals dörflich, jeder kannte jeden.. unvorstellbar das es bis heute nicht geklärt wurde. Vielleicht könnt ihr hier weiterhelfen. Die Familie findet bis heute keine Ruhe.. Mein Dank an euch.
Lorix
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Lorix »

Es gibt zwei neue Zeitungsartikel zum Mordfall Anja Aichele; in der Stuttgarter Zeitung vom 23. März 2017 wird der frühere Chefermittler Josef Kögel, heute 82, von Hilke Lorenz interviewt und gibt seine Sichtweise preis.

Die Kernaussagen:

1. Mind. einer der Täter wohnte im Muggensturm zusammen mit seinen Eltern.
2. Dieser erhielt zumindest von einem Elternteil ein falsches Alibi.
3. Grund für das falsche Alibi könnten Existenzängste gewesen sein.
4. Anja kannte zumindest einen der Täter.
5. Der Vater eines der Täter vergrub Anjas Leichnam.

Wir haben alle Alibis im Muggensturm, einem sozial gehobenen Viertel in Stuttgart-Bad Cannstatt, überprüft. Ich bin überzeugt, einer der Täter wohnt da oben und Vater oder Mutter haben ihm ein falsches Alibi gegeben aus Angst, dass sonst ihre gesamte Existenz den Bach runtergeht. Auch als wir später die DNA auswerten konnten, sind wir nicht weitergekommen. Wir wissen, um 21.40 Uhr war die Tatzeit, weil man die Stimmen von zwei jungen Kerlen gehört hat. Dann kommt die Beseitigung der Leiche – wahrscheinlich durch den Vater. Wir sind überzeugt, dass Anja mindestens einen der Täter gekannt hat, sonst wäre sie nicht über den Weinberg mitgegangen.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... ml%20%20--
Im Fall Aichele haben wir im Sommerrain, in Steinhaldenfeld und Teilen Cannstatts alle Männer zwischen 15 und 30 Jahren überprüft.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... dd4f2.html


Der zweite Artikel erschien dann 2 Tage später in der SWP:
Die Obduktion ergibt seinerzeit, dass Anja Aichele nicht an den Stichverletzungen gestorben ist, sondern erwürgt wurde. Obwohl sie unbekleidet war, wird eine Vergewaltigung ausgeschlossen. Auf dem Fußweg durch die Weinberge werden Blutspuren gefunden,
Josef Kögel, heute 82, der die Ermittlungen damals leitete, wird einem aktuellen Interview mit der Stuttgarter Zeitung wahrscheinlich so deutlich wie nie zuvor. Er gehe davon aus, dass Anja von zwei Jugendlichen ermordet wurde, und ein Erwachsener, wahrscheinlich der Vater eines der beiden, bei der Beseitigung der Leiche geholfen habe. Nur der Beweis fehlt.
https://www.swp.de/ulm/nachrichten/stut ... 67904.html

Also ich geh davon aus, der ehemalige Chefermittler richtig liegt und der Täter nur aufgrund eines falschen Alibis und fehlender durchschlagender Beweise davon gekommen ist. Jetzt frage ich mal: Kann ein Rechtsanwalt verhindern, dass die Abgabe einer DNA-Probe erzwungen wird sofern ein Alibi vorliegt?
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ich bin jetzt zufällig wieder auf den Mordfall Anja Aichele gestoßen. Mit diesem Fall habe ich mich immer mal wieder mehr oder weniger intensiv beschäftigt.

Ich möchte nochmals auf die Frage von @Lorix zurückkommen, ob ein DNA Test bei einer Person erzwungen werden kann, die ein Alibi vorweisen kann.

Die Voraussetzungen der DNA Reihenuntersuchung sind in § 81h Strafprozessordnung gereglt.

Da heißt es in Absatz 1:
(1) Begründen bestimmte Tatsachen den Verdacht, dass ein Verbrechen gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die persönliche Freiheit oder die sexuelle Selbstbestimmung begangen worden ist, dürfen Personen, die bestimmte, auf den Täter vermutlich zutreffende Prüfungsmerkmale erfüllen, mit ihrer schriftlichen Einwilligung

1.Körperzellen entnommen,
2.diese zur Feststellung des DNA-Identifizierungsmusters und des Geschlechts molekulargenetisch untersucht und
3.die festgestellten DNA-Identifizierungsmuster mit den DNA-Identifizierungsmustern von Spurenmaterial automatisiert abgeglichen werden,soweit dies zur Feststellung erforderlich ist, ob das Spurenmaterial von diesen Personen oder von ihren Verwandten in gerader Linie oder in der Seitenlinie bis zum dritten Grad stammt, und die Maßnahme insbesondere im Hinblick auf die Anzahl der von ihr betroffenen Personen nicht außer Verhältnis zur Schwere der Tat steht.
https://www.gesetze-im-internet.de/stpo/__81h.html

Die Vorschrift setzt also einen Anfangsverdacht voraus und ein solcher liegt nicht vor, wenn eine Person ein sicheres Alibi vorweisen kann.

Ich gehe davon aus, dass die ehemaligen Polizeibeamten mit ihrer Einschätzung des Falles richtig liegen und ich kann auch ihre Frustration nachempfinden.

Es geht ja auch das Gerücht um, dass im Falle von der ermordeten Regina Fischer eine Person nur deshalb nicht zum DNA Test gezwungen und überführt werden konnte, weil auch er ein Alibi vorweisen konnte.

Über diesen Fall haben wir hier diskutiert, speziell über die Frage eines erzwungenen DNA Tests siehe meinen Beitrag vom 9.3.2019 , 7.40 Uhr:

http://www.tnmultimedia.de/het-forum/vi ... bi#p125537
Melanie
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Mein Interesse an dem Fall Anja Aichele ist auch sehr groß. Ich habe vor wenigen Jahren, als ich mal in Stuttgart war, den Friedhof besucht und den Muggensturm, die Staffel und die Haltestelle betrachtet. Es hat sich zwischenzeitlich manches an Gebäuden und Plätzen geändert. Dann gab es einen ganz langen Bericht in den Stuttgarter Nachrichten an einem runden Jahrestag (ich glaube 2007) nach dem Mord, in dem das Leiden der Mutter Waltraud (glaube ich ist der Name) zum Ausdruck kam.

Ich kann es nicht verstehen, dass nichts herausgekommen ist. Die Eltern von Anja sind da auch sehr enttäuscht. Ich weiß nicht, ob sie noch am Leben sind, denn der Schmerz ist zermürbend und sie können wohl nie damit abschließen.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa hat geschrieben:Ich möchte nochmals auf die Frage von @Lorix zurückkommen, ob ein DNA Test bei einer Person erzwungen werden kann, die ein Alibi vorweisen kann.
Im Mordfall Sabine Jauch (23.12.2011) wurde ein DNA Test gerichtlich erzwungen und der Täter wurde daraufhin der Tat überführt. Der Täter hatte sich, mit Begründung auf sein Alibi, lange geweigert, sich dem Speicheltest zu unterziehen.
http://www.eberbach-channel.de/art_ausgabe.php?id=28162
Der DNA-Speicheltest wurde erzwungen, das weiß ich noch, ohne den Zeitungsbericht dazu gefunden zu haben. Die Zeitungsberichte sind inzwischen hinter Bezahlschranken.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Stimmt, zum Mord an Sabine Jauch findet man nicht mehr viele frei zugängliche Zeitungsartikel.

Ich gehe davon aus, dass der Täter in diesem Fall zur Abgabe einer Speichelprobe durch richterliche Anordnung gezwungen wurde, weil letzten Endes Zweifel an seinem Alibi aufgekommen sind, das Alibi dann in sich zusammen gefallen ist und somit ein Anfangsverdacht angenommen werden konnte.

Er hatte als Alibi die Teilnahme an einer Geburtstagsfeier angegeben . Da ist es dann auf die Aussagen der Teilnehmer an der Feier angekommen, die seine Angaben vielleicht zunächst bestätigt haben, die aber womöglich gar nicht so genau mitbekommen haben, wann er eingetroffen ist.
Der als unauffällig eingestufte Täter soll von Sabine Jauch beim Diebstahl überrascht worden sein, weshalb er sie gezielt getötet habe, so die Einschätzung des Gerichts. Nach dem Mord hatte der Ex-Zivi geduscht und war danach zu einer Geburtstagsfeier gefahren. Diese Feier diente Janosch G. zunächst auch als Alibi, weshalb er erst später zur Abgabe einer DNA-Probe gezwungen wurde. Dabei fanden die Gutachter die Übereinstimmng, die schließlich zur Festnahme und Aufklärung der Tat führte, die in der Region für großes Aufsehen gesorgt hatte.
https://www.nokzeit.de/2013/04/08/moerd ... laenglich/

Letzten Endes dürfte sich nach intensiver Prüfung der Aussagen von Teilnehmern an der Geburtstagsfeier ergeben haben, dass der Täter später, als zunächst von ihm behauptet , dort eingetroffen ist. An seinem Alibi konnte also gerüttelt werden, denn die Alibizeugen waren wohl auch nicht darauf aus ihm ein Alibi zu geben und sind dann in weiteren Vernehmungen eingeknickt..

Ganz anders sieht es aber in den Fällen aus, wo jemand einem Täter ein falsches Alibi gibt um ihn vor Strafverfolgung zu bewahren. Wenn der Alibigeber bei seiner Aussage bleibt und ihm eine Lüge nicht nachgewiesen werden kann, dann ist der Tatverdächtige fein raus.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa, toll, dass du den Artikel in der NOKzeit gefunden hast. Ja, es war, wie du schreibst, dass die Jugendlichen auf der Geburtstagsfeier wohl gar nicht genau registriert hatten, wann der J. eingetroffen war, dass das wahrscheinlich so Ungefähr-Angaben waren.
Ich erinnere mich noch an Verlautbarungen des Staatsanwalts im Ermittlungsverfahren, als man noch keinen Tatverdächtigen hatte, dass die Ermittler sicher mit einer Aufklärung rechneten (aufgrund der gesicherten DNA), dass es jedoch seine Zeit brauchen würde, bis man die fehlenden DNA-Proben erhoben hätte.

Die Möglichkeit der Verweigerung, wenn das Alibi nicht angezweifelt werden kann, ist mir neu. Ich weiß ja nicht, ob es eine DNA-Verweigerung im Fall Anja Aichele gegeben hat und ob diese mit Begründung auf ein Alibi erfolgte. Aber wenn es das gegeben hätte, wäre das für die Eltern von Anja schon sehr unverständlich gewesen. (Und für mich auch.)
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talida
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von talida »

@AngRa, den Fall kenne ich nur flüchtig, aber dennoch möchte ich behaupten, dass bei solchen Mordfällen wie diesem nur sehr selten eine exakte Tatzeit feststeht ..
von daher ist es auch schwer sich mit einem Alibi rauszureden, das lückenlos nachzuweisen ist ...
wer kann das schon?
es sei denn derjenige war im fraglichen Zeitraum nachweislich am Ballermann, im Krankenhaus etc.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Melanie

In diesem Fall haben mehrere Gentests stattgefunden. Der letzte Massen-Gentest hat im April 2012 stattgefunden.

Im Bericht vom 29.3.2012 in der StZ wurde quasi als Begleitung zu den Tests seitens der Polizei auf die Freiwilligkeit der Speichelprobe hingewiesen und auch darauf, dass niemand zur Abgabe gezwungen werden kann, wenn er ein stichhaltiges Alibi vorlegt.

Speicheltest auf freiwilliger Basis

Doch die Ermittler machen weiter. „Das ist jetzt die Ultima Ratio – vielleicht auch unsere letzte Chance“, sagt Hauptkommissar Gottmann. Das Amtsgericht hat genehmigt, dass die Ermittler ein weiteres Mal Erbmaterial erheben, um es abzugleichen. „Das geht natürlich nur auf freiwilliger Basis.“ Zwingen darf die Polizei niemanden dazu, eine Probe abzugeben. „Wenn einer das aber nicht will, weil er kein Vertrauen hat, aber ein stichhaltiges Alibi vorweisen kann, ist das auch eine Möglichkeit“, sagt der Chef der Mordkommission. Wie im Fernsehkrimi, bei dem die Verweigerer des Speicheltest für die Reihenuntersuchung automatisch zu den Hauptverdächtigen zählen, sei es im wahren Leben aber nicht – auch wenn solch ein Verhalten natürlich die Neugier der Ermittler weckt. Auf keinen Fall würde eine Weigerung aber einen Verdacht begründen. „Da müssten noch weitere Verdachtsmomente hinzukommen“, sagt Gottmann.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... b8a53.html


Dann wurde im Zeitungsbericht vom 23.4.2012 darauf hingewiesen, dass nicht alle angeschriebenen Männer eine Speichelprobe abgegeben haben.
Fast alle der insgesamt 381 Männer, die zur Speichelprobe nach Bad Cannstatt geladen wurden, zeigten sich ähnlich kooperativ. So sind laut einem Sprecher der Polizei mehr als 90 Prozent von ihnen bis Sonntagabend zum Test erschienen. Die restlichen rund 30 Männer werden nun noch einmal von den Beamten kontaktiert und um eine Speichelprobe gebeten. Dazu zwingen darf die Polizei zwar niemanden. Doch der genetische Test, so Hauptkommissar Steffen Gottmann, sei nun mal „die Ultima Ratio“, womöglich auch die letzte Chance für die Polizeibeamten, den Mord an Anja Aichele nach so langer Zeit aufzuklären. „Das Amtsgericht hat genehmigt, dass die Ermittler ein weiteres Mal Erbmaterial erheben, um es abzugleichen“, so Gottmann. „Das geht aber natürlich nur auf freiwilliger Basis.“
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... 9898f.html

Bei rund 30 Männern musste nachgefragt werden ( Stand: 23.4.2012). Man hat dann nur noch allgemein gelesen, dass die DNA Untersuchungen ergebnislos verlaufen sind. Genaueres wurde in den Zeitungen leider nicht berichtet, obwohl damals die interessierten Leser sicher gerne mehr erfahren hätten..

Erst in dem von Lorix verlinkten Zeitungsbericht vom 23.3.2017 wurde näher darauf eingegangen, aus welchen Gründen aus Sicht der ehemaligen Ermittler der Massen-Gentest nicht zur Überführung des Täters geführt haben könnte.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... dd4f2.html


Da hat sich nach der Pensionierung einfach mal jemand das von der Seele geredet, was ihn lange Jahre beschäftigt hat.


@Talida

Ich habe mich immer mal wieder mit dem Fall beschäftigt, angestoßen vor allem durch einen Bekannten, der in Stuttgart lebte und der sich auch am Ort des Geschehens mal umgesehen hat. Das ist aber schon länger her. Ich habe mich daher wieder neu einlesen müssen und die Gedanken ordnen müssen. Ich gehe aber schon lange davon aus, dass es sich um zwei Täter handelt und dass zumindest einer von ihnen im Muckensturm gewohnt hat oder einen Bezug dort hin hatte.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

Ich suche immer noch nach einem großen Bericht in einer der Stuttgarter Zeitungen zum 20. Jahrestag des Verbrechens, der mehrere Zitate der enttäuschten Mutter Waltraud Aichele enthielt. Eine Aussage konnte ich mir merken, weil sie mich emotional berührte. Frau Aichele war enttäuscht über Muggensturmer Einwohner. Sie hätte sich mehr Offenheit gewünscht, weil sie annahm, dass es Leute gibt, die mehr wussten als sie sagten.
Da erinnere ich mich an ihren Ausspruch dahingehend, dass man sich auf sie, die Familie Aichele, immer verlassen konnte, dass sie immer für Nachbarn dagewesen seien. Und nun, im umgekehrten Fall, wo Familie Aichele die Solidarität der Mitbewohner erhofft hatte, sei man irgendwie enttäuscht worden. Sie würden aber nicht dem Rat der Polizei folgen, und umziehen. Nein, der Mörder soll jeden Tag durch sie an sein Verbrechen erinnert werden, meinte Vater Heinrich.

Einen ausführlichen Artikel aus 2011 habe ich noch gefunden:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... ad20e.html

Ein Zitat aus diesem Artikel:
"Immer wieder beugten sich Spezialisten über die Akten. Nur in zwei Punkten legten sie sich fest: Der Täter hat sich in der Gegend bestens ausgekannt. Er war zwischen 30 und 40 Jahre alt und vermutlich für Anja "positiv besetzt"."
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@Melanie

Meinst Du vielleicht diesen Bericht vom 27.3.2007?

http://web.archive.org/web/201205292023 ... /wende.pdf

Ich gehe davon aus, dass es sich um zwei jugendliche Täter handelt, die angenommene Altersangabe von 30 bis 40 Jahren erachte ich als falsch. Meiner Meinung nach ist man auf dieses Alter gekommen, weil man davon ausgegangen ist, dass nur ein Mann dieser Altersklasse oder eben ein älterer Mann sorgfältig in diesem verwilderten Gartenstück ein Grab ausheben konnte, dann den Erdaushub beseitigen konnte und alles so herrichten konnte, dass es nicht sofort nach Grab aussieht. Dazu braucht man Übung und Erfahrung, die Jugendlichen fehlt. Nach meiner Theorie haben aber der Täter und sein Helfer dieses Grab nicht selber ausgehoben, sondern er hat jemanden zu Hilfe gerufen ( evtl. aus dem Familienkreis?) , der die Arbeit für ihn erledigt hat.

Die Tat an sich wirkt auf mich nicht geplant, denn der Weinberg eignet sich nicht zum Überfallen von Mädchen. Man hört Schreie, denn die Häuser liegen viel zu nah und es ist hellhörig. So kam es dann ja auch. Die Gattin des damaligen Kultusminister aus Baden-Württemberg, die im Muckensturm gewohnt hat, hat den Schrei gehört und auch ein Mann, der vorbei gekommen ist, hat den Schrei gehört. Es ist auch so, dass der Täter zwar auf Anja eingestochen hat, aber nicht mit einem Messer. Er hatte also keine Waffe bei sich und hatte Gewaltanwendung nicht geplant. Er hat mit einem anderen Gegenstand zugestochen, den die Polizei nicht näher benennen wollte wegen Täterwissen. Vielleicht handelte es sich um einen Schraubenzieher, den Handwerker Azubis womöglich mit sich führen.

Ganz im Gegenteil zur Tatausführung wirkt das sorgfältige Verstecken der Leiche. Das hat meiner Meinung nach jemand mit Lebenserfahrung und Übung in Gartenarbeiten übernommen.

Außerdem gibt es die glaubhafte Aussage des Mannes, der den Schrei gehört hat.

In den Stuttgarter Nachrichten vom 6.4.1987 wird dazu ausgeführt:
"Der Mann sei am Abend des Mordes gegen 21.30 Uhr in der Einsteinstraße spazieren gegangen. Gegen 21.40 Uhr habe er von der Oberen Ziegelei her drei Stimmen gehört - eine Frauen- und zwei
Männerstimmen. [...] Plötzlich habe die Frau laut geschrien -dann sei ihre Stimme immer leiser geworden. Daraufhin ist der Zeuge [...] den Fußweg von der Schmidener Straße zum Wohngebiet
Muckensturm etwa 20 Meter hinabgegangen. Er hörte dann nur noch die beiden Männerstimmen, [...]"
Wenn man diese Aussage zugrunde legt, dann waren zwei Männer an der Tat beteiligt. Man kann sich nach seiner Aussage den Tathergang auch sehr gut vorstellen. Laut geschrien hat Anja als auf sie eingestochen wurde, sie wurde dann immer leiser und ist ganz verstummt, weil sie gewürgt worden ist. Das Erwürgen war auch die Todesursache.

Im Zusammenhang mit Zeugenaussagen tauchen auch noch in zwei weiteren Aussagen zwei junge Männer auf. Zwei junge Männer, die sich auffällig benommen haben sollen wurden in der Schmidener Straße gesehen. Zwei junge Männer wurden in der Nacht auf einem Feld, wo in der Nähe Schnipsel der Kleidung gefunden wurden, mit einer Plustüte gesehen. Das kann alles kein Zufall sein.

Ich gehe davon aus, dass Anja die beiden Typen kannte und deshalb mit ihnen zusammen die Abkürzung über den Weinberg genommen hat. Sie hat nicht mit einem Angriff gerechnet. Als Motiv sehe ich sexuelle Anmache, die nicht erwidert worden ist und Wut in zumindest einem der Täter und Gewalt ausgelöst hat. Ich sehe das als Tat eines Jugendlichen, der sich nicht im Griff hatte.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von rocksoffmessageboard »

Leider kennen wir nicht das Bewegungsprofil von Kurt-Werner Wichmann
bzw. seinem Bruder.

Die kämen meines Erachtens auch als Täter in Frage und mit der Ansicht
bin ich nicht allein.

KWW war 1987 38 Jahre alt.

Und das Grab soll ja wohl sehr professionell bereitet worden sein, das kann
nicht jeder.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa

Genau diesen meinte ich. Vielen herzlichen Dank, AngRa! Supertoll. Ich möchte ihn wieder lesen.
Aus einem tiefen Mitgefühl für die Familie. Der Fall ging und geht mir immer noch sehr nahe.
AngRa, das ist wirklich klasse, dass du diesen Bericht ausgraben konntest. Allerbesten Dank dafür!
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

@rocksoffmessageboard

Naja, das Ausheben des Grabes ist aber auch kein Hexenwerk, was nur ein gelernter Friedhofsgärtner bewältigen kann. Ich meine auch, dass es jeder kann, der Erfahrungen mit Gartenarbeit hat oder auch jemand der bei der Bundeswehr mal Kampfstand graben geübt hat. KWW und seinen Begleiter sehe ich hier nicht als Tatverdächtige, denn die kannten sich im Weinberg nicht aus und sie konnten daher auch die örtlichen Gegebenheiten nicht optimal ausnutzen, so wie es die Täter gemacht haben. Mit denen wäre Anja auch nicht durch den Weinberg gelaufen, denn sie wird als braves und vorsichtiges Mädchen beschrieben.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Das Besondere an diesem Fall ist zunächst , dass Anjas Leiche in einem Gemüsebeet eines Schrebergartens in Tatortnähe vergraben worden ist.

Das deutet darauf hin, dass der /die Täter und evtl. nach meiner Theorie der Helfer einen Rückschluss vom Tatort bzw. Fundort auf seinen nahen Wohnort und auf seine Person fürchtete und dass ihm das Vergraben als bessere Möglichkeit der Leichenbeseitigung erschien als das Wegschaffen der Leiche mit einem Auto.

Da der Tatort der Weinberg war, wäre es nicht so einfach gewesen die Leiche mit einem Auto fortzuschaffen, da man mit dem Auto nicht in unmittelbare Tatortnähe gelangt wäre und wenn man die Leiche ein Stück zum Fahrzeug hätte transportieren müssen, hätte man von Zeugen gesehen werden können. Durch die Messerstiche war Blut an der Leiche und das hätte wiederum Spuren im Auto hinterlassen, vom Leichengeruch ganz zu schweigen . Da war das Vergraben aus Sicht der Täter schon die beste Möglichkeit der Leichenbeseitigung. Ich meine aber auch, dass dazu mehrere Personen notwendig waren, eine oder zwei Personen haben gegraben und einer hat Schmiere gestanden, falls sich doch nachts noch jemand in den Weinberg verirrt hätte. Anja wurde meiner Meinung nach nackt ins Beet gelegt, weil die Kleidung, die häufig Kunstfaser-Anteile hat, lange nicht verrottet wäre und so schneller Rückschlüsse auf die Identität der Leiche möglich gewesen wäre, falls die Leiche gefunden wäre. Vielleicht waren an der Kleidung auch (Blut)spuren des Täters.

Außerdem war eine Besonderheit, dass der / die Täter Anjas Kleider und Schuhe zerschnitten haben und die Teile in die weitere Umgebung verteilt haben. Auch das sollte wohl in erster Linie vom Tatort Weinberg ablenken, damit kein Rückschluss auf den Täter möglich war.

Das alles deutet auf Täter hin, die einen Bezug zum Muckensturm hatten. Davon gehen auch Anjas Eltern aus, denn sie haben gesagt, dass sie nicht fortgezogen sind, weil sie dem Täter nicht ihren Anblick ersparen wollten.
Melanie
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Melanie »

AngRa,

ich las mir den Artikel über Familie Aichele zum 20. Todestag von Anja wieder durch. Es war der Artikel, aber er ist gekürzt worden. Ich weiß ganz genau, dass die Mutter über das Schweigen der Menschen in ihrer Wohnumgebung sehr enttäuscht war. Und es ist mir noch ein fehlender Punkt in Erinnerung. Die Familie Mayer-Vorfelder lebte auch in der Nachbarschaft. Frau Mayer-Vorfelder war am Bett des jüngsten Sohnes, als sie Schreie hörte, die dann verstummten. Ich weiß was vom Schließen eines Fensters und Zuziehen der Gardinen.

Der Artikel war also wesentlich länger, und zwar eine komplette Zeitungsseite, vollgedruckt, ohne Werbung, und - ich glaube - nicht mit mehr als diesem Bild von Frau Aichele.

Ist aber okay, denn der Artikel vermochte meine Erinnerung wieder zu wecken. Ich schrieb ja schon, dass ich auf dem Hauptfriedhof im Steinhaldenfeld (Stgt) nach dem Grab von Anja suchte. Leider habe ich es nicht gefunden, vielleicht, weil ich damals nicht so viel Zeit hatte.

Aber ich habe noch einen Artikel mit einem Interview gefunden anlässlich des 30. Todestages von Anja.
Zwei Ermittler, davon der eine auf Seelsorger umgebidet, sprechen zum Fall. Da waren zwei, drei Passagen für mich ganz besonders eindrücklich, und zwar denke ich an den Verantwortlichen im Vermisstenfall Birgit Ameis.
In diesem Artikel:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... dd4f2.html
In der Mitte des Artikels wird einer der beiden gefragt:
Gibt man ein unausgesprochenes Versprechen ab, den Fall zu lösen, wenn man die Todesnachricht selbst überbringt?
Antwort: "Ich glaube schon, dass da eine tiefere Beziehung entsteht. Man hat eine gewisse Kämpfernatur. Wenn ein Mensch getötet wird, ist das die größte Verletzung göttlicher, universeller Ordnung. Dann ist etwas sehr in Unordnung geraten."

Das hat mir persönlich was bedeutet. Der Artikel ist vom März 2017. Also es gibt noch Menschen, welche einen Mord als "die größte Verletzung göttlicher, universeller Ordnung" einstufen.
Das ist Balsam.
Und es ist noch eine bedeutsame Stelle drinnen. Dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die nicht klärbar seien, und dennoch eine Restchance bliebe.

Als ich den Artikel vom 20. Todestag noch einmal las, ist mir aufgegangen, dass Anja nicht wegen ihres Obolus am Konfirmandenpizzaessen wegging, sondern weil sie eine neue Bekanntschaft treffen wollte. Sie zog den schönen neuen weißen Mantel an, den sie von ihrer Mutter drei Tage vorher zum 17. Geburtstag bekommen hatte. Sie brach auf und ließ Album, Bilder und Klebstoff unaufgeräumt liegen. Der Konfirmandenclub war die einzige Möglichkeit für die 17Jährige, abends ohne Eltern wegzugehen. Das hat sie als Gelegenheit wahrgenommen. Als sie sich von der Gemeinschaftsveranstaltung verabschiedet hatte, nahm sie nicht die Straßenbahnlinie. Sie hatte zwar an der Haltestelle gewartet, ist aber offenbar nicht eingestiegen, sondern hat höchstwahrscheinlich auf jemand anderes gewartet. Zumindest konnte sich niemand der Fahrgäste an das Mädchen in dem auffallenden weißen Mantel erinnern.

AngRa, was ich mich frage ist: Die pensionieren Ermittler als auch die Eltern von Anja sind überzeugt, dass einer der Täter im Muggensturm wohnt, in der Nachbarschaft der Eltern. Und sie sind sicher, dass sie den Täter bereits überprüft haben, weil sie bei allen Leuten im Muggensturm aufwendige Befragungen zu diesem Abend durchführten.

Nun ist die Alterskohorte, die zu Anja passen würde, doch nicht so reichlich wie Sand am Meer im Muggensturm vertreten. Im Artikel steht, dass das Viertel ein gehobenes, privilegiertes Wohnviertel sei.
Eine Familienkonstellation von Eltern mit einem (ledigen bzw. partnerlosen) Sohn zwischen 20 und 30 Jahren wird es im Muggensturm nicht hundertfach gegeben haben. Das beschäftigt mich schon all die Jahre, warum diese Person nicht identifiziert werden konnte? Und mancher wusste mehr, als er sagte.
Es wurde offenbar gekniffen.
AngRa
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von AngRa »

Ich vermute, dass die Polizei einen speziellen Tatverdächtigen im Visier hat, weil es in der Tat sicher nicht so viele Testverweigerer in jugendlichem Alter gibt, die im Muckensturm gewohnt haben oder einen Bezug dahin haben . Die Eltern dieser Jungs werden übereinstimmend ausgesagt haben, dass der Sohn und eventuell ein Verwandter (Bruder, Cousin?) oder ein Bekannter zur fraglichen Zeit zu Hause waren. Zeit genug sich etwas zurecht zu legen, haben sie wohl gehabt und vielleicht auch den unbedingten Willen den Jungen vor einer verbauten Zukunft zu schützen.. Für die Zeit , wo sie (noch) nicht zu Hause waren, gaben die beiden Täter sich vielleicht gegenseitig ein Alibi. Dabei haben sie dann noch das Glück gehabt, dass sie von niemandem zur kritischen Zeit draußen gesehen wurden. Wenn sie dann noch aus einer wohl situierten Familie stammen, dann wird sowieso nicht viel insistiert.

Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass die Polizei die Namen der DNA Testverweigerer veröffentlichen, d.h. an die Eltern weitergeben durften. Das geht schon aus Datenschutzgründen nicht. Den Eltern fehlt also diese Information und ich meine, dass sie daher wohl keine spezielle Person in Verdacht haben. Dass sie sich über das Schweigen der Leute beklagt haben, verstehe ich, denn die Häuser sind so nahe am Tatort und eigentlich auch am Fundort, dass schon auch noch andere außer der Gattin des damaligen Kultusministers den Schrei oder später irgendwas anderes im Weinberg in Zusammenhang mit der Grabung gehört haben müssten.

Für den damaligen Kultusminister muss eigentlich ein spezieller Schutz gegolten haben, zumindest waren Personenschützer anwesend. Das geht aus Zeitungsberichten hervor. Komisch, dass die auch gar nichts gehört haben, obwohl es doch ihre ureigene Aufgabe war die Augen und Ohren besonders offen zu halten, denn ein Schrei und irgendwelches Gekruschpel im Weinberg hätte sich ja auch als Angriff auf ihren Schutzbefohlenen entpuppen können. Auf jeden Fall kannte der Kultusminister Anjas Eltern und er hat sich auch schnell bei ihnen gemeldet.
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Re: MORDFALL ANJA AICHELE (17 †), STUTTGART-BAD CANNSTADT, 1

Ungelesener Beitrag von Hbs900 »

dieser fall hatte auch etwas ganz besonderes.........o
zunaechst war mir damals aufgefallen.....der zeuge hatte einen gestromten mit weiss abgesetzten boxerhund...wie mein george....aber dieser konnte sich nicht mehr sehr gut bewegen.....sonst haette der zeuge sich wahrscheinlich nicht ganz so passiv verhalten. der hund war wie im filmfall vorgestellt schon zu alt.

wow...ich musste erst mal schlucken, als ich in diesem fall die 13 zum teil sehr aussagefaehigen berichte .....auf einer anderen seite las. ungeloeste mord u. kriminalfaelle.

der ex chefermittler ...gab mit 82 jahren folgendes zu protokoll. alle achtung...nicht so wie im fall goehrde..das grosse schweigen
er ist sich ziemlich sicher, das einer der beiden taeter damals dort wohl auch in der siedlung wohnte.
das innerhalb der familie damals gute allibis gegeben wurden...sodas der dort wohnende taeter die dna probe wohl verweigern konnte, ohne zwingend in verdacht zu geraten.
......mein gedanke dazu....sie wurde von zwei maennern begleitet....lt. zeuge
a) nur einer der taeter wohnte dort in der siedlung u. der zweite taeter war ein freund der woanders wohnte.
achtung jetzt ganz genau nachdenken.
es war schon kurz vor 22uhr.
wenn es so war, hatte der zweite die berechtigung bei seinem freund in der siedlung muckensturm zu uebernachten...
denn das er dann nachts da wieder alleine zurueckging machte keinen sinn.
wenn ich richtig liege uebernachtete er bestimmt nicht das erste mal dort....zeugen...aus der nachbarschaft haette es
wissen muessen...nicht darueber nachgedacht...wahrscheinlich..
aber ich bin auswaertiger...vielleicht konnte er von der siedlung muckensturm.....noch anschluss zu einer paar km
weiter entfernten siedlung...weiterer vorort erhalten.
b) ein zeuge sah wie sich zwei maenner in der besagten mordnacht...dort weiter abseits..mehrere km entfernt ohne
grund auf einem feld aufhielten. dort wurden spaeter zerschnittene stofffetzen von ihrem mantel gefunden

was mir noch auffiel.
die taeter entsorgten nicht ihr t shirt. sweatshirt
ich weiss auch warum.
es hatte einen hoeheren wert....da bin ich mir ganz sicher.
das ist vielleicht vielen nicht aufgefallen
anja trug ein shirt, pulli aus der serie sport ice von iceberg
damals vielleicht wert 200,00dm., 250,00dm?
warum weiss ich das...ende der achtziger jahre sah in ganz wenigen geschaeften iceberg mode pullis u. shirts. nicht in hannover.
z. teil mit ganz tollen motiven auf der brust...kaufen tat ich sie nicht zu teuer...selbst im winterschlussverkauf
als ich 2003 bei ebay anfing...gab ich iceberg ein....u. konnte viele getragenen motiv pullis ersteigern....bezahlbar geworeen.
meine neue bekannte fand sie spaeter daneben....u. ich verkaufte sie dann wieder bei ebay.
pullover kosteten damals so um die 680dm bis 900dm neu
shirts aus der serie sport ice waren guenstiger.......siehe ebay ..noch heute begehrt

was machten die taeter mit ihrem sport ice shirt
verkauften sie es auf einem flohmarkt......schenkten sie es einer anderen freundin. was passierte damit.
u. es fiel nie auf.

und noch etwas....wahrscheinlich half ein vater seinem sohn...das opfer im schrebergarten zu vergraben.....auf diesen schrebergarten konnte spaeter der vater von anja von seinem buerofenster draufschauen. er war selbstaendiger architekt. der vater der half, betrat also einen fremden schrebergarten?? u. vergrub das opfer dort.
war der garten umzaeunt....oder hatte er nur eine hecke. wurde anja in diesen garten gelockt...rauchen, sekt trinken.
hatte er eine kleine laube. er gehoerte jemanden, der sich haeufig beim sngeln aufhielt.darum wurden angler auch ueberprueft.
man holte seitens der moerder wohl spaten u. harke von zu hause.
aber das drr vater mitkam.... betreten eines fremden garten...u. dort graben mehr als dreist

anja waere nie alleine abends durch die weinberge gegangen.
sie hatte tage zuvor einen mordfall an einer jungen frau gesehen u. war stark erschuettert.
anja sagte zu ihrer mutter....wenn die mutter der jungen frau diesen filmbericht sieht....faellt sie tod um.
an diese worte musste ihre mutter spaeter immer wieder denken.

als wenn unser leben irgendwie von oben gesteuert wird......!!

ps zur zeit ebay eingestellt iceberg ...mein erster 1200dm gekostet
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