lindenstein
Ich gehe anders vor, als du. Ich lasse nicht alles offen, was sich gegenseitig ausschließt, weil es NUR EINE Variante der Tatausführung gibt. Es gibt nicht die eine UND die andere Ausführung. Es gibt nur EINE. Ein Beispiel:
Wenn die Tochter angab, dass die Mutter ihren Peiniger kannte, dann ist das eine starke Aussage, die man nicht einfach so ins Blaue hinein sagt.
Eine solche Aussage schließt m.E. eine Zufälligkeitsvariante, sprich einen Zufallstäter, aus.
Ich führe keine Dinge ein, die von ihrer Lebensweise her unwahrscheinlich sind und von der Polizei her keinen Bestand haben, wie das zweite Handy.
Wenn du die Idee mit der "die Jugendliebe im SUV" zwar als verworren einschätzest, aber dann doch nicht ausschließen willst, hast du einen Fuß im Alltag und den anderen Fuß in der Fiktion. Damit ist eine Fortbewegung nicht möglich.
Auch die Gelegenheit "Appartement" ist so eine Sache, wo du dich selber ausbremst. Das Appartement wurde von 2 Personen benutzt. Hätte sie einen Lover erwartet, einen früheren "Brennofen" mit SUV, hätte Sie Vorbereitungen getroffen, größere Toilette und sich hübsch gemacht, einen Kaffee gekocht, frisches Gebäck bereitgestellt, wäre im Appartement geblieben, wo ein Bett stand und hätte sich nicht auf einem Parkplatz herumgedrückt. Ein bisschen Kultur muss auch im Denken sein. Du kannst doch von dieser biederen und ordentlichen Frau mit ihren Oster-Verpflichtungen nicht annehmen, dass sie nach Jahrzehnten einen Freund im Appartement empfängt, aber es muss schnell gehen, weil sie bald aufbrechen muss: Also: Tür auf, Umarmung, raus aus die Kleider, aufs Bett gesprungen, hoppel-hoppel, Entladung, rin in die Kleider, bussy-bussy und tschüss.
Der Bruder war ja auf seinem Beobachtungsstuhl fest verpflichtet. Der hätte das Pärchen nicht gestört. Und sonst hätte niemand dort etwas verloren gehabt. Und wo wäre das Tötungsmotiv gewesen?
Aber so war es nicht. Sie redete mit dem Bruder über Familiäres, aber nicht nur über Familiäres. Ich bin mir sicher, dass es um mehr ging, als um Geschenkchen für Verwandte. Sicher dürfte es auch um die berufliche Zukunft gegangen sein. Der Flughafen war im Besitzer-Umbruch. Der Wetterdienst wurde dort beendet. Es war für Birgit die vorletzte Schicht an jenem Osterwochenende. Da gab es Gesprächsstoff genug, wenn beide ihre Zelte dort abbrechen mussten. Ich gehe von Alltagsangelegenheiten aus, die das Gespräch mit dem Bruder prägten. Hätte Birgit einen Bekannten erwartet, hätte sie sich auf diesen vorbereitet.
Als biedere, sparsame und zweckrational handelnde Frau ist auch hier die Zufallsnummer m.E. unreal. Ich schließe sie aus. Schlösse ich sie nicht aus, dann befände ich mich wiederum gleichzeitig in der fiktiven und in der realen Welt. Aber das bringt mich nicht weiter.
lindenstein, du schriebst: "Der Parkplatz Lautzenhausen dürfte allemal auch etwas mit einem , "weg von den Augen" zu tun gehabt haben."
Das stimmt genau. Das Auto sollte aus den Augen des Bruders verschwinden, und es sollte unauffällig im Abseits stehen.
Dass jetzt Birgit so prüde rüberkam und quasi jegliche Form von Zuwendung und Sex auszuschließen wäre, würde ich so nicht unterschreiben.
An diesem Morgen nach der Schicht, vor dem Heimweg und in Anbetracht der Vorbereitung des Familientreffens an Ostern würde ich ihr Sex- und Zuwendungsbedürfnis durch einen Spontan-Kontakt ausschließen.
Man darf auch im Konsens nicht außer Acht lassen, dass Birgit Oma wurde.. von Zwillingen, sie sich damit durchaus auch identifizierte und ja auch für die Kleinen im Vorfeld schon gestrickt hat.
Alles in allem hätte Birgit wie gesagt doch gewollt, dass ihre Kinder wissen was los ist und nicht so eine "Nummer" gefahren.
Das unterschreibe ich voll und ganz. Das passt wieder besser ins Bild.
Ich glaube, dass diese Bemerkung der Tochter tiefer blicken lässt. Die Tochter gab m.E. unbewusst mehr zu verstehen, als ihr klar war.
Und in Ergänzung mit der enttäuschenden Bemerkung ihres Bruders Tristan potenziert sich das Ganze noch und springt mir wie ein unausgesprochener Verdacht ins Gesicht.
Bruder Tristan machte nämlich die enttäuschende Bemerkung, dass die Familie vergeblich auf Fremdspuren im Auto hoffte. Und die gab es nicht.
Die Kinder hofften auf Fremdspuren. Und das sagten sie Dritten gegenüber. Und sie wurden enttäuscht. Dahinter steckte eine Angst. War es die Angst, dass es eine ihnen bekannte Person war? Diese Angst muss ja einen plausiblen Grund gehabt haben. Man möchte/muss aber über diese "Kiste" schweigen, möchte sie vermeiden aus nachvollziehbaren Gründen, vermute ich. Aber die Bemerkung drückt aus, dass es diese "Kiste" gab, dass die Kinder von dieser "Kiste" auch eine Ahnung hatten.
Das hat der STERN-Autor m.E. nicht umsonst festgehalten.
lindenstein, ich habe keine Fragen mehr.