Klugscheißer hat geschrieben: ↑Dienstag, 14. März 2023, 09:03:50
Die Frage, die sich mir stellt, wäre, um welche Räumlichkeiten in einer Schule könnte es sich denn überhaupt handeln, in denen sie ein Hausmeister oder eine Reinigungsfirma unterbringen könnte, wo ihre Anwesenheit unentdeckt bleibt?
Während sich tagsüber zig Schüler und Lehrer im Haus tummeln, dürfte es nachts auffallen, wenn irgendwo Lichter angehen und dann jemand mit einer weiblichen Person das Gebäude verlässt und sie dann wieder zurückbringt.
Heizungskeller, Materiallager für ungenutzte (alte) Schulmöbel... in der Schule gibt es so einige Räume, wo üblicherweise niemand (außer dem Hausmeister, der aber auch eher selten) verkehrt, oder überhaupt Zutritt hat. Alles natürlich ordentlich verschlossen, damit die Schüler in der Pause dort keinen Unfug treiben.
Wie (un)auffällig eine mögliche Anfahrt ist, hängt halt ganz von der jeweiligen Schule ab. Bei mir im Ort hat die Schule z.B. eine Art "Lieferanteneingang", der direkt ins UG führt und von keinem Wohnhaus in der Nähe einsehbar ist, nur von den Schulgebäuden aus.
Bevor jetzt die Hausmeister aller Schulen verdächtigt werden - solche Räume gibts überall und könnte jeder dafür nutzen, der (offiziell oder inoffiziell) einen Schlüssel hat. Gerade z.B. einen Heizungskeller betritt doch im Sommer eigentlich niemand. Da wäre selbst ein MFH denkbar, das eine Garage mit direktem Zugang zu Keller/Heizungsraum hat.
Ein anderer Gedanke: Ein Täter, der fast täglich mit Frauke risikobehaftet durch die Gegend fährt, der könnte doch durchaus auch bei der Unterbringung ein gewisses Maß an Risikobereitschaft aufgebracht haben, muss nicht das "perfekte Versteck" zur Hand gehabt haben. Man nimmt was man hat, sozusagen.
Heckengäu hat geschrieben: ↑Dienstag, 14. März 2023, 10:16:36
Absolut logisch.
Dem Entführer und schwerstkriminellen Mörder kann dieser ganze, rein logistisch komplexe Aufwand mit Gefangenhaltung, mehrere Fahrten mit dem Mordopfer, dabei vollkommene Unauffälligkeit für sein direktes Umfeld, nur möglich gewesen sein, wenn er in einem ruhig und abseits gelegenen Haus allein lebte, die vielen Fahrten mit einem Kastenwagen oder Kleinbus ohne Fenster geschahen.
In dieser Gebäulichkeit kann es auch eine scheinbar leerstehende Einliegerwohnung, mit dauerhaft geschlossenen Rollläden und/oder verhängten Fenstern geben. Somit war der Wohnraum des Verbrechers unauffällig, sogar besuchbar.
Allenfalls könnte es noch der Inhaber eines kleineren Handwerkbetrieb in einem Industriegebiet der Peripherie oder Umgebung von Paderborn gewesen sein, als Beispiel ein Rohrreinigungsbetrieb, für den auch Nachteinsätze plausibel erscheinen.
Dann aber in einem Bereich, in den eventuelle Mitarbeiter weder Zutritt noch Einsicht von aussen hatten, oder gar keine Kenntnis von einem Raum hatten. Es muss ja auch eine Möglichkeit zur Exrementenabfuhr gegeben haben, so es denn nicht nur ein bereitgestellter Eimer gewesen ist. Tendiere jedoch eher zur Annahme eines 1-Mann-Betriebes.
Ein absolut grausames, maximal perfides Mordverbrechen, das wohl für immer unaufgeklärt bleiben wird.
Die Äusserungen des leitenden Staatsanwaltes, der Psychiaterin und anderen in Richtung "Gewissen entlasten" sind nichts als gutgemeinte aber hilflose leere Floskeln, umgangssprachlich fromme Wünsche; ein Verbrecher der so planend und kaltblütig vorgegangen ist nimmt sein Geheimnis mit ins Grab.
Ist das wirklich so komplex, braucht es dafür unbedingt die perfekten Rahmenbedingungen?
Wie oben gesagt, Möglichkeiten der Unterbringung gibt es viele, die für ein paar Tage funktionieren. Und gerade im ländlichen Gebiet, vieles deutet ja auf die Gegend östlich von PB hin. Ich habe einige Jahre in einem Dorf mit 2000 EW im Schwarzwald gewohnt. Aus der Erinnerung fallen mir da spontan einige Orte/Gebäude ein, wo man das Opfer unterbringen und mehrmals täglich unauffällig aufsuchen könnte.
Was man wohl sagen kann: Das Opfer kann grundsätzlich fixiert und geknebelt sein, sich nicht bemerkbar machen können. Verpflegung würde 1x täglich reichen - ist in puncto Flüssigkeitszufuhr zwar kritisch, aber reicht ohne weiteres, damit das Opfer bis auf weiteres am Leben bleibt. Toilettengang allerdings eher 2x am Tag. Wenn sich das Opfer in die Hose macht, mag das kein Kernproblem sein, wäre aber bei einer Festhaltedauer von einer Woche oder länger eher zu vermeiden. Also entweder mindestens 2x täglich das Opfer aufsuchen, oder aber das Opfer hat unbeaufsichtigt so viel Bewegungsspielraum, dass es selbsttätig auf die Toilette kann. Das würde dann in der Tat die Anforderungen an die Unterbringung erheblich steigern, ich nehme da eher ersteres an.
Bei den Anruffahrten: Wenn der Täter allein mit Frauke unterwegs war, würde ich auch sehr einen Kastenwagen oÄ annehmen. Das Opfer unfixiert auf Beifahrer- oder Rücksitz wäre für eine Einzelperson kaum zu handhaben. Und ein fixiertes Opfer im Kofferraum eines normalen PKW/Kombi "telefonbereit" machen, telefonieren zu lassen, wäre ein gut sichtbarer und recht verdachterweckender Vorgang. Das geht z.B. im Laderaum eines Transporters deutlich besser. Beziehungsweise hätte der Täter in dem Fall dann wohl eher so abgelegene Anruforte aufgesucht, dass dort kaum mit anderen Menschen zu rechnen gewesen wäre, ist auch am späteren Abend in Gewerbegebieten so nicht gegeben.
Bei Anruffahrten mit zwei Tätern halte ich einen normalen PKW jedoch für denkbar. Einer fährt, der andere sitzt mit dem Opfer auf der Rückbank. Das Opfer mit gefesselten Händen, der Täter daneben mit einem Messer und Handy in der Hand, so in etwa.
Was die Unauffälligkeit gegenüber dem Umfeld angeht: Es gibt ja viele allein lebende Menschen. Und bei einer ganzen Bandbreite möglicher Motive wäre die Vermutung eines hochgradig beziehungsgestörten Täters naheliegend. Da wäre dann neben dem wahrscheinlichen Alleinleben auch von wenig/keinen verbindlichen Kontakten im Lebensalltag auszugehen. Und ob der Nachbar, dem man auf der Straße vielleicht kurz zunickt und dessen Namen man wenn überhaupt vom Klingelschild kennt, abends wegfährt oder nicht - also ich achte in meiner Nachbarschaft jedenfalls nicht darauf, da ist halt ein Kommen und Gehen.
Ein anderer Gedanke: Es war eben auch WM. Da werden mit Sicherheit einige Leute am frühen Abend weggefahren und spät zurückgekommen sein, um die Spiele bei Freunden oder beim public viewing zu schauen. Und es werden auch überall verstärkt Leute in Autos zu Besuch aufgetaucht sein, um eben dort mit Freunden Fußball zu schauen. Insgesamt also deutlich mehr "Kommen und Gehen" als sonst, da fällt ein Nachbar, der Do/Fr/So/Di abends und Sa nachmittags losfährt und irgendwann zurückkommt doch nicht auf.
Die WM könnte sogar einem Täter, der nicht allein lebt, Gelegenheit gegeben haben, sich abends unauffällig abzuseilen, der sozialen Kontrolle zu entziehen. "Ich treff mich mit Freunden/Arbeitskollegen/..., wir schauen das Spiel an." Abfahrt am früheren Abend, Heimkehr gegen Mitternacht, völlig unauffällig selbst für Mitbewohner oder Ehefrau. Kann man auch mehrmals machen, kein Problem.
Die Rahmenbedingungen müssen halt nicht "perfekt" gewesen sein, sondern nur "ausreichend".
Insgesamt meine ich, dass es vielen Menschen möglich gewesen wäre, diese "Logistik" ausreichend unauffällig zu meistern. Einige hätten das auf jeden Fall auch spontan, ohne vorherige Planung hinbekommen. Was nicht heißt, dass ich eine Spontantat für wahrscheinlich halte - allerdings halte ich es für fraglich, dass die Sache genau so gelaufen ist wie es sich der Täter vorgestellt hat. Aber das ist ein anderes Thema.