PODCAST braunschweiger zeitung
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https://www.podcast.de/episode/60044395 ... -in-sickte
- 18. februar 1977 freitag
- wolfenbüttel niedersickte
- 12 jährige
- von der eltern nach heimkehr gefunden
- spätnachmittags
- lag im wohnzimmer
- (HS) fallanalytiker heiko steiner, landeskriminalamt niedersachsen, zuständig cold cases
- (NN) ermittlerin nicole nebendahl braunschweiger polizeiinspektion
- opfer soll schüchtern gewesen sein
- NN relativiert das, war normal damals
- seit einigen jahren in niedersickte
- haben dort vor einigen jahren ein haus gekauft
- sehr kleines dorf
- der ältere bruder lebt bei großmutter in braunschweig
- beste freundin hat sie
- plus weitere bekanntschaften, insbesondere in der nähe des wohnhauses
- grüßt freundlich erwachsene
- ist brav
- mochte alles was glitzert (NN relativiert das: viele mädchen)
- spielt ab und an badminton (schul AG)
- großes poster der bay city rollers an der wand
- liest bravo
- kleines dorr jeder kennt jeden
- 6. klasse oberschule sickte
- soll ab nächstes jahr in hauptschule gehen
- sie geht zu fuß zur schule
- wird häufig von freundinnen begleitet
- sie trennt sich am tattag: sie wolle zu oma nach braunschweig fahren
- hat sie ab und an so gemacht
- weil mutter der großmutter freitags im haushalt zur seite steht
- wird 13:30 in der nähe des wohnhaus von nachbarin gesehen
- sie hat sich dann wie üblich das mittagessen warm gemacht
- hat vater von arbeit mitgebracht
- haus ist einer sackgasse
- ortsrandlage
- sehr kurze und sehr private straße
- man kennt sich untereinander sehr gut
- kein durchgangsverkehr
- rückseite des gebäudes liegt zur dorf-durchfahrtstraße (damals)
- freien blick auf die rückseite des hauses
- nach 1977 und 1985
- nun der 3te anlauf zur aufklärung
- gerüchteküche muss gebrodelt haben im dorf, fragt moderatorin
- es soll 1+ verdächtige gegeben haben, über die spekuliert wurde
- gerüchteküchen erschweren ermittlungen immer, sagt NN
- medien berichterstattung
- es kommen unwahrheiten hinzu über die jahre
- erinnerungen werden verschleiert und falsch dadurch
- sie nehmen fälle an
- wo sie fokussieren, fälle müssen bewiesen werden können
- das also voraussetzungen zur wiederaufnahme
- "damals gab es gerede und verdächtige"
- nun die schwierigkeit, was hat jemand selbst erlebt/bezeugt oder hat sich durch hörensagen eine meinung/aussage gefestigt
- haben operative fallanalyse bedient, das landeskriminalamt hat unterstützt
- danach daraus fragen generiert, die den bürgern aus der umgebung gestellt wuren
- der täter sollte entmonstert werden
- vorgefasste meinungen von zeuginnen und zeugen sollen nochmal überdacht werden
operative fallanalyse, was ist das ?
HS:
- etablierte kriminalistische methodik
- tötungs und sexualdelike und auch andere
- man will fallverständnis vertiefen
- fallgestalt: womit haben wir es in dem vorliegenden fall eigentlich zu tun
- kompletten fall nochmal einer betrachtung / objektiven neubewertung unterziehen
- objektivität zu gewährleisten und anderen blickwinkel auf den fall zu bekommen
- ist immer ein team
- weil team auch korrektiv ist, unterschiedliche meinungen, haltungen, background - alles sehr wertvoll
- fall von ganz unterschiedlichen blickwinkeln betrachten
- unterschiedilche ergebnisse generieren
- elementarer baustein der fallanalyse:
rekonstruktion des tatgeschehens
- so gut wie möglich annähern
- aufgrund objektiver daten und fakten,
- keinste rolle spielen: zeugenaussagen, informationen zu verdächtigen die mal eine rolle gespielt haben
- wichtig sind: spuren und auswertungen zum tatort, rechtsmedizinische befunde, objektivierbare informationen über das opfer ggf auch
- also erst feststellen mit der rekonstruktion: was hat sich da eigentlich abgespielt
weiter HS
- dann täterverhalten anschauen, also: wie ist es passiert
- bewerten und einordnen täterverhalten
- im nächsten schritt aussagen zum motiv
weiter HS
- letzter methodikschritt = aussagen zum täterprofil
- gelingt nicht immer
- über allem steht : ermittlungsunterstützende hinweise für die dienststelle zu erarbeiten
- um ermittlungen prioritieren oder ökonomisieren zu können
was können sie für aussagen treffen zur
rekonstruktion
NN antwortet:
- heike nach schule alleine nach hause
- hausschlüssel im kinderzimmer
- macht sich essen warm
- zwischen 14:00 und 15:30 die tötung
- "sehr sehr langer zeitraum"
- keine hinweise darauf, dass es sich um einen raub oder einbruch gehandelt, keine spuren dazu
- auch nicht davon auszugehen, dass es sich um ein klar erkennbares sexualdelikt gehandelt hat
- wissen von zeuginnen, dass heike fremden gegenüber zurückhaltend und ausgesprochen vorsichtig war
- haben
SICHERUNGSKETTE an der haustür
NN weiter
- täter hat sein vorgehen nicht vorausgedacht
- sie glauben fest, dass da was aus dem ruder gelaufen ist komplett
- weil sich die tat über längeren zeitraum abspielt
- opfer noch versucht hat zu flüchten zwischendurch
- wird aber
schließlich durch viele messerstiche getötet
- aber
andere angriffe vorausgegangen
- deshalb denken sie, es sind
verschiedene entschlüsse vom täter gefasst worden, was dann das ergebnis gebracht hat
- es hat ein kampf stattgefunden
- der angriff war so nicht vorgeplant, glauben sie
- sondern das etwas ausser kontrolle geraten ist
wie kommen sie darauf?
HS spricht:
- tat in einzelheiten angeschaut
- situation, spurenlage, verletzungsbilder am tatort
- eine chronologische reihenfolge in die einzelnen tathandlungen zu bringen
- um klare vorstellung zu entwickeln, was hat sich zwischen heike und täter ereignet
- dann schlüsse ziehen: was sagt uns das eigentlich?
-
sehr auffällig war, tötung sehr spontan, in form einer eskalation
- keine hinweise auf planungselemente, dass also täter hingegangen ist um heike zu töten
was meinen sie mit planungselementen: dass er messer mitgebracht hat?
HS spricht:
- "genau"
- tatmittel mitführen wäre sowas, sagt er oder flucht planen, durchdenken der tatelemente: im vorliegenden fall nicht so gewesen, sondern spontan eskaliertes geschehen
- sah man deutlich in der rekonstruktion so
- also ohne vorgeplante tatelemente
-
Tatwerkzeuge waren wohl im haus? (moderatorin): die ermittler sagen dazu nix konkretes, widersprechen aber auch nicht
was sagt den Fall Analytikern das Tatgeschehen über den täter?
HS spricht:
- warum hat er heike überhaupt aufgesucht
- was war grund
- in richtung motivbewertung: was könnte das sein, grund für die eskalation
in fallanalyse haben sich 2 motivrichtungen ergeben, die sie für wahrscheinlich halten
a)
persönliches motiv könnte sein; d.h persönliches anliegen um heike aufzusuchen, d.h. es muss eine vorbeziehung gegeben haben zwischen beiden, möglicherweise wusste er auch um die freitagsroutinen der familie
also dass sie häufig alleine zu hause war freitags nachmittags
oder dass es einen empfundenen konflikt gegeben hat, mit heike, wie zurückweisung oder kränkungssituation
er muss einen grund gehabt haben, im persönlichen bereich, heike aufsuchen
OHNE DASS schon eine tötungsmotivation vorgelegen hat. das hat sich entwickelt
b) noch eine variante
sexuelle motivation zum aufsuchen der heike
aus sexuellen gründen, pädophiler sucht das wohnhaus auf
auch da gehen sie davon aus, dass zumindest eine oberflächliche täter-opfer-beziehung bestanden haben muss
könnte täter auch bei dieser motivation um freitagsroutinen gewusst haben, genutzt haben, wusste sie war allein zu haus
diese täter haben schon gewisse skills um mit jungen menschen / kindern umgehen zu können
was überredung, manipulation angeht, auch einschüchterung
um einvernehmliche annäherung zu ermögilchen
sie glauben nicht dass gewaltdenken in der Motivation schon eine rolle gespielt hat
dann eher, um einen sexuellen missbrauch oder einen künftigen sexuellen missbrauch vorzubereiten
also keine tötungsmotivation; hier auch nicht
HS weiter:
motivation hat sich im laufe des tatgeschehens verändert
klassische verdeckungsabsichtt
täter hätte schwerwiegende konsequenzen zu befürchten gehabt
=
verdeckungsmord
täterprofil, was für ein mensch?
HS spricht
- die beiden motivationsstränge im hinterkopf behalten
- aus persönlichen gründen aufgesucht: ein männlicher einzeltäter, der eher im jugendalter zu verorten ist
- sexueller täter motiv strang: erwachsener männlicher einzeltäter
in beiden fällen der täter
sowohl regional als auch sozial aus dem näheren umfeld des opfers stammen dürfte
er gehört irgendwie hin nach sickte
also vorkontakte oder sonstwas in der art sind SEHR SEHR wahrscheinlich
sie suchen nicht einen täter, der noch nie da war
jemand der dortin gehört, der dort wohnt oder sowas, den suchen die
nachtatverhalten
- wie hat sich täter verhalten
- auffälligkeiten
- ermittlungsansätze könnten da erkennbar sein
- wie z.b. reinigungshandlung in diesem fall, tatbekleidung entsorgt oder gereinigt
- dürfte sich wahrscheinlich bei der tat auch verletzt haben
- erkennbare Verletzungen davongetragen
- diese verletzungen können auch spuren an seiner kleidung hinterlassen haben
- RÜCKZUGSVERHALTEN
- könnten auch umfeld des täters aufgefallen sein
- was sie immer wieder merken: rückzugsverhalten, die täter verändern ihre alltagsroutinen,
- aber auch schule, arbeitsstelle, krankheit, leistungsverhalten verändert sich, also dinge die nach außen offenkundig werden können
- sie glauben in diesem fall an RÜCKZUGSVERHALTEN
- weil sie glauben, diese tat ein erschütterungsverhalten ausgelöst hat
- das dürfte was mit ihm gemacht haben was er dort erlebt hat
- emotionales erschütterungsverhalten
- die neigen dann durchaus auch zu diesem rückzugsverhalten
alles möglich... aber kriminologisch und psychologisch schon hinterlegt, dass das rückzugsverhalten bei emotionaler erschütterung eintritt
möglicherweise hat er auch medien-berichterstattung intensiv verfolgt
oder sich für ermittlungen interessiert
der täter kann durchaus der nette nachbar, sympathische kollege oder auch familienvater gewesen sein
also leute nachbarn etc können sich nicht gut vorstellen, es ist schwierig, dass derjenige so eine monströse tat begeht
selbst wenn er verhaltensauffälligkeiten zeigen würde
welche fragen stellen sie (an die bürger) ?
NN spricht:
also sie hoffen darauf, dass menschen kleine und andere veänderungen an einem menschen festgestellt haben können
daher haben sie flyer entworfen, mit fragen, wie
"ist ihnen in den tagen nach dem 18. februar ..."
- aktuell verletzungen (pflaster, verbände, insbesondere hände)
- blutverschmierte kleidung oder zu einem ungewöhnlichen zeitpunkt kleidung entsorgt, gewechselt... am tattag
- kannten sie das opfer und haben sie infos zu verhalten/kontakte
- tage und wochen monate jahre nach der tat hat sich eine person aus sickte oder naher umgebung sehr verändert
- hat sich jemand von kontakten zurückgezogen, wohnort schule oder berufswechsel, wurde schweigsam, längere zeit krank ohne direkte gründe
hatten polizeiaktion in sickte und niedersachsen
was wurde gemacht was rausgekommen?
60+ poliziebeamte an einem sonntag nachmittag unterwegs
NN spricht:
am 15. oktober gab es großen artikel von ihrer zeitung braunschweigische
also eigentlich waren alle vorbereitet, dass polizei nochmal vorbeikommt
anfang november dann mit großem polizeieinsatz auf anwohner zu gegangen
und vernehmungen im großen umfang geführt
zusätzlich flyer verteilt, mit fragen
haben gute informationen erlangen können
nahezu alle menschen großes verständnis und anklang
tatort spuren sichergestellt damals - neue analysemethoden ?
NN spricht:
ja, sie glauben dass sich neues ergeben wird
ergebnisse stehen noch aus, für neue erkenntnisse
(geht noch was weiter, aber allgemein zur fallanalyse - wie erfolgreich die ist, alte fälle beispiele...)