HP1 hat geschrieben: ↑Sonntag, 24. November 2024, 11:28:28
@Hamburger
Vielen Dank für deine Antwort.
Ich suche nach begründeten Annahmen. Die können den Wahrheitsgehalt im Detail, die Authentizität der Person insgesamt (Täter oder Laberbacke), sein Motiv für sein Auftreten allgemein wie auch für bestimmte Äußerungen, oder aber auch Persönlichkeitsmerkmale ("Gruppenzugehörigkeit") betreffen.
Oder auch sonst alles, was auffällt, natürlich.
Bei deinen Gedanken dazu ist einiges dabei, was ich interessant finde, zum Teil auch schon so ähnlich bemerkt habe. Ein paar Gedanken dazu von mir:
Klar trat P. hier als Täter auf. Kein Mittäter wegen der Äußerung, es gebe keine Beteiligten.
"Außerordentlich niedriger IQ" finde ich zu stark formuliert. Aber eine gewisse Einfachheit, ja. Könnte auch gesteigertes excitement, einen Erregungslevel zum Ausdruck bringen, ob nun echt oder gewollt.
Die weitgehend fehlerfreie Ortografie (vollständige Auflistung der Fehler mach ich vielleicht noch) inklusive Groß-/Kleinschreibung sowie immer wieder durchscheinende differenzierte, kreative und treffende Wortwahl passt so gar nicht zu den kurzen Aussprüchen oder kurz gehaltenen Sätzen, bis auf einmal konsequent Kommas weglassend, wo welche hingehören würden. Dazu die relativ häufige Verwendung von Ausrufezeichen.
Ich bin mir sicher, P. kann sich ohne Weiteres auch grammatikalisch merklich differenzierter/komplexer ausdrücken, bzw. tut das normalerweise auch. Scheint stellenweise jedenfalls auch durch. Als Ausdruck von Erregung beim Schreiben erscheint mirdie "Einfachheit" hier viel eher gewollt produziert als authentisch. Das auch, weil er diese über drei Tage und eine Menge Beiträge fast durchgängig beibehält, zu stereotyp. Bin mir sicher, ob Täter oder nicht, das war von P. gewollt, bewusst eingesetzt.
Deinen Gedanken hier finde ich richtig gut. "Die blöde Tüte war das!" aktuell auf keinen Fall eine authentische Wiedergabe der Wahrnehmung des Täters, vor allem nicht nach 18 Jahren. Aber man kann diesen Beitrag auch als (eher schematische als präzise) Beschreibung lesen, wie es für ihn damals war. Da wäre das vielleicht gar nicht so unpassend. Dennoch, es ist natürlich völlig lächerlich, das als Täter heute so darzustellen. Und so aufgewühlt, dass er das als über die Jahre gepflegte und verinnerlichte Entlastungsformel (wohl kaum...) hier in unreflektierter starker Emotionalität einfach rausballern würde, ist der bei seinem Auftritt hier keinesfalls, das sähe sonst an einigen Stellen acht anders aus, meine ich. Die "blöde Tüte" völlig übertrieben, albern.
Das Thema "Entlastung" zieht sich durchs ganze Werk. Er spricht von "man" als verallgemeinerter dritter Person, oder schildert das Geschehen als passierende Ereignisse, ohne das Handeln an sich zu benennen. Wie wenn ich den Satz stattdessen mit "Es wird von "man" gesprochen..." begonnen hätte.
Ivens durchgängiges Angebot einer konkreten dritten Person ("der Täter") nimmt er nicht auf, bis zum letzten Beitrag: "...mit der Hoffnung vielleicht doch etwas runter zu kommen für beide." "Beide" sind hier Frauke und Täter, aus seiner Perspektive hier der Täter jedenfalls als dritte Person benannt.
Ein "ich" nur zweimal, einmal "
Mir ist bewusst weshalb du mich das wiederholt fragst!" und am Schluss "Eine Frage an dich bevor
ich verschwunden bin....". Also da, wo er nicht auf Fragen antwortend vom Geschehen berichtet, sondern sich inhaltlich an Iven wendet.
Ohne Schlussfolgerung, soweit nur eine Feststellung.
Ja, er beschreibt das Geschehen sehr derb und roh. "...nachdem sie eine auf die Fresse bekommen hat weil sie nicht ficken wollte!", "Nach dieser heftigen Abfuhr folgte der Schlag in die Fresse." oder "Der Schlag in die Fresse hat die ganzen Tage dafür gesorgt das es keine weiteren Umstände gab!"
Da liegt ja eigentlich der Knackpunkt, seine Reaktion auf die "heftige Abfuhr" (die er zuvor nicht benannt/beschrieben hatte), also der Schlag ins Gesicht, war ja der eigentliche Auslöser, der völlig selbst verschuldete Anlass für alles Weitere gewesen war. Dass er hier so eine Aggressivität in die Darstellung legt, fast so als würde er Frauke selbst dafür verantwortlich machen wollen ("hatte es verdient/provoziert", so in etwa), könnte für ein Verhaftetbleiben im Leugnen, einer nicht gegebenen Fähigkeit zur Reue sprechen. Ist aber dennoch hier sehr ausgeprägt verwendet und wirkt stereotyp. Könnte ein Typ mit hoher Erregbarkeit im Konflikt (hier Vorwurf/Eingeständnis des eignenen Verschuldens) und gleichzeitig geringer Selbstregulation sein, der da automatisch in aggressive Sprachmuster verfällt. Würde auch zu jemandem passen, der auf eine Abfuhr mit einem "Schlag in die Fresse" reagiert. Aber ich bin unschlüssig, ob das nicht vielleicht zu dick aufgetragen ist, ob hier nicht ein intentionaler Einsatz des Stilmittels vorliegt, schwer zu sagen.
Das "süße Lächeln" bringt er ja zweimal an unterschiedlicher Stelle: "Das süße Lächeln die Blicke auf der Arbeit..." und später "Beim Weg zum Auto trifft man auch noch die Frau von der Arbeit im Krankenhaus die das schönste Lächeln hat!"
Auch hier wieder mögliche Entlastungsfunktion. Er benennt da, warum er sich Hoffnungen machte, "auf nem Film war" (meine Worte, kein Zitat). Ansonsten ist so ein "schönstes Lächeln"-Gelaber nach meiner Wahrnehmung doch ziemlich abgeschmackt, kann genauso ein Sprachcode für "high fuckability" sein wie eine naiv romantische Wahrnehmung. Ersteres würde zu den derben Äußerungen oben wohl jedenfalls passen. Typ schleimiger Wichser halt.
Was mir da viel eher auffällt, ist "...mit ihr etwas durch Paderborn zu fahren um Nähe zu spüren." Da spricht er nicht von Fraukes anziehender Wirkung (abgeschmacktes "süßes Lächeln" als Code für sexuelles Interesse erzeugende Erscheinung/Auftreten Fraukes), sondern von seiner damaligen Bedürfnislage. Naiv romantische Darstellung, die er mit Sicherheit damals nicht so empfunden hat, wenn er ihr im Anschluss "eins in die Fresse" gehauen hat weil sie "nicht ficken wollte". Das "Nähe spüren wollen" bezieht sich ja auf das Geschehen vor der Eskalation, da will er augenscheinlich seine Absichten als völlig "unschuldig" darstellen, jegliche unangemessene oder gar kriminelle Intention von sich weisen. Aber eins ist doch klar, der wollte auch zu dem Zeitpunkt nicht "Nähe spüren", sondern halt "Frauke ficken". Die "Nähe" weder als Beschreibung seines damaligen Midnsets noch als heutige Interpretation in irgendeiner Weise angemessen. Nehme ich als ähnlich überzogene, wenn auch vielleicht nicht ganz so ins Auge springende (dennoch plakative) Wirklichkeitsverzerrung wahr wie die "blöde Tüte".
Zu inhaltlichen Widersprüchen/Brüchen schreibe ich hier jetzt nichts. Ich gehe für mich so heran, Stil und Inhalt erstmal separat durchzugehen, erst dann nach parallelen Auffälligkeiten und so zu schauen.
Nur ein inhaltlicher Punkt, so als "Bonbon" und Beispiel für das mit der "Personengruppe":
Ich hab während meinem zwieten Studium als Pflegehelfer im KH gearbeitet, Abteilung Innere/Palliativ. Die Bezeichnung "einschlafen" war da absolut gängig fürs Versterben, zumindest wenn es "friedlich" stattfand - ohne oder mit schwindendem Bewusstsein. Allerdings nur beim Pflege- und Verwaltungspersonal, die Ärzte hätten das kaum so bezeichnet.
Spräche hier für eine tatsächliche Tätigkeit im KH, allerdings natürlich kein hartes Argument - auch für andere Personen könnte da "einschlafen" nahe liegen.
"...also wozu bitte irgendwelche Pharmazie Substanzen?" im letzten Beitrag. Das wieder sehr gestelzt, wirkt eher wie eine Formulierung, die man hier in dem einen oder anderen Forenbeitrag so finden und vielleicht übernehmen würde. Würde ein Pfleger oÄ aus eigenem Sprachgebrauch heruas nicht so benennen. Kurios...
So weit...