Trodat5203 hat geschrieben: ↑Montag, 24. Februar 2025, 10:39:31
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Wenn er bewusst nach Nieheim hätte lenken wollen, dann hätte er dies auch mit den späteren Anrufen tun können.
Ich glaube, man sollte versuchen, sich
die jeweilige Lage des Täters zu vergegenwärtigen, als er sich zu den einzelnen Schritten seines Handelns entschloss - und das
nicht mit den tatsächlichen Folgen seines Handelns überlagern.
Wenn der Täter bewusst die Spur nach Nieheim lenken und suggerieren wollte, erst dort sei "etwas" passiert:
Dann war eine SMS deutlich weniger riskant als ein Anruf. Außerdem hätten "spätere" Anrufe zu spät sein können.
Wenn man sich mal vorstellt, die 1. SMS aus Nieheim hätte es nicht gegeben:
Dann hätte der Täter davon ausgehen müssen, dass die Polizei sehr schnell ermittelt. Wenn eine junge Frau nachts auf ihrem Nachhauseweg verschwindet, nimmt die Polizei das schnell ernst.
Anders sieht es aber aus, wenn eine junge Frau einen Pub zwar in der Absicht verlässt, nach Hause zu gehen, dann aber noch - mitten in der Nacht - in das ca. 30 km entfernte Nieheim fährt und von dort eine muntere SMS versendet. In diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Freunde und erst recht die Polizei von einer Liebesaffäre ausgehen und es auch nicht verwunderlich finden, dass die Schule für 2 Tage geschwänzt wird.
Aber es trat das ziemlich Unwahrscheinliche ein: Die Freunde und die Mutter dieser jungen Frau waren sofort außerordentlich besorgt, und sogar die Polizei war bereit, sehr schnell Ermittlungen aufzunehmen. Es waren erst ca. 40 Stunden vergangen, seit Frauke den Pub verlassen hatte, als bereits öffentlich mitgeteilt wurde, dass die Polizei ermittelte und sogar schon den Absendeort der 1. SMS festgestellt hatte. Dazu hatte es einer richterlichen Zustimmung bedurft, und Frauke war eine erwachsene junge Frau, deren unbezweifelbares Recht es war, sich mal ein paar Tage nicht bei ihren Angehörigen zu melden!
Nach meiner Ansicht ist es wichtig, sich diese ganz und gar nicht wahrscheinliche Entwicklung zu vergegenwärtigen, um sich vorstellen zu können, wie sehr ein Täter, der die 1. SMS kalkuliert versenden ließ oder selbst versandte, von der Bekanntgabe polizeilicher Ermittlungen überrascht und unter Druck gesetzt wurde.
Ich gehe davon aus, dass der Täter nicht geplant hatte, Frauke telefonieren zu lassen, sich aber durch die schnelle Aufnahme polizeilicher Ermittlungen gezwungen sah, dieses Risiko einzugehen. Warum sonst hätte er damit 48 Stunden warten sollen?