AngRa hat geschrieben: ↑Freitag, 18. April 2025, 04:18:14
Das ist eine gute Frage, warum Sichtungszeugen in manchen Fällen behaupten etwas bzw. jemanden gesehen zu haben, was gar nicht zutrifft. Ich sehe da in den meisten Fällen keine böse Absicht dahinter. Man muss bedenken, dass die Polizei bei den wohl Befragungen deutlich macht, dass sie dringend auf Zeugenaussagen d.h. auf das Erinnerungsvermögen der Zeugen angewiesen sei, weil sie ansonsten den Fall nicht aufklären könne, was niemand so haben wolle. Ich vermute, dass Zeugen dann darum etwas sagen, weil sie unbedingt etwas gesehen haben wollen und bei der Aufklärung helfen wollen.
Also gut es soll z.B. Menschen geben, die, wenn sie nach dem Weg gefragt werden, auf jeden Fall eine Antwort gegen und irgendeinen Weg beschreiben, selbst wenn sie den Ort, den der Frager sucht, gar nicht kennen. Vll gibt es auch so eine Art Zeuge, der sich spontan an Dinge erinnert, die es nicht gab, weil er denkt, sonst steht er dumm da. Aber so richtig glaube ich in dem Fall nicht dran. Wirkt mir zu fiktional. Zeugen werden ja bzgl. ihrer Glaubwürdigkeit beäugt, das ist ja eine wesentliche Aufgabe für den "Vernehmer".
Stimmt wohl auch, dass Zeugenaussagen oft und generell mit Vorsicht zu genießen sind. Bzw wird immer wieder betont. Wobei eben das Problem selten zu sein scheint, dass sie Erlebnisse komplett erfinden, die es überhaupt nicht gab. Sondern, dass Details durcheinander geraten. Zeit, Ort und eben Details dessen, was man beobachtet hat. Größe, Alter, Haarfarbe, Kleidung von Menschen z. B., das sei oft total unterschiedlich, wenn mehrere dasselbe bezeugen.
Aber trotzdem bzw. deswegen ist es komisch, dass zwei Zeugen unabhängig(?) voneinander zu etwa der gleichen Zeit und ziemlich genau am selben Ort ein Kleinkind, dass sie im Nachhinein oder schon währenddessen für Emile hielten, gesehen haben wollen, dass da aber gar nicht entlang lief.
Erschwerend, weil die Auswahl an anderen Kleinkindern, die man für Emile gehalten haben könnte, zu dem Zeitpunkt an dem Ort vermutlich verschwindend gering war, wenn nicht sogar einfach 0.
Mir würde der "Irrtum" eher nachvollziehbar erscheinen, wenn man ein Motiv darin sehen könnte.
Wenn PV bspw. der Bürgermeister wäre, und die Zeugen sind loyal zum Bürgermeister, weil sie vor ihm Respekt haben, dann würde es sich mir erschließen, dass sie das gesehen zu haben meinen, obwohl das nicht so war. Dann hätte ihre Psyche die Erinnerung geformt. Dasselbe wäre es, wenn die beiden Sicht-Zeugen (sind die nun eigentlich verwandt, oder nicht?) jemand anderes schützen wollten, zu dem sie loyal sind. Oder einer gar sich selbst (?). Dass sie, unbewusst, PV und seiner Familie, einen Gefallen machen wollen, glaub ich nicht.
Insofern würde ich sogar eher denken, dass wenn die Zeugenaussagen grob falsch sind, in der Art, dass da gar kein Kind war zwischen 16:30 und 17:30, dass diese Fiktivaussagen einen anderen Hintergrund haben.
Man könnte die ursprünglichen Aussagen, Zeuge 1:
"Emile ggn 16:45 hochgehen gesehen" und Zeuge 2:
"Emile ggn 17:15 nahe Brunnen/Kirche runterlaufen gesehen", so deuten (wenn sie Schutzbehauptungen sind) dass Emile gegen 16:30-17:00 am Brunnen etwas passiert ist, aber nicht PV damit zu tun hat. Und dass beide Aussagen davon ablenken wollen, die eine zeitlich (
"er war um 17:15 noch munter") die andere örtlich (
"er ging ja nach oben zurück, nachhause"). Ist jetzt natürlich arg krass unterstellt. Aber irgendeinen Zusammenhang dürfte oder könnte das haben.
Oder es stimmt halt einfach doch, dass er da wirklich runterlief ggn 17.15.
Oder es ist komplett fiktiv und gutes, südfranzösisches Brauchtum, eine gute Geschichte zu liefern, wenn man nichts Reales in peto hat.