2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Fälle in Foren: Truus & Harry Langendonk (Doppelmord im Chiemgau)

Fälle in Themen: Göhrde-Morde, Der Tod von Kris Kremers u. Lisanne Froon, Doris Seyffarth, YOG'TZE-Fall
Lucky Luciano
Beiträge: 359
Registriert: Montag, 16. August 2021, 18:07:09
Kronen:
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von Lucky Luciano »

rocksoffmessageboard hat geschrieben: Dienstag, 01. Juli 2025, 22:12:45 Wie wurde z.B. Martha Haering in Meudelfitz bei Hitzacker getötet Anfang Februar 1984?

Über diesen Mord ist wohl am allerwenigsten bekannt, vielleicht kann LL uns was dazu sagen :?:
Ja, da habe ich verschiedene Artikel zu. Es ist schon länger her als ich etwas breiter gefächert Tötungsdelikte im Umfeld Lüneburgs recherchiert und zusammengestellt habe. Deine Eckdaten, Meudelfitz bei Hitzacker und Februar 1984 passen aber schon mal. Ich habe irgendwie auch noch das Haus vor Augen, in dem sie lebte. Wenn Du mir etwas Zeit gibst, suche ich gerne raus, was ich dazu habe / finde. ;-)
Data
Beiträge: 242
Registriert: Freitag, 27. Januar 2023, 07:51:21
Kronen:
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von Data »

Lucky Luciano hat geschrieben: Donnerstag, 03. Juli 2025, 09:05:29 Wenn Du mir etwas Zeit gibst, suche ich gerne raus, was ich dazu habe / finde.
Hallo
Ich bin nicht belesen in dem Fall. Schau da einfach ab und an rein. KWW werden ja so alle nicht gelösten Fälle zugeschrieben. So mein empfinden.
Frage: Was war Ausschlag geben und war der Anlass, dass KWW die Gehörde Morde begangen haben soll?
Frage: Wie viele Morde traust du KWW zu?
Frage: Für wie viele Morde sass KWW ein?
Lucky Luciano
Beiträge: 359
Registriert: Montag, 16. August 2021, 18:07:09
Kronen:
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von Lucky Luciano »

Data hat geschrieben: Donnerstag, 03. Juli 2025, 14:43:05 Hallo
Ich bin nicht belesen in dem Fall. Schau da einfach ab und an rein. KWW werden ja so alle nicht gelösten Fälle zugeschrieben. So mein empfinden.
Frage: Was war Ausschlag geben und war der Anlass, dass KWW die Gehörde Morde begangen haben soll?
Frage: Wie viele Morde traust du KWW zu?
Frage: Für wie viele Morde sass KWW ein?
Bitte nicht falsch verstehen. Aber das klingt grad nach einer schlechten KI!
Data
Beiträge: 242
Registriert: Freitag, 27. Januar 2023, 07:51:21
Kronen:
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von Data »

Lucky Luciano hat geschrieben: Donnerstag, 03. Juli 2025, 17:57:30 Bitte nicht falsch verstehen. Aber das klingt grad nach einer schlechten KI!
Hallo

Ja es ist auch eine schlecht KI. Nein im ernst. Bin da wirklich nicht belesen. Und die vorherige Post war auch meine erst in Fall KWW. Ich lese nur überall KWW, und was der alles getan haben soll. Nur verwunderlich, dass der arme noch zum Schlaf gefunden hat. Also bitte ich um eine Beantwortung meiner Fragen .

Besten Dank
Lucky Luciano
Beiträge: 359
Registriert: Montag, 16. August 2021, 18:07:09
Kronen:
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von Lucky Luciano »

@rocks

Hier die zusammengefassten Informationen zu Deiner Frage nach den Tatumständen von Marta Häring:

Martha Häring war 74 Jahre alt als sie am Donnerstag, 02. Februar 1984 in Meudelfitz / Hitzacker, ermordet wurde. Lt. Obduktion lag die Tatzeit wahrscheinlich zwischen 18 und 22 Uhr. Der Täter erstach die sich heftig wehrende Martha Häring in ihrem Haus mit 27 Messerstichen. Nach der Tat zündete der Täter das Haus an und flüchtete. Wetterbedingt kam der Brand im Haus jedoch zum Erliegen, so dass die Leiche von den Flammen nicht erfasst wurde und nahezu unversehrt blieb.

Zuständig war die Kripo in Lüchow-Dannenberg unter der Leitung des 1. KHK Osterwold. Zunächst sah es nicht so aus, als würde sich eine heiße Spur ergeben. Kurze Zeit später nahm die Kripo jedoch überraschend einen Tatverdächtigen fest. Hanns-Jürgen H. wurde dem Haftrichter vorgeführt, der die Untersuchungshaft anordnete. Am 17. September 1984 begann gegen ihn der Mordprozess vor dem Schwurgericht in Lüneburg.

Hanns-Jürgen H. hatte eine bewegte Vergangenheit. Gebürtig in Berlin, lebte und arbeitete er dort, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Daran schloss sich erst die Gefangenschaft an, danach mehrere Arbeitsstellen und später eine fünfjährige Zeit bei der Fremdenlegion, u.a. in Indochina als Fallschirmjäger. Finanzielle Nöte und Phasen der Arbeitslosigkeit prägten sein Leben. 1960 wurde er von einem Gericht in Berlin wegen Mordes und besonders schweren Raubes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Nach 18 Jahren kam er vorzeitig frei und zog nach Lüchow-Dannenberg, wo er zum Tatzeitpunkt mit seiner Frau in Meudelfitz in der Nähe der getöteten Häring lebte.

Die Verhandlungen vor Gericht nahmen kurz nach dem Beginn dann jedoch eine überraschende Wende. Von der Polizei und Staatsanwaltschaft vor dem Prozess noch als belastend eingeschätzte Indizien, brachen nach und nach zusammen. Es gelang dem Anwalt des Angeklagten nicht nur die geringe Aussagekraft der Indizien bzgl. der Täterschaft seines Mandanten nachzuweisen, er deckte auch einen "psychologischen Trick" der Polizei auf, mit dem die Ermittler eine Belastungszeugin der Anklage vor ihrer Zeugenvernehmung manipulativ beeinflusst hatten. Die Fragen im Rahmen der Vernehmung waren suggestiv gefärbt. Das führte zu widersprüchlichen Aussagen der Zeugin, die der Verteidiger jedoch präzise herausarbeitete und die Entstehung der Vernehmung aufdeckte.

Der Vorsitzende Richter folgte dem Verteidiger in seinen Einschätzungen und sprach den Angeklagten vom Tatvorwurf des Mordes an Martha Häring frei.

Danach kam es zu keiner neuen Anklage eines anderen Tatverdächtigen. Der Fall ist bis heute unaufgeklärt.

Hanns-Jürgen H. musste mit seiner Familie kurze Zeit nach dem Prozess umziehen, da sie sich in Meudelfitz massiven Rufmordattacken, Denunzierungen und Beschuldigungen ausgesetzt sahen.
rocksoffmessageboard
Beiträge: 1830
Registriert: Montag, 31. August 2015, 21:42:38
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit einer Goldenen Krone für 1000 Beiträge)
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von rocksoffmessageboard »

@LL

Ich danke Dir für Deinen ausführlichen Report.
27 Messerstiche sind ja auch heftige Übertötung und es liegt nahe, dass man einen vorbestraften
Fremdenlegionär, von denen die Meisten nicht gerade zimperlich sind und er obendrein 18 Jahre im Gefängnis saß,
auf dem Schirm hatte.
Berlin - Indochina - Meudelfitz, das ist ja auch eine Route...... :o
Da konnte Hanns-Jürgen H. froh sein, dass er einen so guten Anwalt hatte.
Aber leider mal wieder ein ungeklärter Fall.
Danke nochmals.
rocksoffmessageboard
Beiträge: 1830
Registriert: Montag, 31. August 2015, 21:42:38
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit einer Goldenen Krone für 1000 Beiträge)
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von rocksoffmessageboard »

@LL
Um noch mal kurz auf den Fall zurückzukommen.
Der Anwalt muß ja ähnliche Qualitäten wie Rolf Bossi oder Leonore Gottschalk-Solger
gehabt haben.
Hatte der Angeklagte Glück oder Geld?
Lucky Luciano
Beiträge: 359
Registriert: Montag, 16. August 2021, 18:07:09
Kronen:
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von Lucky Luciano »

rocksoffmessageboard hat geschrieben: Donnerstag, 10. Juli 2025, 19:51:13 @LL
Um noch mal kurz auf den Fall zurückzukommen.
Der Anwalt muß ja ähnliche Qualitäten wie Rolf Bossi oder Leonore Gottschalk-Solger
gehabt haben.
Hatte der Angeklagte Glück oder Geld?
Wer das als Anwalt war, ist ja kein Geheimnis. Manfred Seegebarth aus Dannenberg, die heutige Kanzlei Dr. Seegebarth, Stute & Kollegen. M.W. war es eine Pflichtverteidigung. Aber da bin ich mir nicht sicher. Geld hatte sein Mandant definitiv nicht. Somit hatte er sicher Glück einen überaus engagierten Anwalt an seiner Seite zu haben, der die Verteidigung ernst nahm und die Indizien Punkt für Punkt aushebelte. Am Ende blieb tatsächlich nichts Belastendes übrig und selbst der Staatsanwalt Klee verzichtete auf weitere Rechtsmittel.

Wer dabei nicht so gut aussah, war die POL in Lüchow Dannenberg, die mit ihrer Befragungstechnik Kritik erntete. Was war passiert? Eine wichtige Belastungszeugin der Anklage, die im Haus des Tatverdächtigen lebte, wurde von der POL zur Zeugenvernehmung vorgeladen. Einleitend schilderten ihr die Beamten das Tötungsdelikt von Hanns-Jürgen H., dass er Ende der 50er Jahre in Berlin beging und wofür er 1960 rechtskräftig verurteilt wurde. Diese Vorgeschichte irritierte die Zeugin natürlich, die davon keine Kenntnis hatte und beeinflusste sie in ihren späteren Aussagen. Seegebarth legte viel Kraft auf genau diese Zeugenbefragung, deckte Widersprüche in ihren Aussagen auf und erfuhr, dass die POL mit der Schilderung der ersten Tat des Angeklagten die Befragung begann.

Seegebarth nannte das Vorgehen der Polizei zwar als zulässig, bezeichnete deren Vorgehensweise jedoch als eine "psychologische Meisterleistung", in der die Zeugin unterschwellig auf das Zutreffen seiner Täterschaft auch im Fall von Martha Häring "vorbereitet" wurde. So erläuterte er in seinem Plädoyer u. a. die widersprüchlichen Aussagen der Zeugin, die nicht zur Wahrheitsfindung beitrugen.
rocksoffmessageboard
Beiträge: 1830
Registriert: Montag, 31. August 2015, 21:42:38
Kronen: Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
(ausgezeichnet mit einer Goldenen Krone für 1000 Beiträge)
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von rocksoffmessageboard »

Ich danke Dir.
Und damit war der Fall dann wahrscheinlich auch erledigt und nach einem Alternativ-Täter gar nicht
erst gefahndet. :roll:
Lucky Luciano
Beiträge: 359
Registriert: Montag, 16. August 2021, 18:07:09
Kronen:
Sterne:

Re: 2-FACH DOPPELMORD IM STAATSFORST GÖHRDE, NIEDERSACHSEN, 1989

Ungelesener Beitrag von Lucky Luciano »

Damit war der Fall tatsächlich durch. Jedenfalls für den Angeklagten Hanns-Jürgen H.

Wohnen bleiben konnte er jedoch in seinem Haus praktisch nicht mehr, da er für die Bewohner von Meudelfitz immer der Täter blieb. Wie es dann für ihn und seine Familie weiter ging, weiß ich jedoch nicht.

Inwieweit die POL Lüchow Dannenberg den Fall weiter verfolgte, entzieht sich meiner Kenntnis. Veröffentlichungen dazu gab es jedenfalls keine mehr, was dafür spricht, dass der Fall zu den Akten gelegt wurde. Erschwerend kam sicher hinzu, dass am 23.08.1984, also knapp 6 Monate nach dem Mord an Martha Häring, Irma Busch getötet wurde, was vermutlich die Ermittlungen anders, also auf den aktuellen Fall bezogen, akzentuierte. Leider konnte auch der Täter im Fall Irma Busch bis heute nicht ermittelt werden.
Antworten