Fall Maria L.:
Wie die Kripo den Druck der Öffentlichkeit erlebt hat – und schließlich den Ermittlungserfolg
Die Soko Dreisam der Freiburger Kripo hat den Mordfall Maria L. aller Voraussicht nach gelöst.
Kripochef Peter Egetemaier und Soko-Leiter David Müller berichten im Interview, wie sie die Ermittlungen und ihren Erfolg erlebt haben – und wie sie mit dem Druck der Öffentlichkeit umgegangen sind.
Auszug aus dem Interview:
BZ: Der Druck war enorm hoch, oder?
Egetemaier: Den Druck haben wir uns auch selbst gemacht und der hat sich auch durch die Situation ergeben. Zu 50 Prozent ist der Druck jetzt weg, aber wir haben immer noch den Endinger Fall.
Trotzdem tut das hier jetzt richtig gut, das ist auch weitere Motivation. Ich freue mich sehr auch für die Eltern des Opfers, denen ich damals gegenübergesessen bin und ihnen die traurige Botschaft überbringen, musste, dass ihre Tochter auch noch Opfer eines Sexualdelikts geworden ist.
Jetzt hoffe ich nur, dass der Tatverdächtige uns erklärt, wie die Tat abgelaufen ist.
BZ: Wann war der Zeitpunkt, als Sie sich sicher waren: Den kriegen wir!
Müller: Als wir dieses auffallend blond changierende Haar hatten.
Spätestens, als wir die Videoauswertung der Kamera gesichtet hatten, war die Chance ganz reell, diese Person auch zu identifizieren.
BZ: Es heißt, eine junge Polizeimeisterin habe den Tatverdächtigen mit der auffälligen Frisur auf dem Video entdeckt.
Müller: Sie ist eine junge Kollegin von der Bereitschaftspolizei, die die Sonderkommission unterstützte und für den Einsatzabschnitt Videoauswertung eingeteilt war.
Von dort waren insgesamt sieben Kolleginnen und Kollegen für drei Wochen angefordert, um sämtliche Videodateien auszuwerten. Und diese Kollegin hatte die Aufgabe, diese eine Kamera anzuschauen – und sie konnte den Verdächtigen dann identifizieren.
BZ: Wusste man dann gleich, dass dies der Gesuchte ist?
Müller: Jemand mit dieser Frisur und mit schwarzem Schal, der sich in der Nähe des Tatorts aufhält und das in zeitlicher Nähe zur Tat – da war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dies der Täter ist.
BZ: Alles hing letztlich also an diesem einen einzigen Haar im Brombeerbusch?
Egetemaier: Ganz genau. Das war schon sensationell, dass die Kollegen im Kriminaltechnischen Institut in akribischer Arbeit dieses Haar gefunden haben.
Wäre das Haar nicht entdeckt worden, wären wir heute vermutlich nicht hier.
Wäre der Verdächtige nicht in der Straßenbahn vor der Kamera gestanden oder wäre die Aufnahme nicht von so guter Qualität, wären wir heute vermutlich nicht hier.
Die junge Kollegin hat beim Videoauswerten ganz genau hingeschaut.
Und dann kommt noch der Polizeiposten Littenweiler hinzu: Ich muss sagen, ich bin mir nicht sicher, ob ich den Verdächtigen aus dem Streifenwagen heraus erkannt hätte.
Der Verdächtige sah ja nicht mehr genau so aus, wie auf den Aufnahmen aus der Bahn.
Die ganze Kette hätte an einer Stelle leicht reißen können, dann hätten wir vermutlich noch lange weitersuchen müssen. Aber es hat einfach gepasst, und darüber freuen wir uns.
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