uri44 hat geschrieben:Das mag alles sein. Aber im konkreten Fall geht es um die 15-jährige Schwägerin, die aus dem Haus des Schwagers verschwand, als er allein zugegen war. Und wer in einem solchen Fall dann lieber schweigt, damit sich die Ermittler nicht festbeißen, der vertritt primär seine eigenen Interessen und nicht die der verschwundenen Schwester (für die er zum Zeitpunkt ihres Verschwindens gewissermaßen die Verantwortung trug).
Klar vertritt er seine eigenen Interessen. Das macht er wie jeder und jede andere.
Aber falls er's nicht war, wie sollte er der Polizei denn dann helfen?
Die Umstände, die ihn für die Pol verdächtig machen, kann er ja gar nicht entkräften, weil die sind sozusagen "materiell".
Wenn er's nicht war, dürfte er auch kaum einen Schimmer haben, was passiert ist.
Falls er's war - das ist jetzt ein Hypothese - könnt er die Ermittlungen in der Tat durch ein Geständnis voranbringen.
Aber solange er denkt, er kann da raus kommen - macht er das natürlich nicht.
Speziell dürfte ihn ein eventueller Gewissensdruck bei der Konstellation eher zum Schweigen veranlassen. Ein Geständnis würde ihn innerhalb der Familie R, in deren Koordinatensystem er ja einen ziemlich guten Stand und Ansehen hat und Zuwendung und Anerkennung erfährt, und vermutlich einen großen Teil seiner sozialen Identität zieht - komplett kollabieren lassen.
Das würd ihn vom Alphamann zum Paria und Monster wandeln und die Familie außerdem auch mit hinabreissen. Hält er den Mund, passiert das (zunächst) nicht.
Wie gesagt unter der
unbewiesenen Annahme der Verdacht trifft zu.
Würde vermuten, dass diese Scham eine größere Barriere darstellen würde, als die Angst vor 10 Jahren Knast.
Und nochmal: für den
hypothetischen Fall, dass er ein Täter sein sollte. Erwiesen ist das mMn nicht.
uri44 hat geschrieben:Sollte er nicht für ihren Tod verantwortlich sein, dann gibt es aktuell überhaupt kein echtes alternatives Szenario, dann könnte sie mittlerweile in Korea sein, in einem Bordell in Wladiwostok arbeiten oder die Ehefrau eines orientalischen Scheichs sein. Er hätte dann maßgeblich mit dazu beigetragen, dass mit viel Aufwand in die falsche Richtung ermittelt wird.
Es fällt zwar wirklich schwer realistische alternative Szenarien zu finden, allerdings wär es theoretisch denkbar, dass ein paar Grundkoordinaten im Raum-Zeit-Diagramm nicht stimmen und sie z.B. schon früher aus dem Haus raus ist. Es wird ja immer Handy = Mensch gleichgesetzt.
Ein Handy kann aber im Haus sein und div Apps können sich autonom einloggen, ohne dass die Besitzerin in der Nähe ist.
Falls sie alleine aus dem Haus ist, früher, wäre es denkbar, dass sie irgendjemand geschnappt hat.
Evtl auch jemand, den sie kennt. Super realistisch wirkt das auf mich auch nicht, aber nicht gänzlich ausgeschlossen.
Mich wundert nach wie vor, dass bei einem angenommenen Tötungsdelikt im Haus so wenige Spuren übrig bleiben sollten, die selbiges belegen. Aber vll ist das der CSI-Effekt, dass man Wunder-Forensik annimmt, die's selbst heute so nicht gibt ...