Agatha Christie hat geschrieben: ↑Donnerstag, 24. März 2022, 20:40:59Ja, dann nehme ich aus der Not heraus sehr gerne Frackinggas aus Amerika.
Dann mach mal.
Dazu brauchst du aber das nötige Kleingeld. Und zwar richtig viel und säckeweise.
1 MMBtu amerikanisches LNG kostet 27,20 US$.
1 MMBtu russisches natürliches Gas kostet 5,20 US$.
Amerikanisches Fracking-Gas ist um das Zigfache teurer als das viel einfacher, verlässlicher und umfangreicher lieferbare russische Erdgas, das uns seit Jahrzehnten treu und zuverlässig von der Russischen Föderation geliefert wird und was uns eine warme Hütte im Winter garantiert.
Lieferterminals für Fracking-Gas gibt es nicht, auch die würden kosten, das Bauen Zeit beanspruchen, Sinn hätte es keinen, und auch die nötige Anbindung an die Gasleitungssysteme fehlt. Da kann man also richtig viel Steuer-Geld versenken für Strukturen, die es längst gibt und besser gibt.
Und man bekäme dieses Gas realiter erst in 1-2 Jahren oder noch später.
Das heißt, funktioniert nicht. Wer ernsthaft vorhat, auf russisches Gas und Öl zu verzichten, ohne eine Alternative zu haben, die funktioniert, und zwar ab Tag 1 des Verzichts, der manövriert "uns" direkt in den Zusammenbruch und in die Hölle. Und das ist nicht übertrieben.
Dabei wird es nicht bei dem Frieren-gegen-Putin bleiben, das gibt Dominoeffekte, Unternehmen, die die Energiepreise nicht mehr stemmen, Kunden, die die Produkte nicht mehr zahlen könne, Gas, das nicht mehr in der Produktion verfügbar ist.
Und Gas&Öl sind ja nicht das einzige Problem. Die törichte Sanktionierungs-Eskalation trifft die sich moralisch-integer wähnende Deutschen wie ein Bumerang blutig mitten ins eigene Gesicht. Und das völlig selbstverschuldet.
Russland hat eine ganze Reihe von Rohstoffen&Produkten, von denen "wir" abhängen, da wären Neongas, Düngemittel, Aluminium, Nickel zu nennen, und das ist nur die Spitze.
Auch die moralische Argumentation, dass man nicht von Russland kaufen will, weil es Krieg führt, finde ich zwar emotional nachvollziehbar, es ist schlimm, dass dieser Krieg begonnen wurde.
Aber die Staaten, die man dann als alternative Lieferanten wählt, z.B. die USA oder Katar, sind in dieser Beziehung ganz eindeutig nicht besser. Sondern schlimmer. Mit saudischem Öl hat man auch kein Problem, obwohl an deren Händen das Blut der ISIS-Opfer und hunderttausender ermordeter yeminitscher Kinder klebt und die 50 Leicheneinzelteile von Kaschoggi.
Es schlicht eine bombastische Dummheit, Außenpolitik mit moralischen Argumenten zu führen.
Aber diese Argumente sind ja auch nicht die wahren Beweggründe. Moralische Argumente werden eigtl immer verwendet, wenn man die Bevölkerung durch das Mobilisieren starker Emotionen (bei gleichzeitigem Vorenthalten der Erläuterung der tatsächlichen Zusammenhänge) in die Richtung manövrieren will, wo man sie haben will, um Zustimmung zu erzeugen, für die Dinge, die auf der Agenda stehe. In diesem Fall massive Aufrüstung, die die Staatshaushalte kollabieren lässt und die Kassen von Lookhead, Boeing, Raytheon, Northrup klingen lässt.
Dem Ukraine-Krieg gingen mehrere Jahre der Eskalation voraus.
Die wurden vom "Westen" betrieben. USA und Großbritannien sind der Motor. Die USA sehen die Eskalation und das Bilden eines Riegels ("Intermarium" genannt) zwischen Russland und Mitteleuropa als die einzige Möglichkeit an, ihren Status als Weltmacht zu erhalten bzw. ihren Niedergang als Supermacht herauszuzögern, obwohl der nicht aufzuhalten ist u.a. aus Gründen der Demografie.
Wir hätten den ganzen Ärger und den Krieg nicht, wenn sich die Europäer auf ihre eigene Situation und Notwendigkeiten besinnen würden und nicht amerikanische, meist aggressiv-konfrontative imperiale Politik zu ihrem eigenen Schaden umsetzen würden. Und das hätte bedeutet, dass die Europäer Druck gemacht hätten, was das Umsetzen des Minsker Abkommen angeht und generell, dass sie die berechtigten Mindestanforderungen Russlands bzgl. der Ausdehnung der NATO, der Installierung von Marionetten-Regierungen der USA (wie die von Selenski und vorher Juschtschenko) und deren Regime-Change- und Destabilisierung-Politik in z. B. der Ukraine, oder Georgien oder Kasachstan etwas entgegengesetzt hätten - oder sie zumindest beim Namen nenne und verdammen. Selbst das passiert ja nicht. Es wird ja durch die Bank geleugnet. Oder dass es seitens Europas nicht geduldet wird, wenn die USA Biowaffen vor den Toren Russlands herstellen, in der Ukraine oder Georgien.
Das sollte man sich einfach mal umgedreht vorstellen, wenn man Schwierigkeiten damit hat, zu verstehen, dass es eine ernste und erhebliche Bedrohung ist.
Das Umkehrszenario wäre, dass z.B. China Biowaffenlabore an der us-mexikanischen Grenze installiert, vor der Küste Kaliforniens mit seiner Marine patrouilliert, in Mexiko eine Regierung installiert, die extrem anti-amerikanisch agiert und außerdem dass sie Paramilitärs einsetzen, die im mexikanisch-texanischen Grenzgebiet Gefechte auf beiden Seiten der Grenze führen, über Jahre und 15.000 Leute töten.
Die meisten Leute würde man verstehen, wenn die USA reagieren würden. Und auch dass, wenn alle Versuche der Diplomatie abgeschmettert werden, über Jahre, dass es irgendwann eine militärische Antwort gibt.
Und genau das ist die Situation zwischen der Ukraine als Proxy der USA (und dem UK und Teilen der EU) wobei die USA dieses Spiel ja nicht nur in der Ukraine spielen, sondern vielfältig entlang der an Russland angrenzenden Staaten. Sie geben das auch zu, dass sie eine Strategie der Überdehnung gegen Russland fahren (siehe RAND-Cooperation). Ebenso wie zugaben, dass sie 2014 in der Ukraine geputscht haben, mit 5 Milliarden Dollar CIA-Geld.
Für eine politische Befriedigung der Konflikte zwischen Ukraine, Russland und im Grenzgebiet, gab es sogar Ansätze der europäischen Politik, auch von Merkel und Macron, aber nicht deutlich genug.
Es wäre ganz banal. Die NATO sollte sich mäßigen, die Europäer sollten sich von den USA emanzipieren, und ihre eigene Perspektive und Interessenlage über die der USA stellen. Dann gäb es Frieden in der Ukraine und Europa - auch wenn die Springerpresse in BILD und WELT in ihrer gruseligen Propaganda und ihren gefakten Fotos und Videos ihren freiwilligen Konsumenten um die Ohren haut: Dieser Krieg ist nicht wg des persönlichen Wahnsinns eines einzelnen Politikers ausgebrochen - das ist platteste NATO-Propaganda, die sie bei wirklichem jedem Krieg abspulen, nur der Name des Schurken ändert sich.
Hier geht es um Dinge, die man vorher besser diplomatisch hätte regeln können, aber nicht wollte, seitens des Westens und das über einen Zeitraum von knapp 20 Jahren.
Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Es wird nicht mehr leicht zu lösen sein, und es wird viele Prozesse in Gang setzen, die die politische Landkarte und Kräfteverhältnisse neu definieren werden. Dabei wird "der Westen" einige Illusionen über seine Rolle und seine Bedeutung in der Welt und seine Identität aufgeben müssen. Das fängt momentan schon an, z.B. Stichwort Petro-Dollar vs Petro-Yuan.