Polizei hofft im Fall Carolin G. auf weitere Zeugen
1100 Hinweise, keine heiße Spur:
Die Soko "Erle" wendet sich vier Wochen nach dem Fund der toten Joggerin erneut an die Öffentlichkeit.
Keine Auskunft gibt die Polizei zum Handy der Toten.
Vier Wochen nach dem Auffinden der Leiche von Carolin G. fehlt der 40-köpfigen Sonderkommission (Soko) "Erle" noch immer eine heiße Spur. Wie Staatsanwaltschaft Freiburg und Polizeipräsidium Freiburg am Donnerstag mitteilten, gehen die Ermittler inzwischen etwa 1100 Hinweisen und Spuren nach.
Gesucht werden ganz konkret weitere potenzielle Zeugen, die sich am Tattag im Bereich zwischen Endingen und Bahlingen aufhielten, bislang aber noch keinen Kontakt mit der Polizei hatten.
Lücken bei möglichen Zeugen
In den Weinbergen zwischen Endingen und Bahlingen oder im Bereich des Bestattungswaldes waren am Sonntag, 6. November, verschiedene Personen unterwegs. Das weiß die Polizei. Mit vielen von ihnen haben die Mitarbeiter der Soko gesprochen, deren Beobachtungen aufgenommen und miteinander abgeglichen.
Dabei gab es auch Hinweise auf Personen, die sich am Tattag auf dem Verbindungsweg zwischen Endingen und Bahlingen und im Bereich des Parkplatzes des Bestattungswaldes aufhielten.
Nach Auswertung der Aussagen steht für die Ermittler fest, dass "es noch Leute gibt, die dort unterwegs waren, aber sich noch nicht gemeldet haben", betont Polizeisprecher Walter Roth.
Hinweise auf einen möglichen Täter seien nicht dabei; die Zeugensuche habe nichts mit einem Tatverdacht zu tun. Für das Gesamtbild der Soko wäre es aber wichtig, wenn die Ermittler mit allen sprechen könnten, die sich am Tattag zwischen Endingen und Bahlingen aufhielten. Wer sich bisher noch nicht gemeldet habe, werde gebeten, sich als Zeuge mit der Soko in Verbindung zu setzen – unabhängig von der eigenen Einschätzung, ob man etwas Verdächtiges beobachtet habe.
Zeugin gab wichtigen Hinweis
Carolin G. war am 6. November gegen 15 Uhr von ihrer Wohnung im Endinger Stadtgebiet zum Joggen aufgebrochen. Zeugen hatten sie am Bahlinger Weg stadtauswärts gesehen.
Ihr weiterer Weg war zunächst unklar. Einen Tag, bevor ihre Leiche schließlich gefunden wurde, lenkte eine weitere Zeugin die Aufmerksamkeit der Ermittler in Richtung Bestattungswald.
Sie hatte eine Joggerin, auf die die Beschreibung passte, im dortigen Bereich laufen sehen – in Richtung Bahlingen, wie die Polizei auf Nachfrage bestätigt.
Ein zwingendes Indiz dafür, dass der Erstkontakt zwischen Opfer und Täter ebenfalls dort nahe dem späteren Fundort der Leiche stattfand, ist das aber nicht, denn Carolin G. lief laut Polizei nicht immer Runden, sondern drehte mitunter auch einfach um und lief dieselbe Strecke zurück.
Bei der Suche nach dem unbekannten Täter kann jede noch so kleine Beobachtung die Polizei weiterbringen.
Warten auf Täter-DNA
Ein entscheidender Fortschritt für die Ermittlungsarbeit wäre es, aus der Vielzahl an gesicherten Spuren die DNA des Täters herausfiltern zu können.
Damit wäre der Abgleich mit dem festgenommenen, dringend Tatverdächtigen in Freiburg ebenso schnell möglich wie mit anderen DNA-Daten.
Ein Tatzusammenhang mit dem Tötungsdelikt an der Studentin in Freiburg könne nach momentanem Ermittlungsstand weder ausgeschlossen noch bestätigt werden, so Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag.
Viel Arbeit für Kriminaltechnik
Nach wie vor dauert die Sichtung und kriminaltechnische Auswertung des umfangreichen Spurenmaterials im Fall Carolin G. an. Wie lange diese Untersuchungen noch in Anspruch nehmen werden, lasse sich aufgrund der komplexen Spurenlage nicht abschätzen.
Ebenso wie beim Mord an der Dreisam in Freiburg gingen auch beim Fall Carolin G. säckeweise "Naturalproben" ins Labor des Landeskriminalamtes – das Unterholz am Fundort ebenso wie Erdproben, die grundsätzlich auf Verdacht genommen werden, wie der Polizeisprecher erklärt.
Keine Festnahme, kein Tatverdacht
Bei der Abklärung von Hinweisen komme es grundsätzlich gelegentlich zu Überprüfungen von Personen, betont die Polizei, weist aber ausdrücklich darauf hin, dass es im Fall der getöteten Joggerin aktuell keine Festnahme und keinen dringenden Tatverdacht gibt:
"Staatsanwaltschaft und Polizei raten, sich nicht aufgrund von öffentlichen Spekulationen, beispielsweise in sozialen Netzwerken, zu informieren, sondern sich ausschließlich auf behördliche Quellen zu verlassen."
Keine Auskunft gibt es von der Polizei zum Handy der Toten.
Dass Carolin G. es am Tattag dabei hatte, hatten die Ermittler noch während der Suche nach der jungen Frau bestätigt, ebenso, dass es sich nicht orten lasse. Mutmaßungen, wonach das Gerät inzwischen gefunden sein soll, kommentiert die Polizei nicht.
Von privater Seite wurden mittlerweile weitere bis zu 3000 Euro als Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die zur Identifizierung und Ergreifung des Täters führen. Damit sind bis zu 28 000 Euro ausgelobt, davon 22 000 Euro von privater Seite.
Die Soko "Erle" ist unter der Telefonnummer 07641/582-114 erreichbar.
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