MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG), 2017

INTERNE, NICHT ÖFFENTLICHE DISKUSSION UND ÖFFENTLICHE DISKUSSION
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AngRa
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Das ist schon ein seltsamer Fall.

Auf Nachfrage von Strafverteidiger Jonas Hennig räumten beide Zeuginnen ein, von Nadine L. trotz aller Spannungen nie etwas über körperliche Gewalt gehört zu haben.

Beide Zeuginnen hatten jedoch von einvernehmlichen Sado-Maso-Sexspielen erfahren, bei denen Volker L. den devoten Part einnahm. „Wenn er sie mal wieder dauernd schlecht gemacht hatte, war es an der Zeit, dass er bestraft werden musste“, erklärte die Mutter des Opfers. Gleichzeitig habe der Mann auf Anregung ihrer Tochter ein Antigewalt-Training mitgemacht
https://www.abendblatt.de/region/norder ... treit.html

Die Sado-Maso-Spiele mit dem Angeklagten als dem devoten Part sind also durch Zeugenaussagen bestätigt und auch, dass es nie Klagen des Opfers über körperliche Gewalt gab.

Schwer vorstellbar, dass der Angeklagte, der an diversen Krankheiten litt, seine durchtrainierte Frau unterwegs angegriffen und durch massive Schläge getötet hat. Merkwürdig ist auch, dass das Opfer zunächst mit der ersten Frau des Angeklagten und ihm in einer Dreiecksbeziehung gelebt hat. Die Ehefrau soll später mit dem gemeinsamen Kind in ein Frauenhaus gezogen sein. Das setzt eigentlich voraus, dass sie Gewalttätigkeiten ausgesetzt war, denn in einem Frauenhaus wird nicht jede aufgenommen, der nach einer gescheiterten Beziehung zu Hause auszieht. Da kommt es auf Schutzbedürftigkeit an. Vielleicht sagt die Ex-Frau auch noch als Zeugin aus, wäre interessant, was sie über das Verhalten des Angeklagten zu berichten hat, falls sie aussagt und nicht vom Aussageverweigerungsrecht Gebrauch macht.
Coco
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

Ungelesener Beitrag von Coco »

Ob körperlich schwach oder nicht – die Brutalität, mit welcher der Täter auf sein Opfer eingedroschen haben muss, ist gleichwohl erschütternd. In grausigen Einzelheiten beschrieb Medizinerin Benz vor der Kammer die schweren Verletzungen des Leichnams. Durch die Schläge mit dem sogenannten Recyclingpfahl, einem Zaunpfahl aus recyceltem Altplastik, waren Kopf und Gesicht der jungen Mutter regelrecht zertrümmert worden. Die exakte Zahl der Schläge gegen den Kopf habe sich wegen der schwere der Verletzungen zwar nicht mehr bestimmen lassen
Ja, das ist ein seltsamer Fall. Die Ermittlungen haben sich von Anfang an auf den Ehemann konzentriert. Die Tatwaffe wurde erst Wochen nach der Tat gefunden (sofern man von der späten Berichterstattung darüber darauf schließen kann). Wenn es keine unmittelbaren Zeugen und weitere Beweisstücke gibt, die zu Lasten des TV gehen, müssen sich wohl eindeutige Spuren des Angeklagten und des Opfers auf dem Recyclingpfahl befunden haben? Diese Altplastik-Recyclingpfähle haben (hätte ich nicht gedacht) ein enormes Gewicht ( z.B. https://www.recyclingkunststoff24.de/pf ... mit_spitze). Dass der Angeklagte nach Auffinden seiner toten Frau bei der Polizei angegeben hat, er habe diese mit einem Loch im Kopf vorgefunden, war wohl reichlich untertrieben.
AngRa
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Hier ist noch ein weiterer Bericht vom Prozess:

Es geht um etwas Prozessuales, denn die Verteidigung widerspricht der Verwertung belastender Aussagen.
Schackendorf/Kiel. Der wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagte Volker L. (48) räumte im November 2017 am Rande polizeilicher Vernehmungen ein, tödliche Gewaltfantasien gegen Nadine L. (34) gehegt zu haben: Nach Aussage einer am Dienstag im Kieler Landgericht vernommenen Kripobeamtin erklärte dieser von sich aus, er sei „total wütend“ gewesen, „dass er sie am liebsten erschlagen hätte“.

Die Verteidigung widersprach der Verwertung der brisanten Aussagen: Volker L. sei damals nicht über sein Schweigerecht belehrt worden. Wie berichtet, wurde Nadine L. in der Feldmark bei Schackendorf mit einem Zaunpfahl erschlagen. Der Angeklagte bestreitet die Tat.

https://www.abendblatt.de/region/norder ... ssert.html

Naja, auch wenn die Aussage zu den Gewaltfantasien nicht verwertet werden darf, gibt es doch durch die Beweisaufnahme genug Hinweise dazu, dass das Verhältnis der Eheleute untereinander sehr schlecht war, weil der Mann sehr eifersüchtig war und seine Frau damit regelrecht drangsaliert hat. Da kann man ein Motiv doch sehr gut erkennen.
Coco
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Heute wird der Prozess fortgesetzt.
https://www.abendblatt.de/hamburg/artic ... eugen.html
AngRa
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Nach dem psychiatrischen Gutachten ist der Angeklagte voll schuldfähig.


Gutachten: „Ehemann ist voll schuldfähig“

Der wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagte Volker L. (48) ist voll schuldfähig. Das ist das Fazit des psychiatrischen Gutachtens, das am Donnerstag im Kieler Landgericht präsentiert wurde.

Kiel/Schackendorf.

Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie bezeichnete die Persönlichkeit des Angeklagten, der im November vergangenen Jahres seine trennungswillige Ehefrau (34) bei einem Spaziergang in der Feldmark bei Schackendorf mit einem Zaunpfahl erschlagen haben soll, als durchaus auffällig. Volker L. sei „paranoid strukturiert“, sagte Bachmann. Sein Verhalten weise narzisstische und dissoziale Züge auf.


So neige der Angeklagte dazu, „mehr aus sich zu machen als das, was er ist“. Auch sein Hang zur Eifersucht sei „nicht normal“. Doch alle diese Eigenheiten hätten keinen Krankheitswert, der dem Angeklagten im Fall einer Verurteilung eine erhebliche Einschränkung seiner Steuerungsfähigkeit bescheinigen und damit eine Strafmilderung einbringen könnte.

http://www.ln-online.de/Lokales/Segeber ... huldfaehig
Coco
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Unverständlicherweise spricht die Presse hier von Prozessmarathon. Offenbar war die Justiz ursprünglich der Überzeugung, aufgrund einer geschlossenen Indizienkette zu einem schnellen Urteil zu finden. Bislang wirken die an die Öffentlichkeit gelangten Informationen zu den "Indizien" eher mager.
Dieses interessante Detail wird erheblich zu gewichten sein:
Ein anderes ist der Fingerabdruck eines polnischen Straftäters auf der Tatwaffe, einem Zaunpfahl. Die Identität des Mannes (32) ist bekannt, sein Aufenthaltsort nicht.
https://www.abendblatt.de/region/norder ... kannt.html
AngRa
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Der Prozess ist also noch lange nicht beendet.

Kiel/Schackendorf. Nach ihrer ursprünglichen Terminplanung hätte die Schwurgerichtskammer ihr Urteil im Fall Schackendorf bereits verkünden sollen. Doch der Prozess gegen den wegen Mordes angeklagten Ehemann Volker L. (48), der seine Frau Nadine (34) im November 2017 bei einem Spaziergang in der Feldmark „aus niedrigen Beweggründen“ erschlagen haben soll, entwickelt sich zum Marathon.

Jetzt verhandelte das Gericht erneut bis in den frühen Abend – und vertagte sich auf den 7. Januar. Ein Ende der Beweisaufnahme ist trotz disziplinierter Verhandlungsführung wohl erst in mehreren Monaten zu erwarten: Die Prozessbeteiligten stimmten weitere Fortsetzungstermine bis Anfang April 2019 ab.


Eine öffentliche Prognose, ob die Indizien am Ende für eine Verurteilung reichen oder nicht, traute sich von den Beteiligten bisher nur einer zu: Der Verteidiger hat sich schon am ersten Prozesstag auf Freispruch festgelegt.

https://www.abendblatt.de/region/norder ... kannt.html


Das Gericht hat ja aufgrund der Anklageschrift die Prozesstermine festgesetzt und es muss zunächst aufgrund der vorgelegten Beweismittel ( Zeugenaussagen, Gutachten) davon ausgegangen sein, dass die Beweisaufnahme schnell beendet ist. Es war von Anfang an klar, dass es sich um einen Indizienprozess handelt. Gericht und Staatsanwaltschaft haben wohl offenbar nicht mit relevanten Widersprüchen in den Zeugenaussagen gerechnet und sie haben wohl auch die Möglichkeit falsch gewichtet, dass ein anderer als Täter in Frage kommen kann. Aufgrund seiner speziellen Biografie, insbesondere den Vorstrafen, hat sich die Staatsanwaltschaft vielleicht zu schnell auf den Ehemann als Täter festgelegt.
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Im Indizienmordprozess gegen einen 48-jährigen Mann aus Schackendorf bei Bad Segeberg hat dessen Verteidigung den Verdacht auf einen anderen Mann gelenkt. An der Tatwaffe befänden sich nachweislich die Spuren eines Mannes, dessen Daten in niederländischen und französischen Polizeiakten im Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt und Menschenhandel aufgetaucht seien, sagte Verteidiger Jonas Hennig am Montag vor dem Kieler Landgericht. Dass dieser Mann der Täter sei und die Frau erschlagen habe, sei „keine fernliegende theoretische Möglichkeit, sondern naheliegend“.
Die Bemühungen des Gerichts, den Mann ausfindig zu machen, bezeichnete der Anwalt in seinem Beweisantrag als nicht ausreichend. Der erheblich vorbestrafte und nach Aktenlage aus Polen stammende Verdächtige nutze nachweislich zwei Identitäten. Das Gericht müsse ihn ausfindig machen und laden „zum Beweis der Tatsache, dass er die Ehefrau erschlagen hat“, heißt es in dem Antrag des Verteidigers.
https://www.shz.de/regionales/kiel/ange ... 37602.html

Man bekommt den Eindruck, dass von einer sicheren Beweiskette in diesem Prozess nicht die Rede sein kann. Den Angeklagten entlastende Beweise wurden offenbar nicht ausermittelt. Wie will man zu einem Schuldspruch gelangen, wenn eine weitere Person für die Tat infrage kommt?
AngRa
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Nein, von einer sicheren Beweiskette kann nicht die Rede sein, auch wenn die ausgewerteten Mobilfunk-Daten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft den Angeklagten belasten sollen.

Das blutverschmierte Mobiltelefon von Volker L. belegt laut LKA-Gutachten, dass er sich in der Tatnacht um 0.36 Uhr in der Nähe des Leichenfundorts aufhielt. Drei Stunden später dokumentiert das Navi seine Fahrt zu einer Bankfiliale in Bad Segeberg. Dort hielt eine Überwachungskamera fest, wie er am Geldautomaten seine Hände und Finger genau betrachtet.
https://www.abendblatt.de/region/norder ... emann.html

Dass er sich in der Tatnacht in der Nähe des Leichenfundortes aufhielt, macht ihn nicht zwingend verdächtig, weil der Fundort in der Nähe seiner Wohnung ist und weil es ja sein kann, dass er dort in der Gegend unterwegs war um seine Frau zu suchen. Naja und dass er seine Hände und Finger genau betrachtet hat, ist auch ein eher schwaches Indiz.
Coco
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Die Beweisaufnahme ist beendet. Im Artikel sind die Indizien zusammengefasst.
http://www.ln-online.de/Lokales/Segeber ... ordprozess

Gibt es eindeutige Beweise, dass Volker L. der Mörder war? Nein. Als Tatwaffe wurde zwar der in der Nähe der Leiche gefundene Zaunpfahl aus recyceltem Kunststoff eindeutig von der Kriminalpolizei identifiziert. Die daran gefundenen DNA-Spuren des Täters können Volker L. aber nicht zugeordnet werden. Die Rechtsmedizin konnte lediglich auf einen männlichen Täter schließen, eine detailliertere Analyse ließ die Qualität der Spuren nicht zu. Es existieren auch keinerlei Augenzeugen der Tat.
Was hat es mit dem Polen auf sich? Verteidiger Dr. Jonas Hennig setzt bei seiner Verteidigung zum großen Teil auf diese Spur. Tatsächlich haftete eine gut erhaltene DNA-Spur an einer Öse des Zaunpfahls, der Tatwaffe, an, die in der Datenbank des Bundeskriminalamtes dem Wanderarbeiter und Kleinkriminellen Bartosz G. zugeordnet werden konnte. Zuletzt lebte G. in den Niederlanden. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt, alle Versuche von Polizei und Justiz, ihn zu finden und als Zeugen zu befragen, sind bislang gescheitert. Aus noch nicht ganz nachvollziehbaren Gründen halten aber weder die Staatsanwaltschaft noch das Gericht den Polen für so dringend tatverdächtig, um den Prozess ins Wanken zu bringen.
Auf das Urteil bin ich sehr gespannt. Für einen Schuldspruch reichen die Indizien mMn nicht aus.
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Auf das Urteil darf man sehr gespannt sein. Zwar hatte der Angeklagte wohl ein Mordmotiv, aber meiner Meinung nach reichen die Indizien zur Verurteilung nicht aus. Immerhin kommt ein anderer aufgrund von Spuren an der Tatwaffe als Täter in Frage. Das wiegt schwer. Es könnte allerdings so sein, dass das Gericht das Ergebnis der Beweisaufnahme anders wertet, denn es muss immer noch von einem dringenden Tatverdacht und einer wahrscheinlichen Verurteilung ausgehen, denn anders ist es nicht zu erklären, dass der Angeklagte sich noch in U-Haft befindet.
Coco
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

Ungelesener Beitrag von Coco »

Mir tut der Angeklagte leid. Ich glaube nicht, dass er der Täter ist, auch wenn er wegen der pathologischen Eifersucht und den Trennungs-/Verlustängsten ein Motiv hatte. ER ist die einfachste Lösung des Falles.
Von Beginn an sah es so aus, dass hier möglichst schnell ein Täter präsentiert und abgeurteilt werden sollte. Bei der Tatwaffe ging man anfangs davon aus, dass es sich um eine Holzlatte und ein Messer (Halsschnitt) gehandelt hat. Später wurde der Kunststoffpfahl als Tatwaffe präsentiert, auf dem keinerlei Spuren des TV nachgewiesen werden konnten.
(Nach Informationen der Segeberger Zeitung konnte die Spurensicherung am mutmaßlichen Tatwerkzeug, einer Holzlatte, keine verwertbaren Hinweise finden. Auch die Suche nach einem Messer, das im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt eine Rolle gespielt haben könnte, verlief laut Polizei erfolglos. http://www.kn-online.de/Lokales/Segeber ... mann-steht ).

Die Argumentation des Verteidigers kommt sicher nicht von ungefähr. Schon als Außenstehender kann man den Eindruck gewinnen, dass hier unsauber gearbeitet wurde. Wer weiß, wann der Angeklagte erstmals einen Anwalt zur Unterstützung hatte. Der TV hat sich nach Schlafentzug geschwächt, naiv (und im Wissen, dass er unschuldig ist?) zu Äußerungen hinreißen lassen, die im Beisein eines Anwaltes wohl so nicht gefallen wären.
Überhaupt ist es rätselhaft, dass es aufgrund der schwachen Indizien möglich war, den TV in U-Haft zu behalten. Dem Anwalt kann ich nur beipflichten.
Anklage stütze sich nur auf Vermutungen
Hennig macht dagegen Zweifel an der Anklage geltend, die sich aus seiner Sicht nur auf Vermutungen stützt und der eindeutige Beweise fehlten. Die Staatsanwaltschaft habe als angeblich objektive Behörde versagt und „eine entfesselte Polizei ermitteln lassen“. Es seien etliche „Schandtaten der Polizei protokolliert“. Sie habe seinen Mandanten auch noch vernommen, nachdem der 24 Stunden nicht geschlafen und längst nach einem Anwalt gefragt habe.
Sein Mandant, so der Verteidiger, habe sich von Anfang an kooperativ verhalten und dabei immer wieder seine Unschuld beteuert. „Seine Aussage ist glaubhaft, widerspruchsfrei und detailreich“, betont er. Demnach gibt es „kein Beweismittel, das seine Aussagen widerlegt“. So fehle auch eine zweite angenommene Tatwaffe, mit der der Halschnitt ausgeführt worden sein soll. Im übrigen sei sein schwerkranker Mandant schon rein körperlich nicht in der Lage gewesen, seine Frau zu töten, die sportlich topfit und als Krankenschwester in der Psychiatrie Selbstverteidigungstrainings absolviert habe.
https://www.fehmarn24.de/schleswig-hols ... 84948.html
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Mord in Schackendorf: Staatsanwältin fordert Lebenslang

https://www.abendblatt.de/hamburg/artic ... artet.html
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Mord in Schackendorf: Verteidigung fordert Freispruch
Im Prozess um den Mord an der 34-jährigen Krankenschwester Nadine L. aus Schackendorf hat Rechtsanwalt Jonas Hennig am Freitagvormittag in nichtöffentlicher Sitzung die Verteidigungsrede für den angeklagten Ehemann des Opfers gehalten.
Aus Sicht von Hennig reichten die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Indizien nicht für eine Verurteilung von Volker L. aus, teilte Gerichtssprecherin Rebekka Kleine den Lübecker Nachrichten mit. Zudem gebe es aus Sicht des Juristen teilweise Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger der sogenannten Umfeldzeugen, unter anderem Nachbarn, die dem Gericht über Eheprobleme des Paares berichtet hatten, bei denen auch Gewalt im Spiel gewesen sein sollte.
Das „letzte Wort“ im Prozess hatte der Angeklagte selbst, der sich während des gesamten Verfahrens über nicht ein einziges Mal selbst zu den Anschuldigungen geäußert hatte. Er beschränkte sich auf zwei kurze Sätze: „Ich habe meine Frau nicht umgebracht. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“

Das Urteil wird für den 26. Februar erwartet.

http://www.ln-online.de/Lokales/Segeber ... ordprozess
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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:shock: Die Urteilsbegründung würde ich gerne lesen.
Für den gewaltsamen Tod seiner Ehefrau ist ein 48-Jähriger aus Schackendorf bei Bad Segeberg zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. In dem Indizienprozess sah es das Kieler Landgericht am Dienstag als erwiesen an, dass der Mann die 34-Jährige im November 2017 mit einem Zaunpfahl erschlagen hatte.
http://www.kn-online.de/Nachrichten/Sch ... re-in-Haft

Hier steht vllt. mehr drin, allerdings müsste man sich registrieren.
https://www.shz.de/regionales/schleswig ... 67722.html
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Der NDR hat heute auch kurz berichtet.

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... rf104.html
Beharrlichkeit führt auch zum Ziel!
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Re: MORDFALL NADINE L. (34 †), SCHACKENDORF (BAD SEGEBERG),

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Es wird also eine Revision geben. Ich bin gespannt ob von der nächst höheren Instanz das Urteil bestätigt wird.
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