Ich hatte mich mal in 2014 für einen Kriminalfall in München interessiert. Da wurde eine Frau im Becken einer "Kompostieranlage" gefunden.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/le ... -1.1857758
Und zwar nachdem das Becken aufgetaut war, im Januar. Da war es wohl warm. Es war anfangs nicht klar, ob Mord, Unfall, Selbstmord und auch der Zeitpunkt des Geschehens, als sie wie-auch-immer in das Wasserbecken geriet, war vage.
Sie wurde zunächst als Mitt-Zwanzigerin eingeschätzt, wegen jugendlicher Kleidung und vom Gesamteindruck. Wer sie war, war einige Zeit unbekannt.
Ich hab damals in München gearbeitet und bin dahin, und hab mir die Kompostieranlage angeguckt und in der Nähe was gefunden, von dem ich dachte, es könnte mit einem Täter zu tun haben oder zum Opfer gehören (es war eine Ledertasche (oder -jacke) unter schmelzenden Schnee, in der 2 Kreditkarten waren, keine 10m hinter dem Becken wo die Tote gefunden worden war).
Jedenfalls stellte sich nach einiger Zeit heraus, wer die Tote war, und dass sie Mitte 40 war, und psychische Probleme hatte. Und es keinen Hinweis auf Fremdverschulden gab. Sie hätte, so hieß es, eine Psychose gehabt und sei suizidal gewesen, was aus einer merkwürdigen Verabschiedung ihrer Mutter gegenüber geschlussfolgert wurde. Damit wurde der Fall abgeschlossen. Allerdings hieß es, sei noch eine toxologische Untersuchung unterwegs, die sehr kompliziert und aufwendig sei und viel, viel Zeit in Anspruch nähme, und mit der man wirklich 200% ausschließen wolle, dass es nicht vll doch ein Verbrechen war, was die arme Frau ums Leben gebracht hat. Das wurde nämlich anfangs sehr stark, auch von der Polizei, vermutet.
Das toxologische Gutachten wurde wie gesagt als sehr schwierig und aufwendig bezeichnet und man müsst einige bis viele Wochen warten, bis das Ergebnis eintreffen würde.
Weil ich ja diese Kreditkarten in der Jacke/Tasche gefunden hatte und das der zuständigen Dienstelle gemeldet hatte, sass ich für etwa 10min im Wagen eines Kripobeamten auf dem Parkplatz vor der Kompostieranlage, um ihm den Fund zu übergeben und das ganze Prozedere, wie, wer und warum abzuspulen. (Es stellte sich dann später heraus, dass die Kreditkarten aus einem Raub auf dem Parkplatz stammten und nichts mit der Toten zu tun hatten).
Jedenfalls als ich mit dem Kripomenschen sprach, sagte er beiläufig, dass sie das toxologische Gutachten, von dem es in der Presse hiess, es sei erst in Wochen bis Monaten ein Ergebnis zu erwarten, dass sie das schon längst hätten und es nichts Auffälliges zeigen würde. Das fand er ziemlich lustig, dass die Öffentlichkeit noch brav Wochen abwartete, und annahm, dass dann das Ergebnis bekannt gegeben würde. Tatsächlich gab es aber nie wieder irgendeine Meldung zu dem Fall oder dem Toxologie-Gutachten. Und die Presse hakte auch nicht nach.
Und das erinnert mich jetzt an die Story mit der DNA an der Sonnenbrille vom Schluchtensteig-Eingang in Todtmoos. Das ist genau dieselbe Technik von Sich-Zeitkaufen und Hinhalten mit nebulösen, pseudo-substantiellen Formulierungen, die aber letztlich nur heiße Luft sind.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass keine DNA-Untersuchungen mehr laufen (4 Monate nach dem Fund) und was auch immer vorher in dieser Richtung unternommen wurde, längst erledigt ist und aber nicht den erhofften Durchbruch brachte.
Allerdings würde ich nicht ausschließen, dass an der Brille tatsächlich Scarletts DNA gefunden worden sein könnte. Von der wäre prinzipiell quantitativ mehr zu erwarten (falls es ihre war, hätte sie ja täglich angefasst), als von einem Täter, der sie ggf überfallen hätte. Der hätte u.U. gar keine DNA hinterlassen, weil er die Brille ja nicht anfassen muss, um sie zu überwältigen. Und dass die Polizei diese nicht unaufwendigen Suchmassnahmen durchführte, hat sicher einen konkreten Grund.
Jedenfalls spricht alles dafür, dass die Staatsanwaltschaft Waldshut sich bei diesem Thema weiter bedeckt halten wird. Und wir nur für den Fall wieder davon etwas hören werden, falls es irgendwann mal einen Prozess gibt.
Das FB-Post von BfS, wo ja von einem
definitiven Nachweis von Scarletts DNA die Rede war, spricht auch ein bisschen dafür, dass hier die Schweigegelübde durchbrochen wurde, und dann eilig korrigiert wurde.
Wobei es bestimmt richtig, ist, dass StA und Pol alle Infos hinterm Berg halten, solange sie den Fall nicht geklärt haben. Das soll alles keine Kritik daran sein, dass Ermittlungsdetail nicht öffentlich gemacht werden. Das ist gut so.