moskito hat geschrieben: ↑Freitag, 24. Oktober 2025, 08:14:13
Zuerst einmal muss gesagt sein, dass eine Mordkommission keine eigene Abteilung (Dezernat) der Polizei ist, sondern eine Arbeitsgruppe bestehend aus mehreren Dezernaten (...)
Das Gründen der Mordkommission hat im Fall Rebecca Reusch nur den faden Beigeschmack, dass trotz fehlender Leiche und fehlender Beweise von dem Tot von Rebecca ausgegangen wird.
Vielen Dank für die Erklärung, moskito.
Dass eine MoKo nicht nur in Sachen Mordverdacht ermittelt, sondern generell bei Verdacht auf ein Gewaltverbrechen (der nicht zwangsläufig tödlich enden muss) wusste ich. Dass es keine spezielle Einheit dafür bei den Behörden gibt, sondern je Einzelfall eine MoKo aus verschiedenen Kompetenzbereichen der Ermittler zusammengestellt wird, nicht.
Danke also für die Erklärung.
Trotzdem verstehe ich nicht, warum diese MoKo in diesem speziellen Fall
so schnell gegründet wurde.
Nehmen wir also zb den Fall Natascha Kampusch - da leuchtet mir ein, dass eine MoKo sofort ans Werk geht und den Fall bearbeitet, einfach aufgrund des Alters der vermissten Person. Natascha war ja erst 10 Jahre alt und somit noch wirklich ein Kind. Ein Kind hat entweder a) keinen Anlass, auszureißen, weil es ihm in der Familie gut geht oder b) wenn es einen Anlass hat, häufig nicht den Überblick und eine Vorstellung davon, wie es außerhalb des vertrauten Umfelds überleben könnte und wagt diesen Schritt deshalb nicht. Somit ist die Annahme eines unfreiwilligen Verschwindens bei Kindern deutlich höher und damit die Gründung einer MoKo sinnvoll.
Anders ist das aber bei Jugendlichen, die, sobald sie in die Pubertät kommen und zu rebellieren beginnen, ohnehin häufig mehr Zeit mit Freunden verbringen (wollen), als es den Eltern lieb ist.
Und da ist es völlig unerheblich, ob dieser Teen aus guten oder schlechten Verhältnissen kommt oder als Kind still und anhänglich gegenüber den Familienmitgliedern war oder nicht - in der Pubertät ändert sich das Verhalten eines jungen Menschen häufig drastisch.
Was sich nicht so schnell ändert, ist die Erinnerung der Familienmitglieder davon, wie dieser junge Mensch viele Jahre lang, vor Eintritt der Pubertät, gewesen ist - also zb still und anhänglich.
Die meisten Eltern, wenn ihr pubertäres Kind plötzlich verschwindet, würden sagen "Mein Kind würde niemals einfach abhauen!", weil sie so ein Verhalten einfach nicht mit dem stillen, anhänglichen Kind, das sie bisher kannten, in Einklang bringen können.
Und viele dieser Ausreißer-Jugendlichen haben eben trotzdem genau das getan - sind abgehauen, obwohl die Kernfamilie das nicht für möglich gehalten hätte.
Wie kommt also die Polizei bei Jugendlichem X (fiktive Person) auf den Gedanken, dass er bestimmt "nur ein Ausreißer" sei, bei RR aber gehen die Gedanken sehr schnell in Richtung eines Gewaltverbrechens, obwohl beide Familien besteuern, dass ihr braves, kuscheliges Kind niemals einfach abhauen würde?
Das verstehe ich immer noch nicht.
Müssen da nicht mehr Indizien für ein unfreiwilliges Verschwinden vorliegen als einfach "nur" die Beteuerungen der Eltern und ein Ermittler, der diesen Beteuerungen glaubt?